Die Frage ist viel besser, als die bisher gegebenen Antworten vermuten lassen. Um sie richtig zu beantworten, muss man die Frage weiter auflösen. Wichtig ist es zu verstehen, was wir unter "Farbe" verstehen wollen und was "Glas" ist.
Als Glas verstehen wir grundsätzlich eine durchsichtige Substanz, deren Hauptbestandteil Siliziumdioxid (SiO2) ist. In absoluter Reinform allerdings wird man Glas nie herstellen können und will es regelmäßig auch nicht. Verschiedene Arten von Gläsern unterscheiden sich daher durch diejenigen Stoffe, die zusätzlich zum Siliziumdioxid im Glas gebunden sind. Auf die zusätzliche Unterscheidung zwischen Kristallglas und Normalglas kommt es für die Beantwortung dieser Frage nicht an.
Da Glas aus Quarzsand (Hauptgrundstoff) hergestellt wird, sind diejenigen Verunreinigungen "normal", die aus der Zusammensetzung des als Grundstoff verwendeten Quarzsandes herrühren. Dies ist vor allem Fe2O3, Eisenoxid (Rost). Es werden daher bei der Herstellung von Glas vor allem solche Quarzsände gesucht und verwendet, die nur einen stark unterdurchschnittlichen Anteil an Fe2O3 aufweisen.
"Normales" Glas basiert daher nicht einfach auf Siliziumdioxid, sondern auf verunreinigtem Siliziumdioxid, wobei die Hauptverunreinigung aus Fe2O3 besteht.
Nun kommen wir zum Begriff der "Farbe". Als Menschen haben wir in unseren Augen drei Stäbchenformen, welche uns Farben sehen lassen, nämlich je eine für rotes, gelbes und blaues Licht. Damit sind wir für andere Farben blind, insbesondere z.B. für ultraviolett, obwohl ultraviolettes Licht einen Großteil des Lichts ausmacht, welches uns täglich trifft.
Die Sonne als wichtigste Lichtquelle auf der Erde hat ein sehr weites Lichtspektrum. Die Summe dieses Spektrums nehmen wir als weiß war. Es ist also jede Farbe zunächst einmal im Sonnenlicht enthalten.
Banal wäre es zu sagen, dass Glas, dessen vornehmliche Eigenschaft seine Durchlässigkeit für Licht, also sein Durchsichtigkeit ist, diejenige Farbe des Lichtes hat, mit der sie beschienen wird. Dies ist, wenn es Sonnenlicht ist, in der Regel also weiß. Allerdings würden wir es kaum als Farbe des Glases ansehen, wenn man eine rote Fläche, durch eine Glasscheibe betrachtet, als rot wahrnimmt.
Es stellt sich daher die Frage, ob sich das Lichtspektrum dadurch verändert, dass es durch Glas hindurch scheint. Dies ist der Fall. Scheint also durch eine Glasscheibe weißes Licht, so kommt immer LIcht mit einem irgendwie verschobenen Lichtspektrum auf der anderen Seite wieder heraus. Diese Verschiebung stellt dann eine "Färbung" dar, je nach Intensität eine sicht- oder lediglich eine messbare. Diese Verschiebung basiert einerseits auf den Zusatzstoffen im Glas und andererseits auch auf den Eigenschaften von reinem Glas. Die weitaus stärkeren Effekte haben die Zusatzstoffe.
Es gibt hier verschiedene Arten der Färbung: Die Ionenfärbung, die Anlauffärbung und die kolloidale Färbung. Auf diese Unterschiede braucht zur Beantwortung der Frage nicht weiter eingegangen zu werden. Wichtig ist nur: durch Zusatzstoffe wird das Glas farbig und zwar stärker, so dass man es sofort "sieht" oder schwächer, so dass es einer eingehenden Untersuchung (Messung) bedarf, um die Färbung feststellen zu können.
Da die Hauptverunreinigung wie erläutert F32O3 ist und diese zu einer Grünfärbung führt, ist normales Glas daher grundsätzlich schwach grünlich. Allerdings ist dieser Grünton so schwach, dass er normaler Weise nicht auffällt. Würde man allerdings durch zehn Meter Normalglas in die Sonne schauen, würde man diese Grünfärbung schon mit bloßem Auge erkennen. Das rote Licht wird nämlich stärker absorbiert, so dass überwiegend gelb und blau übrig bleiben, was wir dann als grün wahrnehmen.
Nehmen wir aber theoretisch reines Glas, SiO2, so fehlt es an dieser Färbung. Dann haben wir nur normale Streueffekte wie bei Wasser oder Luft auch. Hier streut dann dasjenige Licht mit der kürzesten Wellenlänge am stärksten, dasjenige mit der längesten Wellenlänge am wenigsten. Von dem für uns sichtbaren Lichtspektrum hat blau die kürzeste Wellenlänge. Daher ist theoretisch reines Glas schwach bläulich.
Für andere Tiere (Bienen z.B.), welche auch ultraviolette Strahlung sehen können, wäre auch theoretisch reines Glas, SiO2 nicht bläulich, sondern violett, da ultraviolette Strahlung eben eine noch kürzere Wellenlänge hat, daher stärker streut und daher einen größeren Anteil am Ausgangsspektrum des Lichts hat, welches die Glasscheibe wieder verlässt. Da wir Farben aber im Allgemeinen als das definieren, was wir Menschen sehen, bleibt es dabei, dass Glas schwach bläulich ist.
Kurz: reines Glas wäre theoretische schwach grünlich. Durch die Verunreinigung des Grundstoffes Quarzsand vor allem durch Fe2O3 ist normales Glas in aller Regel hingegen tatsächlich schwach grünlich. Durch andere Beimischungen lässt sich Glas auch in allen anderen Farben herstellen.