Aquarium retten?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Um Himmels Willen, warum hat er das so verkommen lassen! Die armen Fische...

Ich versuche es systematisch anzugehen, falls etwas unklar ist, oder ich was vergesse, schreib einfach.

Zu allererst einmal ein paar Basics: Ja, die Fische müssen sich normalerweise an die Wasserwerte gewöhnen, aber wenn das Wasser sehr trüb ist, klingt das eher nach hoher Bakteriendichte oder anderen Verunreinigungen, die mit den Wasserwerten wenig bis gar nichts zu tun haben. Mit den momentanen Haltungsbedingungen ist es ein Wunder, dass die Tiere überhaupt noch leben... Im Filter (und Boden) leben wichtige Bakterien, die gifitige Stoffe (im Speziellen Nitrit) abbauen. Läuft der Filter nicht, fällt auch ein Großteil dieser "Entgiftung" weg. Die Pflanzen produzieren wichtigen Sauerstoff, wofür sie allerdings Licht bräuchten.

Nachdem die Fische zu dir Umziehen müssen, würde ich das Ganze so angehen:

Fische in Eimer (jede Art in einen eigenen Eimer) mit teils Aquarienwasser und evtl auch schon ein bisschen frisches Leitungswasser.

Dann alles abbauen - falls der Filter noch rennt, solltest du ihn unbedingt in einem separaten Eimer weiterlaufen lassen. Eine kurze Pause von 30min bis 1h ist für die tatsächliche Fahrt verkraftbar. Danach aber wieder aufdrehen. So stellst du sicher, dass die wichtigen Bakterien nicht sterben.

Zuhause solltest du erst mal alles gut auswaschen. Den Filterschwamm nur in kaltem, klarem Wasser ein paar Mal ausdrücken. Den Rest würde ich schon ordentlich waschen mit heißem Wasser und falls nötig Essig. Nur keine Seife!

Dann geht es an die Neueinrichtung. Neue Pflanzen besorgst du dir am Besten schon im Vorhinein, dass dann alles schnell geht. Schau, dass du dicht bepflanzt (schnellwüchsige Stengelpflanzen sind immer top, bei Neueinrichtung) und den Fischen Verstecke bietest.

Dann kannst du die Fische langsam an das neue Wasser gewöhnen, indem du nach und nach frisches Leitungswasser zugibst.

Ansatisfied  24.05.2018, 22:00

So hier geht es weiter, nachdem gutefrage mir bei dem langen Text schon rumgesponnen hat:

Zum Umsetzen der Fische ins neu eingerichtete AQ nimmst du am besten ein Netz, damit du das alte Grindwasser nicht zurück inz AQ leerst. (Alle Utensilien die du von deinem Freund übernimmst, solltest du gut abwaschen...)

In den folgenden Wochen stellst du das Licht auf ~8 h pro Tag. Wenn die Pflanzen anwachsen, kannst du auf 10-12 h/Tag erhöhen. Außerdem solltest du die Fische und die Wasserwerte (zb Nitrit) im Auge behalten, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.

Nebenbei kannst du dich ja mal eingehend in die Aquaristik einlesen. Scheu dich nicht davor, Fragen zu stellen - auch hier gibt es ein paar Leute, die sich gut auskennen und auch regelmäßig Fragen beantworten.

Und gib deinem Freund eins aufn Deckel, dass er so verantwortungslos mit den Fischen umging...

Hoffentlich geht es ihnen bei dir besser!

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Ansatisfied  24.05.2018, 22:01

Oh achja, sowas wie "Blaualgen-verseuchte" Fische gibt es nicht... keine Ahnung, wie er auf den Schmarrn kommt. Die Blaualgen haben mit den Fischen nichts zu tun und man wird sie in den meisten Fällen auch relativ leicht los.

