Absage bei der Anmeldung an einer weiterführenden Schule?
Hallo liebe Mitmenschen,
wir sind als Eltern ziemlich verzweifelt und wissen nicht mehr weiter.
Unsere Tochter leidet an einer atypischen Autismus Spektrum Störung und macht gerade ihre vierte Klasse an einer Grundschule (Regelschule) fertig.
Sie wird von einer Integrationskraft begleitet und bekommt den Nachteilsausgleich.
Das erste Halbjahreszeugnis der vierten Klasse hat sie bereits bekommen und es fiel sehr gut aus. Sie hat in Deutsch und der Sachkunde 1-er und in allen anderen Fächern 2-er.
Das Empfehlungsgespräch ist erfolgt und es steht als Empfehlung IGS-Gymnasium drin, wobei während des Empfehlungsgesprächs die Lehrerin uns empfohlen hatte es lieber mit einer IGS oder der Realschule+ zu versuchen um das Kind nicht dem unnötigen Leistungsdruck auszusetzen.
Die Lehrerin ist top und wir beherzigen ernsthaft ihre Ratschläge.
Nach gründlicher Überlegung haben wir jedoch beschlossen es doch mit dem Gymnasium zu versuchen unter dem Aspekt, dass sie bei einem zu großen Leistungsdruck heruntergestuft werden kann. Es eben veruchen.
Wir bewarben uns an zwei privaten katholischen Gymnasien und stellten unsere Tochter dort vor.
Das erste Gymnasium erteile uns eine Absage mit dem Hinweis auf bereits erschöpfte Kapazitäten.
Während des Anmeldegesprächs wurde uns dort nahegelegt die Schullaufbahn unserer Tochter bei einer Realschule zu machen. Es ist seltsam, dass zwei andere Kinder in der Klasse, die ihre Gespräche später hatten und vermutlich einen schlechteren Notendurchschnit haben dort nach eigener Aussage Sofortzusagen am Tage des Anmeldegesprächs erhalten haben.
Nun ja.
Das zweite Gymnasium hat sich noch nicht gemeldet. Es gibt aber ebenso ein Mädchen in der Klasse, welches dort eine Sofortzusage bekommen hat.
Wir haben jetzt ein ungutes Gefühl, dass uns dort ebenso eine Absage erteilt wird.
Es ist ja nicht so, dass wir unser Kind auf Teufel komm raus auf einem Gymnasium sehen wollen.
Wir möchten jedoch es nicht unversucht lassen sie eine Schule für das sie eine schriftliche Empfehlung der Grundschule erhalten hat besuchen zu lassen.
Jetzt bekommen wir es auch noch mit der Angst zu tun, dass wir nachträglich auch keine Realschule bei uns in der Stadt finden werden, die bereit sein wird unsere Tochter mit ihrem Handicap aufzunehmen.
Wir machen uns große Sorgen und wissen nicht weiter.
War vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation und/oder kann uns irgendwie weiter weiterhelfen?
Vielen Dank im Voraus!
P.S. wir leben in Rheinland-Pfalz.
6 Antworten
Darf ich ganz ganz ehrlich sein?
Scheißt auf die schriftliche Empfehlung.
Eine Schule, die euer Kind jetzt schon nicht mit offenen Armen empfängt wird das erstrecht nicht tun, wenn eure Tochter das erste mal wirklich Unterstützung braucht. Euer Kind hat Bildung verdient, da gebe ich dir völlig Recht! Aber euer Kind hat auch eine Schule verdient, auf der es nicht behandelt wird wie eine Aussätzige oder ein Kind zweiter Klasse.
Wir haben mit unserem Sohn in einem ähnlichen Szenario sehr sehr gute Erfahrungen mit einer IGS gemacht (hieß zu dem Zeitpunkt anders, war ähnlich) - so gute, dass unsere Tochter nach zwei Jahren regulärem Gymnasium aus eigenen Stücken wechselte, trotz guter Leistungen. Einfach weil die Wertschätzung und der Umgang dort deutlich weniger elitär und wettbewerbsorientiert waren und viel mehr auf das Individuum eingegangen wurde. Und zwar auf alle Kinder. Unser Sohn war nicht „Der, mit der Sonderbehandlung“, sondern er war einer von vielen, die alle ihren eigenen Weg machen konnten. Das Model einer IGS duldet Individualität nicht nur, es nimmt sie als gegeben an. Im bestmöglichen Sinne.
