Akkorde?was kommt in den Violinschlüssel,was kommt in den Bassschlüssel?

4 Antworten

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In Deinem Wortlaut stimmt das "Grundprinzip" nicht ganz: Ein einfacher Dur-Dreiklang besteht -- wobei jeder Akkordton immer vom Grundton aus zu rechnen ist (!) -- aus Quinte und großer Terz. Bei einem Septakkord kommt die tonleitereigene Septime (auch vom Grundton aus gesehen) dazu. Viele Akkorde kann man zwar grundsätzlich als Übereinanderschichtung von Terzen "lesen", aber musiktheoretisch darf man sie in aller Regel, und vor allem im klassischen Tonsatz, nicht so erklären.

Die Schreibweise im Satz basiert, wenn der Tonsatz nicht speziell als Choralsatz ("Kantionalsatz") geübt wird, üblicherweise nicht auf einer Chor-Notation (zweistimmig im Violinschlüssel, zweistimmig im Basschlüssel), sondern auf einem am Generalbass orientierten vierstimmigen Klaviersatz mit einem (meist in enger Lage) geschriebenem dreistimmigen Akkord im Violinschlüssel (rechte Hand) und einer einstimmigen Basston-Linie im Bassschlüssel (linke Hand).

Im ganz einfachen Satz ohne Umkehrungen befindet sich in der Regel der Grundton des Dreiklanges im Bass, die anderen Töne im Violinschlüssel, wobei in der Regel der Grundton verdoppelt wird (also z.B. wird, von unten nach oben gelesen, notiert: C---E-G-C).

Eine UMKEHRUNG des Akkordes liegt vor, wenn ein anderer Ton als der Akkord-Grundton im Bass steht. Dann ändert sich auch die genaue Bezeichnung des Klanges (auch, wenn es z.B. bei "C-Dur" bleibt), weil -- aus der barocken Generalbasstradition herrührend -- das alte Akkordverständnis noch hinzukommt. Die erste Umkehrung mit der Akkordterz (E bei einem C-Dur - Akkord) im Bass heißt Sextakkord, die zweite mit der Quinte im Bass (G beim C-Dur - Akkord) nennt man Quartsextakkord. Über die Verwendung dieser Umkehrungsakkorde gibt es wieder eigene Stimmführungsregeln im Tonsatz...

Wenn nun ein Septakkord vorliegt und nicht der Grundton, sondern, wie Du schreibst, die Septim H (beim Septakkord von C-Dur also z.B. H--E-G-C) im Bass steht, liegt wiederum eine UMKEHRUNG vor, allerdings eben eine von einem Septakkord. Genau gesagt wäre dies die "dritte" Umkehrung des Septakkordes mit der Septim als Basston. Man bezeichnet diese, ebenfalls aus der Generalbasslehre herrührend, als "Sekundakkord". Hier steht im Bass ein H und im Violinschlüssel die regulären Dreiklangstöne von C-Dur, etwa E-G-C (von unten nach oben geschrieben).

Die anderen Umkehrungen des Septakkordes lauten im Übrigen "Quintsextakkord" (Akkordterz im Bass) und "Terzquartakkord" (Akkordquinte im Bass)... Warum die Umkehrungen jeweils so und nicht anders heißen, wäre eine andere, lange Antwort. Diese Frage wird sicher noch bei Dir im Unterricht behandelt werden.

Folgendes Buch sollte Deine Bibel werden:

Waldemar Bloch: Tonsatzlehre. Leykam Buchverlag, Graz.

--> Akkordlehre ab Seite 19. Übe die Beispiele ab Seite 56 am Klavier, ergänzend auch zu den Generalbassübungen von Wolf, die Du im Studium sehr wahrscheinlich ohnehin in Klavierpraxis durchnimmst.

Meines Wissens gibt es da nicht mal eine Regel....wenn -dann steht der komplette Akkord im Violinschlüssel und der Bass doppelt den Grundton.

So kenne ich die häufigste Art , Akkorde darzustellen.

Lerne doch erst mall die Vielfältigkeit der Akkorde in nur einem Schlüssel - das ist doch viel anschaulicher und wird ( zumindest zu Lehrzwecken) auch allgemein so gehandhabt.

Du kannst Septakkorde sowohl mit dem Bass- als auch mit dem Violinschlüssel. Du musst nur beachten, dass die Töne beim Bassschlüssel wo anders liegen. Lass dich aber erstmal durch Septakkorde nicht verwirren. Wenn du weißt, wie die Dreiklänge gebildet werden, werden Vierklänge kein weiterers Problem sein!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ladygrausam 
Fragesteller
 01.11.2019, 12:55

Vielen lieben Dank für die Antwort, dass Problem ist nur, dass ich Musik studiere und mir leider absolut alle Grundlagen fehlen (unser Musiklehrer damals hat uns nur Epochen gelehrt und ich weiß auch nicht wie ich die Eignungsprüfung bestanden habe) und deshalb muss ich in relativ kurzer Zeit sehr vieles aufholen. Aber wenn der Bass auch Töne des Vierklangs übernehmen kann,dann macht das Sinn, was der Dozent aufgeschrieben hat. Nur ergibt das für mich keinen Sinn was die Harmonie angeht. Ich meine es klingt doch wesentlich schöner, wenn die Töne des Septakkords alle nah beieinander liegen, dass wenn man zurück zur Tonika geht, die Auflösung viel angenehmer ist.

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Herostratos  01.11.2019, 15:12
@Ladygrausam

Warum willst du denn Musik studieren, wenn die Grundlagen fehlen? Wird dann doch schwierig.

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Ladygrausam 
Fragesteller
 07.01.2020, 20:46
@Herostratos

Weil ich, ohne zu prallen, gut im Klavierspielen und sehr gut im Singen bin. Theorie kann man immer wieder nachholen,was ich hiermit mache :) Ich studiere Musik als Lehramtsfach und liebe Musik einfach, obwohl mir Grundlagen fehlen.

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Wenn Du bereits im Studium bist und noch an den Grundlagen arbeiten musst, musst Du wahrscheinlich einiges nachholen. Da ist besonderer Fleiß gefragt. 😉

Im 4-stimmigen Satz, wie er in der Harmonielehre (oder im Tonsatz) unterrichtet wird, werden üblicherweise Sopran und Alt im oberen System mit Violinschlüssel notiert, Tenor und Bass im unteren mit dem Bassschlüssel. Es stimmt wohl, dass es oft gut klingt, wenn die drei oberen Stimmen dicht beieinander liegen - sofern der Bass nicht all zu weit entfernt ist.
Allerdings klingt auch die weite Lage gut, wenn sie richtig ausgesetzt ist. So wie oben beschrieben, kann man gleichermaßen enge wie weite Lage notieren. Beim 4-stimmigen Satz denkt man ja an die Stimmumfänge im Chorsatz, der Bass geht in der Regel nicht über d' hinaus, der Tenor selten über f', praktisch nie über a'. Das läßt sich im Bassschlüssel darstellen. Probier's einfach aus!