Architektur oder Bauingeneur?

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Du hast eine romantisch verklärte Vorstellung vom Beruf des Architekten.

Die Anzahl der Stararchitekten die ein paar Designs abliefern bei denen die Leute staunen (und von denen weniger als 10% wirklich gebaut werden) kann man an einer Hand abzählen.
Und selbst die haben überdurchschnittlich viel Verständnis für die Tragwerksplanung, denn sonst würde ihr Entwurf beim Bauingenieur durchfallen.
Selbst bei solchen Bauwerken steht dann wegen der Kosten natürlich die Nutzbarkeit hoch im Kurs. Also auch bei solchen Entwürfen ist es nicht Aufgabe des Architekten ein paar geschwungene Kurven zu präsentieren, die geil aussehen.

In der Realität hast du entweder Einfamilienhäuser und musst den Leuten erklären, dass vor dem Klo mehr Platz sein muss, dass sie bei ihren Überlegungen nicht bedacht haben wo man Abwasserleitungen langführen könnte usw...
Oder man baut Mehrfamilienhäuser und spricht hier sehr sehr sehr viel Detailplanung ab:
Der Bauherr will keine an der Decke sichtbaren Lüftungskanäle, die TGA braucht einen Leitungsquerschnitt von 0,1 m² und der Tragwerksplaner sagt "in dieser Wand darf kein Durchbruch!"

Danach schlichtest du zwischen Baufirma und Bauherr, erklärst Nachträge, kümmerst du im die Terminkette und prüfst Rechnungen. Die Anzahl der Arbeitsstunden die du in den ersten 20 Berufsjahren mit dem erdenken von Hausdesigns verbringst, bei denen die Leute "WOW" sagen, füllen keine Arbeitswoche.

In der echten Welt hat der durchschnittliche Architekt weniger kreativen Einfluss als der Bauingenieur. Denn letztere durchkreuzt deine Pläne: ja das ein ein tolles Eingangsportal das du da entworfen hast... aber nachdem der Statiker die Entwürfe gesehen hat, sitzt ihr zusammen und der Statiker sagt:
aus Holz nicht möglich, wenn dann Stahl und entweder ein hoher und damit deutlich sichtbarer Überzug oder alle 8 m eine Stütze rein...

"Ich will Häuser bauen, die besser als andere sind" – Ja, dann ist es doch klar: Studier Architektur und sorg im Studium dafür, dass du sehr gutes technisch-konstruktives und wirtschaftliches Verständnis bekommst. Letzteres ist schon enorm wichtig, damit du deinen Betrieb auch wirtschaftlich optimal führen kannst. Sonst bringen dir deine "besseren" Häuser nämlich rein gar nichts.

Als Architekt bist du später auch bauvorlageberechtigt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ein Bekannter hat eine Baufirma und seine Tochter hat Bauingenieurwesen studiert.

Das Ding ist man braucht immer einen Bauingeneur der den Bauplan dann unterschreibt.

Da täuscht du dich aber: jeder "studierte" Architekt ist planvorlageberechtigt!

Anhand Deiner Erläuterung zur Frage fällt mir auf, dass Du noch nicht wirklich hinter das Bauwesen gestiegen bist. Aber Basis Deiner Frage ist ja die Übernahme der Baufirma.

Wenn ihr "nur" baut, erhältst Du Pläne und Ausschreibung von einem Architekten. Da ist das Haus bereits geplant. Im Normalfall ist sogar die Statik auch schon dabei. Insofern benötigst Du kaufm. Wissen, Organisationstalent und etwas Statistik (für die Auswertung abgewickelter Projekte). => Architektur Fehlanzeige

Wenn ihr Bauträger seid, plant ihr tatsächlich z.B. Häuser mit. Maßgebend dabei ist aber immer noch der Kunde mit seinen Ideen, oft auf Basis von Standardhäusern oder vorgegebenen Grundrissen. => Architektur Fehlanzeige

Machst Du aus der Baufirma einen Projektentwickler, dann analog Bauträger, nur dass Du dann die Architektur (und die restliche Planung) komplett einkaufst.

Schau Dir mal als Alternative diesen Studiengang an. Hat etwas von allem.

https://www.hochschule-biberach.de/web/projektmanagement/willkommen

Woher ich das weiß:Berufserfahrung