Alte Stromleitungen erneuern?
Hallo,
Ich habe mich, weil bei uns öfters die Sicherungen rausfliegen, danach erkundigt, wann man die Stromleitungen erneuern sollte und wie teuer es etwa wäre.
Jetzt habe ich etwas Angst bekommen, weil das Mehrfamilienhaus Baujahr 1972 ist und wir seit einem Jahr in unserer gekauften Eigentumswohnung in dem Haus leben und die Leitungen offensichtlich veraltet sind.
Wir hatten schon mal einen Elekriker da, der uns Aufputzsteckdosen angebaut hat und einen FI Schalter angebracht hat, der aber nur für diese Steckdosen angeschlossen ist. Er sagte wenn er alle Kabel anschließen würde kann es sein, dass wir gar keinen Strom mehr benutzen könnten, weil er ständig reagieren würde.
Wir haben ziemlich verrückte Stromkreise. Eine Sicherung fliegt ständig raus, weil der Stromkreis über 4 Zimmer geht. Ich werde auf alle Fälle einen Termin beim Elektriker zur Überprüfung machen.
Meine Frage wäre: Müssen für eine Erneuerung die kompletten Wände aufgerissen werden (wir haben innerhalb der Wohnung nur Leichtbauwände) und wie teuer wäre sowas etwa? Kennt sich da jemand aus? Und ist es gefährlich in der Wohnung so zu leben wegen Brandgefahr? Bis jetzt ist ja noch nichts passiert, aber nachdem ich so viel nachgelesen habe bin ich sehr unruhig.
Vielen Dank.
4 Antworten
Den Aufwand und die aktuelle Brandgefahr kann man nur nach einer gründlichen Bestandsaufnahme vor Ort seriös beurteilen. Wenn die Sicherungen zu den Leitungen passen, sollte normalerweise keine Brandgefahr bestehen. Das muss aber ein Elektriker prüfen.
Unterputzleitungen müssen selbstverständlich in die Wände, sonst sind sie ja Aufputzleitungen. Dafür müsste erstmal geprüft werden, ob die alten Leitungen in Leer-Rohren liegen (wahrscheinlich nicht) und wenn nein, wie die Wände genau aufgebaut sind und wie man darin mit akzeptablem Aufwand neue Leitungen legt. Man müsste sich auch ansehen, ob es möglich ist, zuerst einen neuen Sicherungskasten einzubauen und dann Raum für Raum vorzugehen. Das wäre erheblich angenehmer als in allem Zimmern gleichzeitig ne Großbaustelle zu haben.
Ja, dafür sind Sicherungen da. Deswegen darf man nicht einfach stärkere Sicherungen einbauen.
Wegen der Belastung kannst Du ja selbst rechnen.
Üblicherweise sind 16A Sicherungen verbaut. 16 Ampere x 230 Volt = 3680 Watt.
So viel darf maximal an einer Sicherung hängen, bzw. zusammengerechnet an allen Steckdosen, die mit dieser Sicherung abgesichert sind. In Wirklichkeit ist das aber nicht unbedingt eine empfehlenswerte Dauerlast, sondern eher eine Spitzenlast. Wir hatten im Betrieb mal 2 Elektroheizer mit je 2000W Nennleistung an einen 16A Stromkreis gehängt. Warum die Sicherung das mitgemacht hat weiß ich nicht, wahrscheinlich hatten die Heizer in Wirklichkeit weniger als 2000W. Hersteller werben ja gern mit mehr Leistung als sie haben. Die Leitung wurde warm. Nicht heiß, aber warm. Auf Dauer kann das gefährlich werden. Kurzfristig passiert nix. Wenn man die 3680W komplett ausnutzt, weil mal kurz der Wasserkocher und der Toaster gleichzeitig laufen, ist das nicht schlimm, so schnell wird nix warm. Mit stundenlang den besagten Elektronheizern wäre ich mir da nicht so sicher. Als Dauerlast würde ich eher nicht über etwa 3000W gehen.
