Ist man unterdurchschnittlich intelligent, wenn man sehr schlechte Noten in Mathematik hat?

9 Antworten

Intelligenz ist das, was der Intelligenztest mißt.

Ursprünglich wurden Intelligenztests von Alfred Binet erfunden um einen Schulerfolg oder sogar einen Lebenserfolg vorherzusagen. Dies können standardisierte Tests inzwischen zu etwa 25%. Bei standardisierten Intelligenztests gehört logisch-mathematisches Denken normalerweise mit einem hohen Anteil dazu. Man kann natürlich "Intelligenztests" auch anders ausrichten. Dies hat Howard Gardener mit seiner Theorie der multiblen Intelligenz gemacht. Der praktische Nutzen dieser Tests ist allerdings unbedeutend.

Der Psychologe Lewis Terman hat den Intelligenztest einer Langzeitstudie unterzogen. An Hand von Testergebnissen wählte er 1528 Kinder aus und verfolgte ihren Lebensweg über Jahrzehnte. Die meisten dieser Kinder waren dann im Leben (nicht nur im Beruf) recht erfolgreich. Einen Physik-Nobelpreis erhielten aber später ausgerechnet zwei Testteilnehmer (Luis Alvarez und William B. Shockley), die beim Eingrenzen der IQ-Elite herausgefallen waren. (inhaltlich aus Geo kompakt Nr 15 "Wie wir denken" )

Resumee: Schlechte Noten in Mathematik sind normalerweise für Schüler nicht ein Zeichen von hoher allgemeiner Intelligenz aber es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Schüler in anderen als den standardisierten Bereichen hohe Leistungen erzielen können. Nichts ist so einfach wie es aussieht.

P.S.: Der Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman lehnte eine Einladung ab, Mitglied der HochbegabtenvereinigungMensa zu werden, die er nach dem Gewinn des Nobelpreises erhalten hatte, da er den Mindest-IQ von 130 verfehlt habe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

Es gibt schon einen gewissen Zusammenhang zwischen mathematischer Begabung und Intelligenz. In Mathe zählt der logische Durchblick recht viel. Was in anderen Schulfächern ebenfalls durch Fleiß, Motivation, Ausdauer bestimmt wird, hängt im Matheunterricht doch ziemlich vom Talent ab. Das ist in einigen anderen Fächern allerdings genauso.

Nur ist da Mathe wesentlich rigoroser - so leicht sind eine 1 oder 6, 15 Punkte oder 0 Punkte in anderen Fächern kaum zu schaffen. Die 4 in der Deutsch- oder Englischarbeit ist damit vielleicht genauso am unteren Ende anzusiedeln wie eine 5 oder 6 in Mathe.

Sehr schlechte Noten können außerdem meistens mehrere Ursachen haben und liegen oft ebenso in persönlichen Problemen. Nicht jedem liegt Mathematik. 2/3 der Bevölkerung erreichen beim IQ durchschnittliche Werte. Nicht jeder, der schlechte Mathenoten hat, ist damit gleich unterdurchschnittlich intelligent.

Kann auch an Faulheit, Desinteresse oder Arbeitsverweigerung liegen.

Allerdings reicht normalerweise schon durchschnittliche Intelligenz kombiniert mit Interesse und Engagement vollkommen aus, um die (relativ einfache) Schul-Mathematik recht gut zu schaffen.

Das ist kein Beweis. Kann auch Dyskalkulie sein oder schlechte Lehrer. Aber intelligente Menschen sind in der Regel recht gut in Mathe. Jedenfalls wenn sie Mathe interessant finden.

Es macht mich immer wieder ärgerlich, wenn behauptet wird, es gäbe nur die logisch-rationale Intelligenz !!!

Mathe gehört dazu; aber es reicht schon, wenn der Lehrer so uninspirierend ist, dass deine Matheleistungen sinken. Das sagt aber nie etwas über deinen tatsächlichen (logischen) IQ aus !

Es gibt auch die soziale (oder auch emotional genannte) Intelligenz, die mindestens ebenso wichtig ist für deinen Erfolg im Leben.

Und dann gibt es auch noch die sprachliche, die musische (künstlerisch-kreative), die räumliche körperliche (Tänzer, Akrobaten, Sportler) Intelligenz u.a.

Falls es dich interessiert:  Howard Gardner (siehe Link) hat mehrere Intelligenzen definiert