Beruf Notfallsanitäter/in?

3 Antworten

Von Experten Rollerfreake und RedPanther bestätigt

Puh, die Frage ist ja jetzt auch schon sehr allgemein formuliert.

Also als geforderte Kompetenzen würde ich jetzt mal Stressresistenz, technische Auffassungsgabe, Empathie, Verständnis für Medizin nennen. Dazu sollte man sich sicher sein, dass man zu Patienten trotz aller Empathie eine gesunde Distanz halten muss, man darf mitfühlen, aber nicht mitleiden. Ein Helfer-Syndrom ist eher hinderlich. Man kann nicht jedem helfen, manche wollen sich nicht helfen lassen und mit nach Hause nehmen kann man die Leute sowieso nicht.

Dazu kommt: eine gewisse körperliche Fitness ist unabdingbar. Es kann durchaus vorkommen, dass man mit Schutzkleidung (Jacke, FFP-Maske, Stiefel) mit Gepäck (EKG, Rucksack, Beatmungsmaschine oder Sauerstofftasche) in den fünften Stock muss und das im Falle einer Reanimation sogar recht zügig und einen Patienten anschließend runtertragen muss.

Die Voraussetzung des Gesetzgebers zu diesem Beruf ist ein mittlerer Bildungsabschluss. Die gesundheitliche Eignung wird von einem Arbeitsmediziner festgestellt. Ein Führungszeugnis muss ebenso eingereicht werden. Des weiteren gibt es, je nach ausbildender Stelle (und das sind eine ganze Menge) noch weitere Anforderungen: Führerschein, Überprüfung der sportlichen Tauglichkeit, soziale Kompetenzen. Jede der ausbildenden Stellen kann ihre Auswahlverfahren selbst festlegen.

Die Ausbildung erfolgt dual auf der Rettungswache und in der Berufsfachschule, kombiniert mit Blöcken im Krankenhaus.

Als eine Art "reinschnuppern" kann man die Qualifikation zum Rettungshelfer/Rettungssanitäter empfehlen, da ein reines Schnupperpraktikum im wirklichen Einsatzdienst in aller Regel nicht möglich ist. Ins Cockpit eines Flugzeuges oder an einen OP-Tisch kann man sich auch nicht einfach so zum gucken reinsetzen/hinstellen.

Arbeitsstellen findet man als NFS direkt beim Träger des Rettungsdienstes, also Feuerwehr oder Landkreis, bei Leistungserbringern, also Hilfsorganisationen oder privaten Firmen, im polizeiärztlichen Dienst, im Sanitätsdienst der Bundeswehr, in Krankenhäusern, bei betriebsärztlichen Diensten, im Medizinproduktehandel. Bitte nicht als abschließend betrachten, alle "exotischen Laufbahnen" habe ich nicht im Kopf. Empfehlen würde ich persönlich immer eine Stelle im öffentlichen Dienst, diese ist einfach am sichersten, man ist unabhängig von Ausschreibungen (ja, der Rettungsdienst wird alle fünf Jahre neu geplant und ausgeschrieben).

Eine der größten Anforderungen an einen Mitarbeiter im Rettungsdienst ist eine gewisse Frustrationstoleranz, man drückt drei Jahre die Schulbank, um sich dann mit Idioten zu prügeln, von Leuten angefahren oder bespuckt zu werden, bedroht und beleidigt zu werden. Die Toleranzschwelle gegenüber dem Rettungsdienst ist derart niedrig, man wird in der Öffentlichkeit teils als "Befehlsempfänger, rollende Apotheke, Informationsschalter, Agressionsventil" angesehen.

Auch muss man sich im klaren sein, dass man in den allerwenigsten Fällen die gelernten Kompetenzen anweden kann: man fährt zu Taxifahrten (als Krankentransport getarnt), Schnupfen, Fußweh, Kopfschmerzen, Besoffenen zu Hauf, teil die Hälfte der Einsätze, Rückenschmerzen, kribbeln in Körperteilen, Nasenbluten, verstauchten Knöcheln, Psychosen, Fieber, weinenden Kindern, Miniaturkratzern und das zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit. In der Landrettung mögen diese Syndrome deutlich weniger als in der Großstadt sein, aber ich glaube, diese Entwicklung wird auch auf den Dörfern Einzug halten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Formelle Voraussetzungen nach dem Notfallsanitätergesetz (NotSanG), sind: mittlerer schulischer Bildungsabschluss oder eine vergleichbare Schulbildung (in der Praxis bewerben sich auch viele mit Abi), gesundheitliche Eignung und keine Vorstrafen.

Weitere Voraussetzungen sind sehr häufig: aufgrund der Vorschriften des Jugendarbeitsschutzgesetzes die Volljährigkeit, da der Einsatz Minderjähriger im Rettungsdienst nur sehr schwer bis überhaupt gar nicht damit zu vereinbaren ist, zu Ausbildungsbeginn mindestens Fahrerlaubnis der Klasse B, Eignungstests die jeder Ausbildungsträger selber ausgestaltet oder eine ein- bis zweijährige Vorerfahrung als Rettungssanitäter (dann bringt der Bewerber auch gleich die zum Fahren von modernen Rettungswagen erforderliche Fahrerlaubnis der Klasse C1 mit).

Pauschal kann man sagen, dass die Ausbildung sehr begehrt ist und längst nicht jeder, der sie machen möchte einen Ausbildungsplatz zu seinem "Wunschtermin" erhält. Bundesweit kommen im Durchschnitt 10 Bewerbungen auf eine freie Ausbildungsstelle, sodass 9 davon zunächst auf der Strecke bleiben und sich die Rettungsdienste durchaus die Rosinen rauspicken können.

Eine gewisse körperliche Belastbarkeit und psychische Stabilität, sind für die Arbeit im Rettungsdienst unabdingbar, ebenso Teamfähigkeit!.

Aus der Praxis bleibt zu sagen, dass Notfallsanitäter/innen ihre in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen längst nicht bei jedem rettungsdienstlichen Einsatz "ausleben" können, oftmals sind es eher "Lapalien", zu denen der Rettungsdienst gerufen wird und für deren Abarbeitung eigentlich nicht die Qualifikation als NotSan erforderlich ist, da ein einfacher Verband oder ein Kühlpack zur Erstversorgung ausreichend sind.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.