Bei Geräten die viel Strom brauchen, sollte man auch überprüfen ob die Stecker kalt bleiben (Stecker ziehen, danach Kontakte fühlen). Heiße Stecker können auf schlechte Steckdosen hinweisen, die zu übermäßig hohen Übergangswiderständen führen. Wenn man sowas hat, sollte auch mal der Elektriker einen kritischen Blick darauf werfen.
Also die Steckdosen haben wir alle erneuert. Aber der Test mit den warmen Steckern ist interessant. Ich werde es auf jeden Fall mal ausprobieren. An diesem Stromkreis hängt ziemlich viel dran, was aber, bis auf den Kühlschrank, nie alles gleichzeitig läuft. Auch weil halt die Sicherung rausfliegen würde. Der Staubsauger wird an einem anderen Stromkreis angeschlossen, der weniger überlastet ist.
Beim Kühlschrank wäre es auch besonders blöd, wenn die Sicherung rausfliegt. dann verdirbt das Essen. Bei Kühlschränken kann es passieren, dass der Anlaufstrom, wenn der Kompressor anspringt, für wenige Sekunden höher ist als der Nennstrom. Da kann eine Sicherung schon raus fliegen, obwohl die sehr kurze Überlastung nicht gefährlich ist. Deswegen sollten Kühlschränke immer an wenig belasteten Stromkreisen hängen.
Da die komplette Küche leider an diesem Stromkreis hängt, ist es nicht möglich den Kühlschrank woanders anzuschließen. Wie schon gesagt hängen 4 Räume an diesem Kreis. 2 halbe Räume (halbes Wohnzimmer und halbes Arbeitszimmer), ein Abstellraum (da wird nur der Lichtschalter benutzt) und die Küche. Die Überlegung ist jedem Raum eine eigene Sicherung und einen eigenen Stromkreis zuzuweisen, wenn die Leitungen erneuert werden. Ob das so umsetzbar ist weiß ich aber nicht.
Das wäre sinnvoll. Wenn die Leitungen in den Wänden an sich noch in Ordnung sind, muss man wohl nur einen neuen, größeren Sicherungskasten installieren lassen und die vorhandenen Leitungen dort neu verschalten. Das muss sich ein Elektriker einfach mal ansehen. Ich finde auch sinnvoll, die Deckenlampen nicht am Steckdosenstromkreis zu haben. Wenn irgend ein Gerät an der Steckdose die Sicherung ausfliegen lässt, hast Du dann immernoch Licht.
Nach fast 50 Jahren glaube ich eher weniger, dass die Leitungen in den Wänden noch intakt sind. Die Isolierung dürfte bereits erhebliche Schäden haben. Die Idee Licht und Steckdosen separaten Stromkreisen zuzuweisen finde ich gut. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich werde auf alle Fälle einen Elektriker beauftragen unsere Stromkreise zu überprüfen und uns einen Kostenvoranschlag für die Sanierung zu machen. Vielen Dank für die umfangreichen hilfreichen Antworten. Die haben mir sehr weiter geholfen.
Den Isolierungen passiert nicht viel, wenn sie in der Wand liegen. Kein UV-Licht, keinen nennenswerten Vibrationen. Die halten sehr lang.
Das wäre natürlich super, wenn nicht alles ausgetauscht werden müsste.
Ein Elektriker muss es sich einfach mal gründlich ansehen. Es hängt auch davon ab, was die Installation damals kosten durfte. Billigzeug verschleißt schneller.
Abhängig davon wie das Leitungsnetz aufgebaut ist, können aber auch ein paar neue Leitungen nötig werden, um Stromkreise da zu trennen, wo man sie trennen will.
seit 1972 sind von den ursprünglich vorgesehenen Geräten sicher auch noch mehr hinzugekommen. In der Küche ein Herd/Backofen mit mehr Leistung, Mikrowelle, Geschirrspüler ...
