Apfelbaumschnitt?


18.01.2022, 19:05

So ich habe jetzt Mal versucht eure Ratschläge einzuzeichnen.

Die roten kommen komplett ab.

Die kleinen Äste an den Leitäste (grüne Pfeile) werden zurückgeschnitten (orange).

Und die Leitäste auf ungefähr die blaue Linie zurückschneiden.

Ist das soweit korrekt?

5 Antworten

Von Experte myotis bestätigt

Hallo,

Zunächst einmal muss man sich vor dem Schnitt klar sein, was man eigentlich von dem Bäumchen möchte und was aufgrund von Wuchsstärke etc möglich und geboten ist. Ich vermute auch wie Blumenacker, dass es auf einer schwach wachsenden Unterlage steht. Im Erwerbsobstbau und teilweise auch bei den seit einigen Jahren beliebten Balkon-Zwerg- Obstbäumen wird da zumeist die sog. Spindelerziehung (Schlanke Spindel) angewandt.

https://www.obstzentrum.de/fachinformation-obstgehoelze/obstbaumschnitt-spindel/

Dein Bäumchen hat aber bereits vier Leitäste in schönem Winkel ausgebildet. Ich persönlich würde es daher - mit allem Vorbehalt, das ist schwierig nur anhand eines Bildes zu entscheiden und letztendlich auch Geschmackssache - vermutlich auch mit einem kurzen astfreien Fußstämmchen und einer klassischen Drei- (evtl. Vier-) Astkrone plus Leittriebverlängerung erziehen. Dazu bin ich ganz bei Blumenacker und würde die langen, unverzweigten unteren Triebe entfernen, eventuell auch noch den untersten der schräg aufwärts gehenden Leitäste oder den nach hinten Richtung Türecke weisenden, das würde ich aber live sehen wollen. Dann höchstens noch ganz vorsichtig anschneiden, um die Saftwaage wieder herzustellen. Hier wird eingies erklärt:

https://www.gartenjournal.net/apfelbaum-schneiden

Blumenacker  18.01.2022, 21:57

Das mit der Spindel ist so ein bißchen auch das, was mir Kopfzerbrechen bereitet.
Man bräuchte dann schon genaue Informationen über die Unterlage, um beurteilen zu können, wie man nun mit dem Bäumchen umgehen soll.
Immerhin hat die Unterlage einige relativ starke Leitäste rausgeschickt, also kann sie so ganz schwach wohl nicht sein. Ganz schwach würde bedeuten: Säulenapfel.

Es ist hier wohl doch so, wie du es angemerkt hast:

..., was man eigentlich von dem Bäumchen möchte ...

Wie auch immer der FS sich entscheidet:
Der FS wird´s überleben und das Bäumchen wird´s auch überleben.

P.S.: Nur eines noch.
Ist Mini Cox selbstfruchtbar?

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Pomophilus  19.01.2022, 00:01
@Blumenacker

Ich meine auch, mal was von einem "Selbstfruchtbaren Cox" gelesen zu haben, finde jetzt aber nichts darüber in Bezug auf diesen Mini Cox. Es scheint eine Züchtung zu sein, an der auch 'Cox Orange' beteiligt ist, die extrem schwachwachsend und kleinbleibend sein soll.

https://neue-obstsorten.de/mini-cox/

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Pomophilus  21.01.2022, 07:09

Vielen Dank für 🌟!

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Mini Cox kenne ich leider nicht. Ich vermute eine schwach wachsende Unterlage.
Aber mein Grundverständnis von Obstbaumschnitt würde meinen:

Schneide die untersten drei Zweige ganz weg.
Schneide vom höchsten Leitast (dem Mittelast) und vom zweithöchsten Leitast den Konkurrenztrieb weg, der nach innen wächst.

