Berufsbewerbung in der DDR?

13 Antworten

Überhaupt nicht. Man bekam in der 10. Klasse eine Broschüre mit Ausbildungsberufen und hat sich dann auf einen beworben. Wurde man nicht genommen, musste man dann einen von den übriggebliebenen nehmen. Das waren meistens Berufe in der Produktion. Bei den meisten klappte es im ersten Anlauf, und ohne Ausbildungsplatz blieb niemand, der einen suchte.

Allerdings: Die Bewerbung musste spätestens in der 10. Klasse erfolgen. Ein Jahr aussetzen und erst dann mit der Ausbildung anfangen, das war sehr schwierig (aber nicht ganz unmöglich).

Wer ohne Ausbildung ins Berufsleben einstieg, hatte später noch die Möglichkeit der Erwachsenenqualifizierung.

Wer studiert hatte, wurde anschließend für 3 Jahre auf eine Stelle verpflichtet, wobei man durchaus ein Mitspracherecht beim Einsatzort hatte. Wer das nicht wollte, musste ganz aus dem Berufsleben aussteigen bzw. bei der Kirche anfangen.

Bei der Karriere wurde zwar auch auf Fachwissen, aber fast noch mehr auf politische Zuverlässigkeit geachtet. Aber gute Fachkräfte, vor allem dort, wo man Leute brauchte, konnten auch ohne SED-Mitgliedschaft Führungspositionen übernehmen. Mit einer Ausnahme: Wenn du einen Ausreiseantrag gestellt hattest, wurdest du auf der Stelle degradiert, z. B. vom Abteilungsleiter zum Produktionsarbeiter.

Wir bekamen eine Kaderakte, die wanderte von einem Betrieb zum anderen. Wer als politisch unzuverlässig galt, hatte es schwer, die Stelle zu wechseln bzw. eine neue Stelle zu bekommen. Auch wer aus einem Schwerpunktbetrieb in einen anderen Betrieb wechseln wollte, den ließ man oft nicht gehen (d. h. dem neuen Betrieb wurde verboten, den Betreffenden einzustellen). Hierbei gab es einen Trick: Man kündigte erst und blieb ein, zwei Wochen zu Hause. Dann gehörte man zur nichtarbeitenden Bevölkerung und konnte ohne Probleme eingestellt werden. Kleinere Betriebe, die Arbeitskräfte suchten, mussten in ihrer Annonce schreiben: "Wir suchen aus der nichtarbeitenden Bevölkerung..."

Dann gab es noch die Kirche, die sich für die Kaderakte nicht interessierte bzw. sie auch gar nicht bekam. Wer anderswo Probleme bekam, bewarb sich dort, z. B. als Friedhofsgärtner oder als Pflegekraft in einem kirchlichen Heim.

Alles in allem: Zu DDR-Zeiten bekamst du immer eine Arbeit. Bei uns gab es aber auch weder Arbeitslosengeld noch Sozialhilfe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die meisten Schüler meiner Klasse haben alle nur eine einzige Bewerbung geschrieben. Diese Bewerbung musste noch nicht einmal besonders toll aussehen. Alle haben eine Lehrstelle bekommen, aber nicht jeder konnte das lernen was er wollte. Ein Freund von mir wollte zur See fahren, aber das hat die Stasi ihm "ausgeredet". Sie haben ihm klar gemacht dass es mit seiner politischen Einstellung sinnlos wäre eine Bewerbung an die staatliche Reederei DSR zu schicken. So ist er Maler geworden. Es konnte auch nicht jeder studieren. Dafür musste man zuerst einmal 3 Jahre zur Armee. Wer das nicht wollte und stattdessen nur die obligatorischen 1,5 Jahre bei der NVA verschwenden wollte, der konnte nicht studieren. Wenn jemand Akademiker als Eltern hatte, der hatte es ebenfalls sehr schwer einen Studienplatz zu bekommen. Die Kinder der Arbeiterklasse wurden bevorzugt. Es war nicht unmöglich als Akademikernachwuchs einen Studienplatz zu bekommen, aber es war auch nicht leicht. Einen Arbeitsplatz hat man auf jeden Fall gefunden. Wenn einem eine Arbeit nicht zusagte oder wenn man den ganzen Sommer von Mai bis September lieber frei machen wollte, dann hat man gekündigt und sich im September einen neuen Job gesucht. Eine Arbeit zu bekommen war in der DDR kein Problem.

Nomex64  04.01.2020, 17:54

Unsinn, unter meinen Kommilitonen beim Studium war ich einer der Wenigen die länger als 18 Monate gedient hatten. Genau so hatten wir genug Kinder von Akademikern. Der Vater meines bester Kumpel war sogar Professor.

0
Nomex64  04.01.2020, 20:23
@Fuchssprung

Ja, wenn der Deutschlandfunk das sagt habe ich wohl in einer anderen DDR studiert.

0
Claud18  08.01.2020, 13:51
@Fuchssprung

Natürlich konntest du auch mit 18 Monaten Armee einen Studienplatz bekommen (z. B. Silikattechnik), aber die gefragten Studienplätze gingen an jene, die 3 Jahre dienten. Außerdem wurden diese früher eingezogen. Mitunter hast du, bis du 25 Jahre alt warst, gewartet, ehe sie dich für 18 Monate eingezogen haben und konntest erst danach mit dem Studium beginnen. Manche hatten dann schon Familie.

Noch schwieriger war es, wenn du dich für den Dienst ohne Waffe (Bausoldat) entschieden hattest. Dann konntest du dein Studium bzw. meist auch das Abitur erst mal vergessen. Evtl. ging später noch etwas über Volkshochschule und Fernstudium.

0

Die Bewerbung zum Facharbeiter erfolgt in der Regel in der 10. Klasse. Unmengen an Bewerbungen brachte man nicht aber so ein paar waren normal. In aller Regel konnte man sich dann das Beste raus suchen.

Da gab´s Papppostkarten, die lagen auf den Tischen aus. Gerade bei Großbetrieben Ausfüllen auf dem Lehrertisch ablegen das war ein einen Ausbildung in bei allem ab 50 Mann

Dann konnte man ganz simpel vorsprechen

Bei Umzug ging zum, Kreisamt die haben gewusst was gesucht wird.