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Ansatisfied  24.05.2018, 22:03

Bzgl Equipment wäre es interessant zu wissen, was schon vorhanden ist. Ich würde auf jeden Fall einen ordentlichen Wasserwerte Testkoffer mit Tröpfchentests empfehlen. So kannst du ein Gefühl entwickeln und hast handfeste Daten. Das ist besonders bei Problemaquarien enorm hilfreich, um die Ursachen zu finden, wenn was nicht glatt läuft.

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eieiei2  25.05.2018, 11:00
@Ansatisfied

Ein Testkoffer ist eigentlich nicht nötig, da sind immer auch Tests drin, die man nie braucht. Wenn man messen will, kauft man besser die kleine Anzahl sinnvoller Tests separat, da fährt man billiger. Ein Nitrit-Trpfchentest (wege der Fische) und ein Eisen-Tröpfchentest (wegen der Pflanzen), mehr ist nicht nötig. Grundsätzliche Wasserwerte erfährt man vom Wasserwerk, das jährlich eine aktuelle Tabelle mit seinen Trinkwasserdurchschnittswerten veröffentlicht. Mit regelmäßigen Teilwasserwechseln und ohne spezielle Maßnahmen zur Wasseraufbereitung ändern sich diese Werte im Aquarium nicht wesentlich.

Wenn man Augen im Kopf hat, braucht man eigentlich gar keine Tests. Wenn die Fische japsend an der Oberfläche hängen, oder plötzlich sonstwie ungesund aussehen, muss man einen großen Wasserwechsel machen, das löst das Problem in der Regel. Und wenn die Pflanzen trotz einwandfreier Beleuchtung blass und löchtig werden und nicht richtig wachsen, liegt das in der Regel nicht an zu viel, sondern an zu wenig (zu unregelmäßig) Dünger.

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Ansatisfied  25.05.2018, 14:42
@eieiei2

Oh ich war irgendwie überzeugt, da gibts auch abgespeckte Versionen mit nur dem Nötigsten drin :) ich würds einem Anfänger mit Problemaquarium - und das ist ja eines, da kann man auch nicht davon ausgehen, dass sich das mit Neueinrichtung sofort ändert - schon empfehlen, die Werte zu messen. Klar kriegt man das mit der Zeit ins Gefühl, ich teste selbst auch nicht. Aber da der Fragesteller ja noch keine Erfahrung hat, die Fische jedoch von Anfang an drin sind, wäre es nicht blöd, da mal mitzumessen. Hilfestellung ist wie gesagt auch leichter, wenn die Wasserwerte bekannt sind.

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eieiei2  26.05.2018, 21:53
@Ansatisfied

Das Problem ist doch nicht, die Werte zu messen, sondern sie richtig zu interpretieren, eventuell vorhandene Probleme zu erkennen und anschließend die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

Welche Messwerte wären denn am konkreten Beispiel dieses Katastrophenbeckens wichtig?

Es gibt im Becken keine besonderen Maßnahmen, um am Härte oder PH zu drehen. Die Werte bleiben deshalb sehr nah an denen des Leitungswassers. Also muss man GH, KH und PH nicht selbst messen, sondern nur einen Blick auf die Tabelle mit den Trinkwasserdurchschnittswerten vom Wasserwerk werfen. Wenn sehr lang kein Wasser gewechselt wurde, kommt es zwar zu einer Aufhärtung, aber das muss man nicht messen. Erstens weiß man es sowieso, zweitens geht es durch die zur Problembehebung nötigen Wasserwechsel wieder weg.

Die Fische leben noch, also kann an sich die Messung von Nitrit und Ammoniak sparen. Wenn das Wasser alkalisch ist und nennenswerte Karbonathärte hat, dann kann man sich übrigens die Messung von Ammoniak grundsätzlich sparen, denn in alkalischem Wasser bildet sich kein Ammoniak, sondern das weit weniger giftige Ammonium. Leitungswasser ist überall alkalisch, weil saures Wasser die Leitungen korrodieren lässt. Meist hat Leitungswasser eine so hohe Karbonathärte, dass auch im Aquarium der PH Wert ohne spezielle Maßnahmen nicht in den sauren Bereich fallen kann. Also gibt es keine Gefahr durch Ammoniak.

