Ausbildung beim DRK nach Studienabbruch?

3 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Vorweg, Die Abkürzung "NS" steht im deutschen Sprachgebrauch für ein eher unrühmliches Kapitel der deutschen Geschichte. Gewöhne dir lieber die Abkürzung "NFS" oder "NotSan" an.

Es gibt keinen einheitlichen Einstellungstest für NFS-Azubi-Bewerber. Da kocht jedes einzelne Rettungsdienstunternehmen sein eigenes Süppchen, von drei einfachen Fragen des Rettungsdienstleiters bis hin zum mehrtägigen Assessment-Center. Dementsprechend würdest du dich so oder so nur eher generell vorbereiten: Allgemeinbildung, Bisschen Kopfrechnen, Bisschen Grundlagenwissen Rettungsdienst, Bisschen Sport. Wie viel davon du brauchst, musst du selbst beurteilen.

Erstmal den RS zu machen und damit zu arbeiten, ist absolut sinnvoll. Denn eine Garantie, zeitnah einen NFS-Arbeitsplatz zu bekommen, gibt es nicht. Für Ausbildungsbeginn 2024 wirst du in vielen Rettungsdienstunternehmen schon zu spät dran sein, um dich noch zu bewerben. Bis du nen Ausbildungsplatz bekommst, hast du als RS schonmal ein Gehalt, von dem du leben kannst.

Studieninhalte zum NFS anrechnen zu lassen, wird wohl nichts. Chemie ist dort jetzt nicht so wichtig, dass es ein eigener Unterrichtsblock wäre und wenn, dann würde man ganze Blöcke anrechnen und erlassen.

Medyas 
Fragesteller
 16.11.2023, 15:32

Ups, natürlich NFS, ist mir gar nicht aufgefallen, tut mir Leid (aber Danke für den Hinweis!). Ich habe mich umgeschaut und könnte mich für Oktober 2024 noch dieses Jahr anmelden oder sogar bis März 2024 für die NFS Ausbildung. Aber da ich davor sowieso erst RS machen möchte und das womöglich etwas länger als nur paar Monate, sollte ich mich noch nicht für NFS bewerben, oder? Jedenfalls sollte ich auf jeden Fall mal persönlich nachfragen.

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RedPanther  16.11.2023, 19:24
@Medyas

Wenn du auch ohne RS einen Ausbildungsplatz bekommst, solltest du den nehmen. Also wenn du dich noch bewerben kannst, dann los, es wird nicht schaden.

Bedenke beim RS übrigens auch, dass du wohl nochmal zur Fahrschule musst. Rettungswagen mit 3,5 t gibts nicht mehr ;)

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Hi,

Die Sache ist, ich habe leider keine Erfahrungen beim Rettungsdient. Ich habe gelesen, dass man ohne Erfahrungen schlechtere Chancen hat, also gäbe es die Möglichkeit den Rettungssanitäter zu machen, den man an mehreren Terminen im Jahr anfangen kann.

Nachdem meine Vorredner dazu schon so ziemlich alles gesagt haben: ja, das stimmt - die Qualifikation zum Rettungssanitäter plus Einsatzerfahrung im Rettungsdienst (und ein Führerschein Klasse C1) ist oft das maßgebliche Entscheidungskriterium.

Für die NS-Ausbildung gibt es doch Eignungstests für die ich mich jetzt schon besser vorbereiten sollte, oder?

Einstellungstests gibt es immer häufiger - aber keineswegs flächendeckend und die Gestaltung sieht bisweilen extrem unterschiedlich aus.

Hier hilft nur: sich direkt bei den jeweiligen Gliederungen informieren.

Die Bewerbungsfristen laufen - angesichts eines enormen Bewerberüberschusses - oft sehr früh, dementsprechend solltest Du mit Bewerbung/Vorbereitung nicht allzu lange warten.

Zudem wäre auch noch meine Frage, wird es möglich sein sich etwas anrechnen zu lassen bei der Ausbildung zum NS?

Theoretisch ist eine Anrechnung von Ausbildungsanteilen anderer Ausbildungen möglich.

Praktisch wird es sehr restriktiv gehandhabt und bringt de facto keinerlei Vorteil. Nachdem ein Biochemie-Studium erstaunlich wenig mit Rettungsdienst zu tun hat, wird es keine Anrechnung geben.

