Äußerung zum Tod: Wie bewerten?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Was anderes, weil... 75%
Arrogant, weil... 17%
Feststellung, weil... 8%
tanzella  15.05.2023, 20:40

Wie alt ist dieser Mensch?

rotesand 
Fragesteller
 15.05.2023, 20:45

Er ist 82, wird dieses Jahr 83.

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Was anderes, weil...

Für mich bedeutet es, dass dieser Mensch schon sehr viel im Leben mitgemacht und erlebt hat.

Er hat viele Krankheiten gesehen und vielleicht auch einige durchgemacht und sicherlich schon viele junge wie alte Menschen überlebt.

Er weiss, das Leben ist so, Tode und Krankheit sind ein fester Bestandteil.

Er sieht das Ganze pragmatisch und sachlich und weiss, Jammern und Kondolieren macht nichts besser. Es kommt wie es kommt.

Aufregung ist Zeitverschwendung. Und Zeit zum Lamentieren und Jammern will er sich ob seiner Restlebenszeit nicht mehr nehmen.

rotesand 
Fragesteller
 16.05.2023, 13:56

Das stimmt so gesehen alles. Er ist Jahrgang 1940, Vertriebener, hat vieles überlebt, vor allem Jüngere. Ernsthaft krank war er meines Wissens nach nie und arbeitet sogar noch stundenweise, ist im Ehrenamt tätig, aber pragmatisch kommt hin. Zugleich macht er den Eindruck eines gesunden Selbstbewusstseins und hat eine an sich sehr zuvorkommende Art - er ist ein alter Intellektueller im klassischen Sinn.

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Was anderes, weil...

Nun, wenn ich jetzt spontan in mich hineinhöre, dann stellt sich mir die Frage = wie nahe ist mir dieser Mensch. Kenne ich ihn als lieben Nachbarn, für den der Tod vielleicht sogar eine Erlösung wäre? Ist es eine Person, für die ich mein Herz geöffnet habe? Trauer kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich aber davon überzeugt bin, dass es "den Tod" nicht gibt, gehe ich damit zwar sehr sensibel um, aber dennoch auch voller Hoffnung und Mut. Jede Raupe bastelt sich ihren Kokon, erlebt eine Metamorphose und krabbelt als bezaubernder Schmetterling wieder an's Tageslicht. 's kann natürlich auch ein Nachtfalter sein, klar. Oder was auch immer. Mich konnte bislang jedenfalls noch niemand davon überzeugen, dass für uns Menschen nicht auch eine Metamorphose vorgesehen ist. Diese Bemerkung = ".....aber die Hauptsache sei, dass er selber noch am Leben sei, für alles und jeden könne er sich nicht interessieren" = ist eigentlich nur unsensibel. Arrogant? Es käme auf den Zusammenhang an. Mutet man solche "Feststellungen" gar den Hinterbliebenen zu, dann ist das unerzogen vom Allerfeinsten. Unübertroffener Mangel an Herzenstakt. Oder ist es Grietje von nebenan, die zwischen Wetter-Plaudereien einfließen lässt, dass es Gerhard (dritte Türe rechts) sein wird, zu dessen Beerdigung wir eingeladen werden?

Die kürzeste aller Kurzfassungen = derlei Bemerkungen sind unsensibel. Auch wenn all' überall applaudiert wird, wenn's um die Wahrheitsliebe geht, ab und an sollte man sich zurückhalten - vor allem dann, wenn es anderen Schmerzen bereitet.

Was anderes, weil...

Das entspricht meiner Erfahrung nach der im Moment vorherrschenden Art der meisten Menschen in unserer Gesellschaft. Man verdrängt das Thema „letzte Lebensphase, Sterben und Tod“ weil man sich davor fürchtet, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinander zu setzen. Wenn man dann selber „an der Reihe“ ist, wird es umso schwieriger. Früher war der Tod allgegenwärtig und man war beinahe gezwungen, sich zumindest zeitweise daran zu erinnern, dass man jederzeit sterben könnte. Ich bin überzeugt davon, dass man auch sehr viel gelassener damit umgehen konnte. Ich habe weit über hundert Menschen im Sterbeprozess begleitet, in Spitälern und vor allem im Hospiz. Ich habe keine Angst vor dem Sterben und dem Tod.