Kommt darauf an, was du mit „Ländlicher Raum“ meinst.
Deutschland ist ja an vielen Stellen gar nicht mal so dünn besiedelt, dass ein ausgeklügelter ÖPNV durchaus sinnvoll sein kann. Das Problem mit dem Fahrpersonal ist Hausgemacht, schlechte Bezahlung wird forciert und dadurch Menschen von dem Beruf abgeschreckt.
Ansetzen könnte man hier bei den Fahrgastrechten. Aktuell müssen bei Ausfällen, die das Verkehrsunternehmen zu verantworten hat, die Fahrtkosten erstattet werden. Das gilt nicht bei höherer Gewalt oder Streik. Das Streiks hier eine Ausnahme darstellen ist unverständlich, denn ein Streik ist das Resultat ergebnisloser Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Beide, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sind aber doch Bestandteil des Unternehmens. Damit liegt die Verantwortung für einen Streik zu 100% bei dem Unternehmen. Es müsste nach meiner Ansicht also auch bei Fahrtausfällen im Streikfall den Kunden ihre bezahlten Tickets erstatten.
Warum die langen Ausführungen? Durch die drohenden Erstattungen entsteht dem Verkehrsunternehmen der Anreiz, Streiks möglichst zu vermeiden. Im produzierenden Gewerbe und den meisten anderen Branchen gibt es diesen Anreiz bereits, denn dort werden schon jetzt nur tatsächlich produzierte Güter auch verkauft. Durch diese Anpassung hätten die Tarifverhandlungen denselben Stellenwert wie in anderen Bereichen der Wirtschaft. So kann man eine höhere Bezahlung des Fahrpersonals zu erreichen, was letztlich auch den Beruf attraktiver für Neueinsteiger*innen macht.
Auch aus Kundensicht wäre es eine deutliche Verbesserung. Wenn weniger Fahrten wegen Streiks ausfallen, und die die dennoch ausfallen erstattet werden, steigert das die Kundenzufriedenheit. Mangelnde Zuverlässigkeit ist einer der Gründe, warum viele Menschen den ÖPNV meiden. Wenn die streikbedingten Ausfälle aber weniger werden, stärkt das das gesamte System ÖPNV. Es können mehr Kunden gewonnen werden, wodurch Mehreinnahmen bei den Verkehrsunternehmen entstehen, die dann wiederum genutzt werden können, um die angemessene Bezahlung des Fahrpersonals zu finanzieren.
In extrem dünn besiedelten Gegenden dagegen kann man ÖPNV wohl weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll betreiben. Fahrzeuge müsstn groß genug für eine kleine gemeinsam reisende Gruppe sein und oft genug fahren, dass ein akzeptables Angebot entsteht. Die dadurch entstehende Kapazität wird den tatsächlichen Bedarf aber in vielen fällen übersteigen.
ÖPNV dort zu fördern kann aber trotzdem sinnvoll sein. Als ein Beispiel sei genannt, Menschen, die nicht in der Lage sind Auto zu fahren, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. In diesen Fällen muss das von der Allgemeinheit mitfinanziert werden, wie auch bei anderen Projekten wo es um den Abbau der Benachteiligung bestimmter Gruppen geht. Wirtschaftlich geht das über Fördermittel, und ökologisch, indem der zusätzliche Energiebedarf durch eine effiziente Verkehrswende in mittel bis dicht besiedelten Regionen kompensiert wird.