Chemie wird wichtig sein, aber wird Anorganische Chemie (Das machen wir grad in der Uni) von Relevanz sein? ...

Naja.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist eine normale dreijährige Berufsausbildung, die mit mittlerer Reife begonnen werden kann.

Was man an (anorganischer) Chemie benötigt...kratzt allenfalls ganz weit oben an der Oberfläche der "Schul-Chemie" der Mittelstufe. Wenn man weiß, was Diffusion und Osmose, Ionen und Brønsted-Säuren/Basen sind, hat man die anorganische Chemie der NFS-Ausbildung abgeschlossen.

Wenn man nun noch weiß, dass es eine anaerobe und aerobe Glykolyse gibt (und am Ende unterschiedlich viel ATP herauskommt und weiß, was das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Rezeptortheorie ist, hat man mehr oder weniger alles "chemische" der NFS-Ausbildung abgehakt.

Kurz und knapp: es ist problemlos möglich, mit null chemischen Wissen in die NFS-Ausbildung zu starten und mit nicht viel mehr erfolgreich aus dieser herauszugehen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Einen verpflichtenden Einstellungstest für die Ausbildung zum Notfallsanitäter, gibt es nicht. Dieser ist weder nach dem Notfallsanitätergesetz (NotSanG) noch nach der aufgrund des NotSanG erlassenen "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV) vorgesehen. Manche Rettungsdienste, führen jedoch einen Eignungstest durch welcher dann mangels offizieller Vorgaben überall anders gestaltet ist. In §8 NotSanG, sind lediglich die formalen Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter geregelt, wobei diese in der tatsächlichen Praxis jedoch nicht ausreichend sind. In der Realität, gibt es bundesweit im Durchschnitt zehn Bewerbungen auf einen freien Ausbildungsplatz, sodass sich die Rettungsdienste hier durchaus die Besten unter den Bewerbern heraussuchen können. Schulisch, bringen die meisten das Abitur oder Fachabitur mit, was in deinem Fall ja allerdings der Fall ist. Viele, sind bereits Rettungssanitäter mit einer Fahrerlaubnis der Klasse C1 und mit ein- bis zwei Jahren Berufserfahrung im Rettungsdienst. Natürlich, kann man sich jederzeit auch so auf einen Ausbildungsplatz zum Notfallsanitäter bewerben, sollte sich allerdings ohne die entsprechende Vorerfahrung nicht allzu große Hoffnungen auf Erfolg machen. Das NotSanG sieht nicht vor, dass die Qualifikation als Rettungssanitäter oder entsprechende Berufserfahrung auf die Ausbildung zum Notfallsanitäter angerechnet werden. Selbst Rettungssanitäter mit mehreren Jahren Berufserfahrung in der Notfallrettung, müssen die volle dreijährige Berufsausbildung und die komplette staatliche Prüfung zum Notfallsanitäter absolvieren bzw. ablegen. Dies hat schlichtweg damit zu tun, welche medizinischen Aufgaben und Kompetenzen der Notfallsanitäter wahrnimmt, welche Rettungssanitäter nicht haben.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Rollerfreake  16.11.2023, 20:52

Achso, du meintest (auch), ob dir Teile vom Studium auf die Ausbildung angerechnet werden können um diese zu verkürzen. Nein, auch das ist in der Regel nicht möglich. Gemäß §11 NotSanG, ich bin mir gerade nicht sicher ob dies der richtige Paragraph ist, kann die zuständige Behörde zwar eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung oder Teile davon auf die Ausbildung zum Notfallsanitäter anrechnen, jedoch dürfte dies bei einem Biochemiestudium nicht der Fall sein. Gemeint sind damit natürlich vorrangig andere medizinische Ausbildungen und auch hier, sind die zuständigen Behörden mit dieser Möglichkeit sehr sparsam. So bekam schon Pflegefachpersonal mit einer ebenfalls dreijährigen Berufsausbildung in manchen Fällen schon lediglich 80 Stunden auf der allgemeinen Pflegeststation erlassen. 80 Stunden bei drei Ausbildungsjahren. Das lohnt sich demnach nicht. Mfg

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