Berufsmöglichkeiten mit Archäologie und Informatik?

3 Antworten

Kiel war da tatsächlich immer schon sehr engagiert, Archäologie mit anderen Wissenschaften zu verknüpfen. Insofern ist dieser Studiengang bestimmt gut.

 

 Ich interessiere mich ziemlich für Archäologie und wollte das schon immer studieren.

Erfahrungsgemäß eine ganz schlechte Voraussetzung. Denn meistens haben Leute wie du Vorstellungen von einem solchen Studium, die mit der Realität nicht kompatibel sind.

An deiner Stelle würde ich einfach mal hinfahren, und mir das Ganze ansehen.Geh in eine Vorlesung, sprich mit Dozenten und Studenten. So kannst du dir am ehesten ein Bild davon machen, ob es was für dich wäre.

Die neuen Technologien boomen gerade ziemlich in der Archäologie. Naja, was heißt boomen. Jeder will ein wenig mitmischen. Neue Meß-, Prospektions- und Präsentationsmethoden (v.a. 3D-Modelle und -rekonstruktionen) werden allenthalben vorgestellt. Oder zumindest in neuem oder verändertem Gewand. Bei den Kerngebieten Informationsaufbereitung, Datenbanken und Co. tut sich auch immer mal wieder etwas, aber das geschieht - jedenfalls hat man den Eindruck - oft im Stillen.

Der Haken ist: Vieles davon leisten Archäologen, die sich in den technischen Teil selbst eingearbeitet haben, und auch hier ist die Zahl der Stellen begrenzt. Viele sind in diesem Segment als Freiberufler tätig. Mit Sicherheiten ist es dann natürlich nicht weit her.

Der Punkt ist auch: So sehr sich alle über neue Techniken und Möglichkeiten freuen, oft sind sie zu kostenintensiv. Auf Grabungen im Rahmen des Denkmalschutzes (und das ist die überwiegende Mehrzahl) herrscht Zeitdruck, vieles aus den neuen Technologien ist - hart formuliert - auch ein bißchen Spielerei. Speziell für die Archäologie entwickelte Programme und Systeme sind nett, aber oft kaum finanzierbar. Selbst einer der Vorreiter in Deutschland in diesem Bereich hat sich aus einigen Segmenten inzwischen zurückgezogen.

Es gibt einige Leute, die gut in diesem Bereich etabliert sind. Wie die Situation in ein paar Jahren aussieht, also bis du mit einem Studium fertig wärst, ist schlecht einzuschätzen. Ich fürchte, es ist relativ schwer, mit einer expliziten Spezialisierung in den Markt einzusteigen. Für eine breitere Aufstellung bräuchtest du aber praktische Erfahrung. Die zu bekommen ist nicht leicht und würde bedeuten, erstmal in einer entsprechenden Firma unterkommen zu müssen. An Unis und Ämtern ist nicht viel an passenden Stellen zu erwarten. Im Endeffekt hieße das, daß du nach dem Studium erstmal bei einer Grabungsfirma für wenig Geld und unter nicht allzu schönen Umständen unterkommen mußt. Vielleicht hast du Glück und es ist eine große Firma, die auch neue Technologien anbietet, aber darauf setzen würde ich nicht.

Generell würde ich dir raten, erstmal einen Realitätsabgleich für den Bereich Archäologie herzustellen. Mach Praktika, vor allem dort, wo auch praktisch gearbeitet wird, möglichst auch bei Firmen oder Institutionen, die mit neuen Technologien arbeiten. Kaum jemand hat realistische Vorstellungen vom Alltag im Fach, häufig gehen Vorstellung und Tatsachen weit auseinander. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, sich mal bei entsprechenden Firmen umzutun und zu schauen, wo tatsächlicher Bedarf wäre. Auch ein Besuch dieser Tagung wäre nicht verkehrt: http://www.chnt.at/

Ich würde an deiner Stelle auch erstmal schauen, daß ich Berufserfahrung im bisherigen Ausbildungsberuf sammeln kann.

Vorteile:

* du kannst damit u.U. ein Studium finanzieren

* du hast nach dem Studium etwas, worauf du zurückgreifen kannst, wenn die Realität = lausige Stellensituation in der Archäologie dich einholt

* du stehst nach dem Studium nicht mit einer Ausbildung und einem Studium, aber ohne jede Erfahrung da



Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium und 17 Jahre Berufserfahrung

Hallo!

Ich habe enge Beziehungen zum DAI (Deutsches Archäologisches Institut) und weiß von daher, dass sich gerade sehr viele Stellen für Archäoinformatiker auftun. Auch an meinem Institut in Köln wird händeringend nach einem Dozenten gesucht. Der derzeitige ist super, doziert aber nur wegen Sonderkonditionen mit seinem Bachelor-Abschluss. Das DAI strukturiert sich stellenweise gerade stark um. Wann dieser Prozess beendet sein wird, kann ich nicht sagen.

Ich finde es gut, dass du deinen beruflichen Horizont erweitern willst! Und sollte es nicht sofort mit einer Stelle nach dem Studium funktionieren, hast du ja noch deinen Abschluss als Fachinformatiker! Um ganz sicher zu gehen, kannst du dich ja mal erkundigen, inwieweit ein (verkürztes) Archäologiestudium mit einem Job vereinbar wäre. Dann kannst du nebenher schonmal arbeiten...

Viel Glück!