Als Österreicher beim Deutschen Rettungsdienst?

2 Antworten

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Ich versuche jetzt mal auf die Einzelheiten zur Beantwortung der Frage einzugehen:

Im Grunde genommen, gibt es keinen "deutschen Rettungsdienst" und auch keinen "deutschen Rettungssanitäter", wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet. In Deutschland, liegt der Rettungsdienst aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland (BRD) weitestgehend in der Zuständigkeit der Länder, also der Bundesländer. Jedes Bundesland, hat ein eigenes Rettungsdienstgesetz (RDG), in welchem unter anderem die Aufgaben des Rettungsdienstes, seine Finanzierung, die personelle Besetzung der einzelnen Rettungsfahrzeuge, die Leitstellen und andere Dinge geregelt sind. Der Bundesgesetzgeber hat aufgrund von seiner Möglichkeit, die Zulassung zu ärztlichen und zu anderen Heilberufen zu regeln, "lediglich" die Möglichkeit dazu, die Ausbildung des Rettungsfachpersonals durch Bundesgesetz gesetzlich zu regeln sowie gewissermaßen auch dessen notfallmedizinische Kompetenzen. Von dieser Möglichkeit, hat der Bundesgesetzgeber lediglich beim Berufsbild des Notfallsanitäters, der höchsten nichtärztlichen Qualifikation im deutschen Rettungsdienst Gebrach gemacht, indem er dessen Ausbildung und auch teilweise dessen Kompetenzen durch das Notfallsanitätergesetz (NotSanG) und durch die aufgrund des NotSanG erlassene "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV) im Wesentlichen bundesrechtlich geregelt hat. Für Rettungssanitäter, existiert hingegen kein Bundesgesetz. Der Rettungssanitäter, stellt rechtlich gesehen in Deutschland eine Qualifikation-/ eine berufliche Weiterbildung und keine anerkannte Berufsausbildung dar. Er berechtigt nach dem jeweiligen Landesrecht, den Rettungsdienstgesetzen (RDG) der Länder, zur Wahrnehmung von bestimmten Aufgaben innerhalb des Rettungsdienstes. In vielen Bundesländern, existiert ein Landesgesetz oder eine Rechtsverordnung auf Landesebene über die Ausbildung von Rettungssanitätern, nicht jedoch in allen Bundesländern. Der Rettungssanitäter stellt eine Qualifikation dar, welche zumeist als Selbstzahler erworben werden muss. Man bekommt demnach kein Geld sondern man muss noch dafür bezahlen. Hinzu kommt, dass Rettungssanitäter in Deutschland im Bereich der Notfallrettung auf Rettungswagen (RTW) ausschließlich in assistierender Funktion tätig werden, sprich sie den verantwortlichen Notfallsanitäter und bei Einsätzen mit Notarzt ggf. auch diesen bei der notfallmedizinischen Erstversorgung von Notfallpatienten unterstützen und sie gleichzeitig aber auch Fahrer des Rettungswagens sind. Da deren zulässige Gesamtmasse in Deutschland flächendeckend 3.500Kg überschreitet, welche die Fahrerlaubnis der Klasse B abdeckt, bedarf es zum Fahren der Rettungswagen einer Fahrerlaubnis der Klasse C1, welche man in aller Regel ebenfalls auf eigene Kosten erwerben muss. Da dein Wohnsitz in Österreich liegt, müsstest du das wohl auch in Österreich machen.

Die Anmeldung und Teilnahme an der Ausbildung zum Rettungssanitäter, dürfte meiner Meinung nach an sich kein Problem darstellen, anschließend einen Arbeitsplatz in Deutschland zu finden vielleicht schon eher. Du musst bedenken, dass im Rettungsdienst immer im Schichtdienst gearbeitet wird und die Witterungsbedingungen im Winter, sollten dir besser bekannt sein als mir. Zu den Uhrzeiten, wo man als Rettungssanitäter zu seiner Arbeitsstelle hinfährt oder auch nach der Arbeit wieder nach Hause, sind diese noch schlimmer, weil zu diesen Uhrzeiten typischerweise keine Räum- und Streufahrzeuge unterwegs sind. Hier dürfte ein deutscher Arbeitgeber durchaus Bedenken bekommen, wie oft du im Winter aufgrund der herrschenden Witterungsverhältnisse dann vielleicht nicht zur Arbeit erscheinen kannst oder was du machst, wenn du nach der Arbeit anschließend nicht mehr nach Hause fahren kannst.

Wenn es aus irgendeinem Grund juristische Streitigkeiten, seien es welche strafrechtlicher-, zivilrechtlicher-/ haftungsrechtlicher oder auch arbeitsrechtlicher Art gibt, wären die Gerichte in Deutschland hierfür zuständig. Auch wärst du in Österreich kein Rettungssanitäter, da das österreichische Sanitätergesetz (SanG) eine formale Anerkennung nicht vorsieht. Ich fände das ehrlich gesagt persönlich schon auch irgendwie frustrierend.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
vetranooo  01.05.2024, 10:27

Umgekehrt geht es nicht. Zumindest nicht in Tirol.