Die Schnitte sollte man als Astring ausführen.
Das heißt, man schneidet am Ast,- bzw Triebansatz nicht tief in die Anschlußrinde hinein, damit keine ovale Schnittfläche entsteht.
Wenn man einen Ast oder einen Trieb abschneidet, macht man den Trennschnitt gerade noch so, daß der Schnitt möglichst rund ist, also gerade noch den Querschnitt des Astes darstellt, den man abschneidet. Dadurch verringert sich die Schnittfläche, und der Baum kann diese kleinere Schnittfläche im Laufe der nächsten Jahre schneller überwallen.
Schnitte sind Eintrittspforten für Schadfaktoren und sollen möglichst schnell wieder zu wachsen.

Das willst du nicht wirklich wissen *grins*

Gerade bei jungen Bäumen ist der Schnitt immer sehr brutal.

  • alle unteren triebe auf Astring: schädlich für einen Kronenaubau und bringen bestenfalls minderwertiges Obst
  • der flache linke konkurierende Trieb auf Astring Konkurrenztrieb nehmen dem anderen das Licht
  • der Stamm um 15 cm einkürzen sonst schießt der Baum zu sehr in die Höhe
  • die drei verbliebenen Leitäste müssen deutlich niedriger sein als der Stamm daher um ca. 2/3 einkürzen. Leittrieb müssen stabil sein, werden daher im klassischen Obstbaumschnitt gerade in den ersten JAhren immer sehr stark eingekürzt, damit diese Tragfest sind. Bei so einem Zwergbaum ist es sicher nicht ganz so wichtig als bei einem Hochstamm, bleibt aber, das man eine schöne Kronenbildung will. Ferner sind die TRiebe zu steil aufgerichtet. Je nach Wuchskraft des Baumes und Obstbaumart strebt man einen anderen Winkel an der Äste an. Aber in jedem Falle Flacher als diese. Außerdem müssen Leittrieb immerder deutlich niedriger sein als der Stamm damit diese keine Konkurrenzkrone bilden.

Zwischen stamm und Ende der LEittriebe muss man ein dreieck bilden können mit Winkel ca. 60 Grad.

Mit diesen Schnittmaßnahme schneidest du zugleich sämtliche Früchttrieb mit ab und die Ernte bleibt aus. Willst du dennoch versuchen einen Apfel zu erhalten kannst du den Konkurrenztrieb bis Herbst stehen lassen und dann erst entfernen.

Gerade beim Apfelbaumist eine lichte Krone wichtig.

Apfelbäume neigen dazu steil aufgerichtete Triebe zu bilden.

Steile Triebe = starkes vegitatives Wachstum

'Flache Triebe = generatives Wachstum

Was soviel heißt, dass bei steilen Trieben der Baum in der Form eher eine Mondrakete gleicht und keine oder nur wenige mangelhafte Früchte bringt und bei flachem Wachstum es mehr und hochwertigere Äpfel gibt.

Der klassische - am meisten angewendete - Obstbaumschnitt hat als Ergebnis einen Winkel von ca 120° zwischen Mitteltrieb und seitlichen Leitästen.
Das bezieht sich allerdings eher auf in freiem Erdboden wachsende Obstbäume mit starken bis mittelstarken Unterlagen.

Aber laß´dich nicht verrückt machen, Auch wenn du den perfekten Schnitt nicht findest, ein paar Früchte werden dran hängen. Und wenn du genau beobachtest, wo die Früchte hängen, kannst du vielleicht schon eigene Rückschlüsse ziehen für künftige Schnitte.

Ein Thema beschäftigt mich noch: Apfelblüten sind in der Regel nicht selbstfruchtbar.
D.h., man braucht in der Nachbarschaft oder in erreichbarer Nähe eine Befruchtersorte.
Wenn also aus deinen Blüten keine Früchte werden, gilt es, dieses Problem noch zu lösen.

Nur als Ergänzung: die Triebe nicht unterschiedlich hoch abschneiden (Stichwort "Saftwaage")