Für den weiteren Verlauf ihrer Ausbildung wird es egal sein ob eure Tochter ihr Abitur auf einer IGS oder einem „normalen“ Gymnasium gemacht hat. Keine Uni, kein Ausbildungsbetrieb achtet darauf heute noch. Ein Abitur ist ein Abitur. Für ihre persönliche Entwicklung kann es aber massiven Einfluss haben, wenn sie am Gymnasium scheitert. Diese Erfahrung würde ich ihr ersparen. Lieber wechselt sie zur Oberstufe, weil sie sich so großartig entwickelt, doch noch aufs reguläre Gymnasium als dass sie in der 10.Klasse das Gymnasium verlassen muss und als „Mangelware“ abgestempelt wird. Aber das ist nur meine persönliche Meinung…
Ein weiterer Tipp: man unterschätzt wie viel eigene Meinung so ein kleiner Mensch haben kann. Für uns war der ganze Kampf um die weiterführenden Schulen anstrengend, von Vorurteilen geprägt und scheinbar ziellos. Für unseren Sohn nicht. Wir haben mit ihm zusammen alle Schulen angeschaut, er konnte klar und deutlich sagen wohin er wollte. Er konnte es zwar nicht weiter begründen, aber ein Bauchgefühl hatte er eben schon. Sprecht mit eurer Tochter. Ihr werdet keine detailliert pro und contra Debatte führen können, aber vielleicht kann sie euch mehr Feedback geben, als ihr erwartet.
Liebe Grüße und alles Gute!
Das freut mich! Ich wünsche euch von Herzen alles Gute und viel Glück 🍀
Ich würde weitere (nicht katholische) Gymnasien versuchen und auch sicherheitshalber eine Realschule schon kontaktieren.
Das Problem wird vermutlich sein, dass die Schulen damit nicht umgehen können oder nicht wissen was das für den Schulalltag bedeutet. Sind die Schulen Inklusionsschulen? Bei denen werdet ihr mehr Erfolg haben.
Vielen Dank für den Tipp!
Ob die Schulen Inklusionsschulen sind wissen wir nicht. Um ehrlich zu sein wussten wir bis jetzt nicht, dass es solche gibt.
Das Handicap wurde mit beiden Schulen vor dem Anmeldegespräch kommuniziert und eine entsprechende Bescheinigung der Lehrerin überreicht.
Es ist seltsam, dass zwei andere Kinder in der Klasse, die ihre Gespräche später hatten und vermutlich einen schlechteren Notendurchschnit haben dort nach eigener Aussage Sofortzusagen am Tage des Anmeldegesprächs erhalten haben.
Falls du Kontakt zu den Eltern hast, solltest du da mal schauen ob du das verifizieren kannst.
Ich weiß nicht wie es in Deutschland ist, bei uns in Österreich gibt es einen Landesschulrat und der hat meinen Eltern damals geholfen, dass ich statt auf die damal noch existierende Sonderschule, auf normale Schulen gehen konnte, eventuell gibt es sowas auch bei euch, vielleicht kann der euch auch mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Ihr solltet es auf jeden Fall weiter versuchen.
Keine Ahnung ob du das schon kennst: https://inklusion.bildung-rp.de/
Eventuell hilft dir das weiter.
Wie schaut es denn mit ner Gesamtschule?da kann sie alles erreichen....unsere in nrw hemer hat auch inklusionsklassen,mein sohn geht in so eine klasse weil er es wollte,wir sind superzufrieden ...und die zwei kids in seiner Klasse die das benötigten sind bis jetzt,10.klasse,immer noch dabei u gut in der schule
Das ist für uns natürlich auch eine Option. Nur wollten wir erst mit dem Gymnasium versuchen.
Gibt es eigentlich ein pauschales Aufnahme-Enddatum in den Schulen?
Oh,das kann ich dir gar nicht sagen...weiß nur unser sohn hatte maximal realschul,eher hauptschul empfehlung,er geht im sommer ins abi....je nach gesamtschule ist das echt empfehlenswert
Ich an deiner Stelle würde mein Kind auf eine Gesammtschule schicken.
Dort können alle Abschlüsse erworben werden , dein Kind ist nicht direkt überfordert und muss nicht sofort den vollen Leistungsdruck spüren den es an einem Gymnasium hat.
Vielen Dank!
Deine Erfahrung ist genau das, was wir suchten. Wir werden mit unserer Tochte reden.