Mir scheint, es ist nicht die Person selbst, sondern die betrachtende Person, bzw. der Autor, der die zweite dargestellte Person auf ihre Sexualität reduziert. Dies ist eine homophobe Karikatur und ein Strohmann-Argument, um weitere Homophobie zu rechtfertigen. Aus Spaß brech' ich das mal doch hier herunter:
- "Sexuality is the focal point of their existence" - Erstens: Hot take, aber ich will mal behaupten, die eigene Sexualität beeinflusst das eigene Erlebnis durchaus. Zweitens: Heterosexuelle tun mit derselben oder einer höheren Häufigkeit dasselbe und sind deshalb jetzt nicht regulär Feindlichkeit ausgesetzt. Diese Aussage ist ohne Homophobie nicht zu erklären.
- "Rainbow flag everywhere [ ... ]" - Und warum ist das jetzt schlimm? Weiß man halt, dass eine Person wahrscheinlich schwul ist. Und??? Auch diese Aussage ist nicht ohne Homophobie zu erklären.
- "Complains about straight people consistently" - Erstens: Es ergibt keinen Sinn, das mit einer Ästhetik oder dergleichen zu verbinden, wie es hier offenbar getan wird. Zweitens: Man vergleiche mit dem, was Martin Luther-King vom "White Moderate" hielt. Es lässt sich weitgehend übertragen; man ersetze lediglich das Konzept Rassismus mit Schwulen- und Queerfeindlichkeit. Drittens: Es ignoriert die Realität, dass das wirklich nicht das weitreichende Problem ist (auch unter denen, die rein äußerlich in die 2. "Kategorie" fallen würden), als das es hier dargestellt wird. Es sei angemerkt, dass Heterophobie zum Zwecke der queeren Liberation nicht förderlich ist, was den aller-, allermeisten auch klar ist. Ausnahmsweise ist diese Aussage nicht nur mit Homophobie zu erklären, aber korreliert stark mit Homophobie.
- "Dresses like a clown to show the world how gay they are" - Siehe Punkt 2. Warum genau ist es so schlimm, offen zu zeigen, dass man schwul ist? Man merke auch die stark wertende Wortwahl. Diese Aussage ist ohne Homophobie nicht zu erklären.
Dieses Bild dient offensichtlich der weiteren Bestätigung der Unterdrückung von schwulen, die ihr Wesen zu offen präsentieren.
Der Autor des Bildes ist (oder war) homophob. Auch generell ist diese Aufteilung in "gute" und "schlechte" Queers jeglicher Art grundsätzlich queerfeindlich. Wir sind nicht frei, bis wir alle frei sind. Zu glauben, dass der Unterdrücker, nachdem er mit den "schlechten" Queers fertig ist, magisch-mystisch mit seinem Hass aufhört, ist naiv. Im Auge des Unterdrückers sind wir doch alle dreckige Sünder.
Im übrigen ist man als schwule Person nicht immun davor, selbst homophob zu sein. Man ist generell als queere Person nicht immun davor, selbst queerfeindlich zu sein.