Alles andere in den Zimmern ist da so wenig, dass eine Nachrüstung nicht sinnvoll ist. Die Leitungen selbst, wenn sie nicht mal überlastet wurden (d.h. ganz dicke Sicherungen rein und alle Verbraucher auf "ein") bleiben über Jahrzehnte "gut".
Einzig die Steckdosen sollten mal gewechselt werden. Die Schrauben der Klemmen nachgezogen werden. Mehr nicht!
Wenn Sicherungen "rausfliegen" dann sind das nicht die Leitungen. Oft sind es Schalter und Lampenfassungen die zu warm geworden sind und dadurch der Kunststoff zu Kohle wurde. Die leitet den Strom, kann soviel leiten, dass die Sicherungen raus fliegt.
Schreibe auf, wann das passiert, was angeschaltet ist ....
so ist es, wenn dann noch Aluminium-Leitungen verlegt sind, ist das unbedingt notwendig. Alu fließt noch besser als Kupfer
Die Steckdosen und Lichtschalter haben wir schon alle ersetzt. Daran kann es nicht liegen, dass die Sicherungen herausfliegen. Selbst die Telefonbuchse und der Fernsehanschluss sind neu.
wenn da nicht Feuchtigkeit in Steckdosen, Verteilerdosen ...eingedrungen ist, dann bleibt doch nur irgendein Gerät. Auch da kann Wasser so einen "manchmal" Überstrom auslösen. Die Leitungen selbst waren 1972 schon mit PCV-Isolierung ausgestattet. Da ist wirklich nichts zu befürchten.
Wenn eine 16A Sicherung auslöst, dann müssen schon mindesten die 16A fließen. Beim Einschalten von Geräten fließen oft große Ströme. Die Trägheit der Sicherungen verkraftet aber auch das.
Wann lösten Sicherungen aus? Welche Verbraucher sind eingeschaltet,... da muss man doch dem Übeltäter auf die Spur kommen.
Also in die Wand zaubern kannst du die Kabel auf jeden Fall nicht so viel ist klar :D
Es geht mir darum, ob die Wand vollständig aufgerissen werden muss um die Kabel zu tauschen oder ob es auch nur punktuell möglich ist.
Bei Trockenbauwänden kommt alle 62 cm ein Metallprofile. Wenn Du eine Leitung Quer verlegen willst musst du durch diese Profile durch.
Ich weiß jetzt nicht wie die Installation bei euch aussieht. Ich gehe jetzt spontan von einer unterputz Installation aus und in dem Fall wird das nichts. In dem Fall muss schon die die Wand entsprechend freigemacht werden. Vor allem wenn es um eine komplette Neuinstallation geht hört sich das für mich so an als müsste dann so ziemlich alles runter wenn du verstehst was ich meine :D
Je nach dem wie es bei euch aussieht gibt es da auch noch die Möglichkeit dann mit Rigibs zu arbeiten. In dem Fall könnten die Kabel auf der Wand verlegt werden.
Darauf würde ich mich aber nicht festlegen, ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht und welche Möglichkeiten daher entsprechend für die Installation zur Verfügung steht aber bei einer kompletten Neuinstallation ist es mit ein paar Löcher bohren definitiv nicht getan :)
Wir haben nen Haus Massivbau mit 70m² Grundfläche und 2 Etagen machen lassen. Natürlich alles unterputz. Zähler war schon neu gemacht worden.
6500 €
Ich hatte die Hoffnung, dass sie nur punktuell die Wand aufreißen müssen und nicht vollständig.
Sind in den 6500 Euro auch die Renovierungskosten bei gewesen (neu tapezieren, Fliesen an der Wand ersetzen)?
Ja die Sicherungen passen zu den Leitungen. Die würden dann rausfliegen bevor es anfängt zu brennen?