Hi.
Es war einmal eine junge Frau, die sich sehr verliebte.
Der junge Mann schwor ihr, sie in einem Restaurant an einem bestimmten Tag zu treffen.
Doch er kam nicht.
Die Frau zog sich jeden Abend ihr schönstes Kleid an und setzte sich in das Lokal, in dem sie ihren Liebsten erwartete.
Jahre vergingen, die Frau wurde eine alte Dame, die Leute tratschten, doch sie saß jeden Abend da und wartete.
Würdet ihr sagen, es ist eine starke Frau, weil sie jeden Tag die Enttäuschung erträgt und immer weiter macht, obwohl etwas hoffnungslos ist?
Oder ist diese Frau, die jeden Abend ihr Versprechen hält, eine arme Seele, die nicht gelernt hat, loszulassen?
Ich bin sehr zwiegespalten.
Einerseits würde ich so eine Frau bewundern, weil sie treu bis in den Tod ist.
Sie schenkt dem Mann die besten Jahre und gibt selbst dann nicht auf, wenn sie nicht einmal weiß, was ihr Liebster tut oder ob er tot ist. Jeden Tag hat sie Hoffnung und jeden Tag trägt sie das Leid mit nach Hause. Sowas ertragen doch nur starke Seelen.
Und andererseits habe ich auch unheimliches Mitleid mit ihr, denn sie verpasste ihr ganzes Leben, weil sie ein Versprechen hielt. Ihr ganzes Leben lang wartet sie jeden Abend auf ihren Liebsten, ohne zu wissen, ob er längst tot ist oder eine andere Frau gefunden hat.
Was sagt ihr dazu?
Ist solch eine Stärke beneidenswert oder bemittleidenswert?