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Manu1234567890 
Fragesteller
 04.05.2024, 20:09

Hallo! Vielen Dank für die Antwort!

Um darauf kurz einzugehen, ich habe bereits etwas recherchiert. Mit dem Systems in Deutschland bin ich bereits grob 'vertraut'. Für mich würdde im Moment die Ausbildung zum Rettungssanitäter in Frage kommen.

Auch bezüglich Führerscheinklasse habe ich keine Bedenken da ich hier in Österreich bereits die Klassen, B, C, E und F abgeschlossen habe, die meines Wissens nach in Deutschland anerkannt werden.

Die Witterungsbedingungen sind mir bekannt, da hast du recht. Ich bin aber in der glücklichen Lage, dass ich davon nicht allzu stark betroffen bin. Auch die Fahrzeit würde mit großer Wahrscheinlichkeit unter 1 h liegen.

Dass die Ausbildung in Österreich nicht anerkannt wird wusste ich auch bereits, ich absolviere derzeit meinen Zivildienst beim roten Kreuz und habe in dem Zuge auch die Ausbildung zum österreichischen Rettungssanitäter absolviert.

Warum ich allerdings ursprünglich auf diese Frage gekommen bin:

Meiner Meinung nach läuft allgemein im System des Österreichischen Rettungsdienstes viel schief, angefangen bei der Ausbildung, die mit 100h Theorie und 160h Praxis, was meiner Meinung nach viel zu wenig ist. Es bleibt kaum zeit ein thema zweimal durchzumachen bzw. Fragen zu stellen oder praktische Übungen zu wiederholen.

Auch nach der absolvierten Prüfung ist man absolut nicht bereit in der Notfallrettung zu arbeiten. Das kann auch gut an dem liegen, dass man hier quasi nur zur Tragehilfe und zum Infusionsständer ausgebildet wird. Auch die Kollegen mit der höheren Ausbildungen tragen dazu nicht wirklich bei. Es mangelt an Vertrauen gegenüber den RS und es wird dann bevorzugt quasi 'allein' zu arbeiten.

Weiters habe ich persönlich ein Problem mit der strikten Trennung RTW und KTW, da man in naher Zukunft als RS nur noch am KTW sitzen wird. Die Notfallrettung wird dann nur noch den Österreichischen Notfallsanitätern überlassen. Allerdings ist es meiner Meinung nach schwierig, die Aufnahme für den NFS zu schaffen, ohne dass man Kontakt in der Notfallrettung hat.

In der Bezirkstelle in der ich derzeit bin ist ausserdem Respektlosigkeit und unfaire Dienstplanung ein problem. Dies ist aber nicht so wichtig, man könnte ja jederzeit die Bezirksstelle oder Organisation wechseln.

Nochmals vielen dank für deine antwort!

MFG

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Rollerfreake  05.05.2024, 16:11
@Manu1234567890

Bitte :-). Das klingt sehr gut. Ja, die Fahrerlaubnisklassen werden nach der EU- Führerscheinrichtlinie in der gesamten europäischen Union anerkannt. Wenn du in Österreich bereits Rettungssanitäter bist, dann bringst du damit selbstverständlich auch eine sehr gute Voraussetzung mit. Was du am österreichischen Rettungsdienst so bemängelt hast, das ist nach meiner persönlichen Erfahrung aber in Deutschland genauso. Auch hier ist es insbesondere bei der Ausbildung zum Rettungssanitäter so, dass diese vom zeitlichen Umfang her mit mindestens 520 Stunden eigentlich nicht ausreichend ist. Die theoretischen Inhalte der Ausbildung, muss man sich überwiegend selber beibringen. Mein Dozent sagte damals mehrfach im Grundlehrgang zu uns den Satz: "mein Unterricht ist eine Anleitung zum Selbststudium. Das eigentliche Lernen der Theorie, findet zu Hause statt". Auch bleibt bei einer Verteilung von ungefähr 50% theoretischem Unterricht und 50% praktischem Unterricht an der Rettungsdienstschule hier ebenfalls kaum die Zeit dazu, gewisse Maßnahmen mehrfach zu trainieren. Auch als deutscher Rettungssanitäter, ist man nach dem Abschluss der Ausbildung nicht wirklich fertig auf einen Einsatz in der Notfallrettung vorbereitet. Auch muss man viele Dinge durch anschließende Berufserfahrung und durch Weiterbildung, unter anderem auch im Selbststudium, dazulernen. Die strikte Abtrennung zwischen RTW und KTW, hat Deutschland ebenfalls genauso und auch hier ist es mancherorts immer öfter so, dass der RTW mit zwei Notfallsanitätern oder mit einem Notfallsanitäter und mit einem Rettungsassistenten (der Rettungsassistent war vor dem Notfallsanitäter die höchste nichtärztliche Ausbildung im deutschen Rettungsdienst und hatte eine zweijährige Ausbildung), besetzt sind.

Mfg

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Von Experte Rollerfreake bestätigt

Für die Aufnahme sollte es kein Problem sein, jedoch sind Rettungsdienst in Österreich und Deutschland Ausbildungstechnisch etwas anderes.

Was da wo gilt, solltest du aber bei den zuständigen Ämtern hinterfragen ;)