Wenn ewig kein Wasser gewechselt wurde, dann sind auch noch weitere Werte ohne Test vorhersagbar: Nitrat und Phosphat sind dann definitiv viel zu hoch. Wenn Pflanzen oder größere Mengen Algen im Becken sind, dann sind Eisen, Magnesium und die meisten Spurenelemente unter der Nachweisgrenze, also praktisch restlos verbraucht.

Also welche relevanten Werte bleiben noch zu messen? Vor dem Wiederaufbau keine, denn also Sofortmaßnahme zur Fischrettung ist eh ein Wasserwechsel nötig und alles andere ist erstmal egal. Nach dem Wiederaufbau allenfalls Nitrit und Eisen. Nitrit ist nachweisbar, bevor die Fische Symptome zeigen. Dann kann man Wasser wechseln und Gefahr vorbeugen. Man kann aber auch einfach bei den ersten Symptomen Wasser wechseln. Eisen ist gleichzeitig ein Indikator für den Gehalt aller anderen Spurenelementen. Wenn Eisen nicht mehr vorhanden ist, kann man davon ausgehen, dass es auch an anderen Spurenelemente mangelt. Dann muss man mehr düngen. Wenn wenige Stunden nach der Düngung zu viel Eisen vorhanden ist, hat man zu viel gedüngt. Eisen sollte immer knapp über der Nachweisgrenze liegen. Wer trotzdem noch probleme mti den pflanzen hat und das Licht als Ursache ausschließen kann, der kann zusätzlich noch Magnesium messen und anschließend ggf. die Düngung weiter anpassen.

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eieiei2  26.05.2018, 23:34
@Ansatisfied

Ich habe dargelegt, warum man meiner Meinung nach keinen Testkoffer braucht. Warum ist Deiner Meinung nach einer nötig? Welche Messwerte helfen bei dem Problem?

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Ansatisfied  26.05.2018, 23:51
@eieiei2

Das steht alles oben :) ich hab auch keine Lust, mit dir darüber zu diskutieren. Wünsche noch eine gute Nacht.

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Ansatisfied  24.05.2018, 22:08

Und falls der Filter NICHT gelaufen sein sollte, bitte nochmal melden, dann ist das Ganze kritischer.

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Als Sofortmaßnahme wechsle bitte direkt vor Ort 75% des Wassers (die Fische sollen aber nicht auf dem Trockenen zappeln) und entferne dabei so viele Blaualgen und sonstigen lose rumliegenden Dreck, wie Du durch einfaches absaugen erwischen kannst. Bei dieser großen Frischwassermenge musst Du auf die Temperatur achten, es muss gleich warm wie im Becken sein oder geringfügig kühler. Wenn der Filter schon so lang still steht, musst Du ihn auch sauber machen, da ist nur noch Gülle drin. Also öffnen, Schwämme unter fließend Wasser ausdrücken bis sie wieder aussehen wie Schwämme, Gehäuse und ggf. sonstige Filtermedien ausspülen und anschließend wieder in Betrieb nehmen. Ca. 1/2 bis 1 Stunde danach solltest Du keine kleine(!) Menge füttern und beobachten, ob die Fische fressen. Wenn sie sehr schnell und gierig alles fressen und keine Futterreste am Boden ankommen, fütterst Du nochmal eine kleine Menge.

Wenn Du das gemacht hast, hast Du Zeit gewonnen.

Fische können nicht blaualgenverseucht sein. Blaualgen befallen keine lebenden Tiere. Falls sie optisch einen einigermaßen gesunden Eindruck machen, lohnt es sich, sie zu retten. Falls sie offensichtlich totkrank sind, lohnt es sich wahrscheinlich nicht.

Blaualgen im Süßwasser sind nicht unbesiegbar. In den meisten Becken sind sie in klein(st)en Mengen vorhanden, vermehren sich aber nicht. Zu einer Massenvermehrung kommt es nur, wenn etwas nicht stimmt. Du kannst also das Becken übernehmen.

