Berechnung von Konzentrationen eines Komplexes?

1 Antwort

Wir haben es also mit zwei Gleichgewichten zu tun:

Ca²⁺ + edta⁴¯ ⟶ Ca(edta)²¯

Ca²⁺ + 2 F¯ ⟶ CaF₂↓

Wir schlämmen CaF₂ in Wasser auf und setzen c₀=0.1 mol/l EDTA zu. Die Komplexbil­dungs­konstante K=4.47⋅10¹⁰ l/mol ist gegeben, und außerdem wissen wir, daß sich c₁=​0.0976 mol/l lösliches Calcium (i.e., Ca²⁺ und Ca(edta)²¯) in der Suppe herumtrei­ben. Gefragt ist das Löslichkeitsprodukt Kₛₚ(CaF₂).

Insgesamt haben wir vier verschiedene Spezies in der Suppe herumgurken:

  1. x, die freie EDTA, die mit keinem Ca²⁺ reagiert hat,
  2. y, das freies Ca²⁺, das kein EDTA gebunden hat und nicht als CaF₂ ausgefallen ist
  3. z, Ca(edta)²¯, also komplexiertes Calcium
  4. F¯ aus dem gelösten CaF₂

Aus der Angabe wissen wir, daß (1) und (3) zusammen x+z=c₀=0.1 mol/l ergeben müs­sen, und (2) und (3) zusammen y+z=c₁=​0.0976 mol/l. Außerdem wissen wir, daß für jedes Ca²⁺-Ion, die ja alle aus dem gelösten CaF₂ kommen, zwei Fluorid-Ionen in Lösung gegan­gen sein müssen, daher ist (4) c(F¯)=2c₁=0.1952 mol/l.

Um das jetzt alles aufzudröseln, sehen wir uns die Komplexbildungsreaktion an.

K = c(Ca(edta)²¯) / c(Ca²⁺) / c(edta) = z/(xy)

In dieser Gleichung stecken drei Variablen drin, aber wir wissen ja bereits daß x+z=c₀ und y+z=c₁. Das läßt sich zur Vereinfachung nutzen, und wir können alle Variablen außer y aus dem Gleichgewichtsausdruck eliminieren:

Bild zum Beitrag

Die positive Lösung der quadratischen Gleichung ist x=9.1⋅10¯¹⁰ mol/l, und das ist so wie oben definiert ja genau die Konzentration an freiem Ca²⁺, die wir zusammen mit dem bereits bekannten c(F¯)=2c₁ zur Berechnung des Löslichkeitsprodukts brauchen:

Kₛₚ = c(Ca²⁺)⋅c²(F¯) = y⋅(2c₁)² = 4yc₁² = 3.5⋅10¯¹¹ mol³/l³

Zur Sicherheit rechnen wir uns noch c(edta)=x=2.4⋅10¯³ mol/l und c(Ca(edta)²¯)=​z=0.0976 mol/l aus. Da kannst damit überprüfen, daß alle Bedingungen erfüllt sind: K=z/(xy), c₀=x+z und c₁=y+z. Dieser Schritt kostet zwar ein paar Minuten extra, aber dafür kann man auch sicher sein, daß kein Rechenfehler das Ergebnis verferkelt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
 - (Chemie, Reaktionsgleichung, mol)
apfelkirsche13 
Fragesteller
 01.12.2023, 18:50

Ein großes Dankeschön an Sie, hatte an der Aufgabe eine Stunde verbracht und hab mich anscheinend in der Mitte des Lösungsweges verrechnet.

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indiachinacook  01.12.2023, 19:00
@apfelkirsche13

Mir fällt gerade ein, man kann auch noch einen zusätzlichen Sicherheits­check machen, indem man alle Ladungen addiert: −4x+2y−2z−2c₁, dann kommt −0.4 mol/l heraus, also genau die Ladung der 0.1 mol/l EDTA⁴¯ (da man die als Tetra­natrium­salz ein­setzt, sind dann noch genau 0.4 mol/l Na⁺ in der Suppe, die die Elektro­neutra­li­tät ga­ran­tie­ren). Es ist immer gut, wenn man das Gefühl hat, etwas richtig gemacht zu haben.

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