Bin ich unterdurchschnittlich intelligent?

2 Antworten

Der Begriff "unterdurchschnittlich intelligent" wird für Fälle verwendet, wo der IQ unter 85 liegt. "Durchschnittlich" heißt, dass der IQ zwischen 85 und 115 ist. Gymnasiasten würde ich einen IQ von mindestens 90, 95 ausstellen, d.h. "unterdurchschnittlich intelligente" Leute wird man am Gymnasium meiner Einschätzung nach so gut wie nicht finden.

Ein Zusammenhang zwischen Schulnoten und Intelligenz ist grundsätzlich da - statistisch betrachtet ist der IQ der beste Vorhersageparameter für Bildungserfolg (auch wenn der tatsächliche Effekt vom IQ auf den Bildungserfolg stark von sozioökonomischen Faktoren überlagert wird). Allerdings kann es sogar bei Hochbegabten (IQ > 130) mit einer Wahrscheinlichkeit von 10, 15 Prozent (und natürlich auch bei nicht-Hochbegabten) vorkommen, dass ihre schulische Leistungsentfaltung weit unter ihren Möglichkeiten bleibt und sie beispielsweise ihr Abitur oder auch die mittlere Reife in den Sand setzen, sitzen bleiben, uvm. Da spricht man von "Underachievment" und die Gründe dafür können sehr vielfältig sein.

Deshalb: Es wäre vielleicht ein Zeichen für eine hohe Intelligenz, wenn du mühelos Top-Noten herzaubertest. Aber bei schlechten Noten würde ich nicht von vornherein den Schluss ziehen, dass es an einer niedrigen Intelligenz liegt. Sowieso: Was soll es bringen? Willst du lieber eine niedrige Intelligenz bescheinigt bekommen, damit du schon zu Beginn deiner Berufslaufbahn das Gefühl hast, dass du in deinem Umfeld (andere Leute mit Abitur) nicht mithalten kannst? Oder willst du wenigstens versuchen, was aus dir zu machen? Die Intelligenz ist ein sehr fix stehendes, eigentlich schon physiologisches Merkmal. Du solltest dich eher auf die Merkmale konzentrieren, an denen du arbeiten kannst.

Du willst deine Intelligenz anhand zweier Abschlussprüfungen neu bewerten??

Vielleicht solltest du deine Einschätzung besser daran orientieren, dass du es überhaupt bis zu diesen Prüfungen geschafft hast. Wer unterdurchschnittlich intelligent ist kommt gar nicht erst so weit.

Und Prüfungsergebnisse beruhen zu einem nicht unerheblichenTeil auf Zufall.

In einer der letzten Übungsklausuren, die ich vor meinem ersten Staatsexamen geschrieben habe, stand, dass mein Wissen erhebliche Mängel aufweise, ich gar ungeeignet sei. Das hinderte mich aber nicht daran, wenige Wochen später ein Prädikatsexamen zu schreiben. In einem der schwersten Studienfächer, die es gibt.

Also mach dir keinen Kopf, falls deine Prüfungen tatsächlich schief gelaufen sein sollten. Bezüglich deiner Intelligenz bedeutet das gar nichts!