Vor dem Beckenumzug musst Du herausfinden, ob bei Dir das gleiche Wasser aus der Leitung kommt wie bei Deinem Kumpel. Wenn Du in einer anderen Versorgungszone liegst und die Wasserwerte stark abweichen, solltest Du beim Umzug möglichst 1/4 bis 1/3 Wasser mitnehmen. Wenn das Wasser (fast) gleich ist, kannst Du komplett Fischwasser nehmen.

Es wäre gut, wenn Du bei Deinem Kumpel noch 2 Wochen Zeit raushandelst, bis Du das Becken holst. So hat der Filter Zeit einzulaufen, der Umzug wird dann deutlich sicherer.

Der Filter muss beim Umzug so spät wie möglich abgeschaltet werden und so früh wie möglich wieder an. Da die Aktion sicher mehr als 1/2 Stunde dauert, muss er vorübergehend in einem Eimer o.ä. laufen. Die Bakterien im Filter brauchen eine gleichmäßige Sauerstoffversorgung durch das strömende Wasser, sonst sterben sie ab.

Die Fische kommen auch vorübergehend in einen Eimer, oder mehrere, je nach Menge.

Zum Umzug muss das Becken aus Gewichtsgründen komplett leer gemacht werden. Den Kies kann man ganz gut mit eine Kehrschaufel aus Plastik raus holen, man sollte dabei aber aufpassen, die Scheiben nicht zu verkratzen.

Ob Du den Kies übernimmst, oder tauschst, hängt davon ab, was es für Kies ist. Künstlichen Farbkies solltest du ersetzen. Naturkies kann im Prinzip drin bleiben. Falls eine völlig andere Körnung oder anders Material gewünscht ist, kann er auch getauscht werden. Wenn Du den Kies wieder verwenden willst und er durch die Vernachlässigung stark verdreckt ist, solltest Du ihn auswaschen. Mach dafür jeweils einen Eimer zu 1/3 voll mit Kies, fülle ihn mit Wasser auf, rühre kräftig um und schütte das Wasser ab. Das wiederholst Du, bis das Spülwasser sichtbar heller wird. Er muss nicht ganz sauber werden.

Fülle das Becken dann mit Wasser, richte es ein, schließe die Technik an, prüfe nochmal die Temperatur und setze die Fische aus den Eimern wieder ein. Um ein schnelles Wiederaufflammen der Blaualgen zu verhindern, musst Du mit Beleuchtungszeit geizen, stelle erstmal 2x 3 Stunden mit 3-4 Stunden Mittagspause ein. Wenn eine Woche nix passiert, gehst Du auf 2x 4 Stunden hoch. Das Becken ist jetzt leider nicht richtig eingelaufen, nur im Filter sind einige Bakterien, der Rest ist frisch. Deswegen ist danach ca. 2 Wochen lang stark erhöhte Aufmerksamkeit und eine zwar regelmäßige, aber äußerst sparsame Fütterung nötig. Prophylaktisch solltest Du in den ersten 2 Wochen 2x pro Woche 50% des Wassers wechseln. Falls die Fische auf einmal japsend an der Oberfläche hängen, ist der Nitritwert zu hoch, dann musst Du sofort mindestens 70% Wasser wechseln. Das Problem muss nicht auftreten, es kann aber auftreten.

eieiei2  25.05.2018, 10:40

verdammte Tippfehler

Ca. 1/2 bis 1 Stunde danach solltest Du eine kleine(!) Menge füttern

sollte das heißen

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Für den Umzug wirst du das Aquarium eh leeren müssen und danach neu einrichten, also versuche es einfach und setzte die Fische gleich ein wenn es betriebsbereit ist.

Ich finde, du fängst ganz neu an. Dies alte Aquarium zu retten macht sehr viel Arbeit.Du kannst die Fische nicht einfach in frische Wasser tun, das Aquarium muss erst eingefahren werden.