Hallo Koolber,
ja, man braucht für einen Rotwein und einen Weißwein gesonderte Gläser.
Kenner verwenden sogar noch mehr verschiedene Gläser als nur diese beiden.
Alle Gläser haben schon einmal die Gemeinsamkeit des hohen Stieles, damit die Handwärme nicht auf den Wein übertragen wird. Will man seinen Gästen den Wein stilvoll und fachgerecht servieren, kann man, sinnvoll, bis zu zehn Gläser unterscheiden:
1.Schaumwein und Champagner
Bei der Glaswahl wird Schaumwein nicht als kohlensäurehaltiges Getränk verstanden, sondern als Wein mit einem feinen, flüchtigen Duft.
Hier ist ein Glas mit eine schlanken Tulpenförmigen Silhouette zu empfehlen dessen Rand sich nach oben hin verjüngt, damit sich der Duft über der Oberfläche konzetrieren kann.
2.leichte Säurebetonte Weißweine
- kein großer Durchmesser, nur die fruchtige Seite wird betont
- kein hoher "Kamin", da nur wenig Alkohol als Träger der Aromen vorhanden ist
- leichte Außenwölbung am oberen Rand, damit der Wein auf die Zungenspitze auftrifft,
die Süße wahrnimmt, um den säurebetonten Geschmackseindruck zu reduzieren.
3.Körperreiche, in Holz ausgebaute Weißweine
- relativ großes Volumen für viel Luftkontakt, zur entfaltung der Aromen
- hoher Kamin, wegen hohem Alkoholgehalt der sonst unangenehm in der Nase liegt, das "harmonische" Duftbild entsteht bei diesen Weinen erst in einer gewissen Höhe über der Oberfläche
4.Intensive, Aromatische, Üppige Weißweine
- etwas größeres, offeneres Glas als bei säurebetontem Wein
- allerdings kein hoher Kamin, da die Aromen sehr fragil sind und sich nicht vor der Zeit verlieren sollen
- weite Öffnung: Sie lenkt den Wein an den Zungenrand, der auf Säure stärker reagiert, so wirkt der Wein harmonischer
5.Leichte, Fruchtige, Junge Rotweine
- ähnlich wie bei Nr. 4
- das nicht allzu große Glas für Rotwein konzentriert die Fruchtnoten
6.Würzige, eher "Seidige" Rotweine
- sehr große Oberfläche für viel Sauerstoffkontakt, für das vielschichtige Aroma
- ballonartige Glasform, zur entfaltung der würzigen Noten die sich am Rand wieder konzentrieren können
- leichte Außenwölbung des Randes, zur akzentuierung der Fruchtnuancen, mildert die Säure
7.Dunkle, Samtige, Üppige Rotweine
- eine in etwa einem Drittel Höhe bauchig ausgeweitete eher runde Tulpe, für relativ große Oberfläche
- je nach Alkoholgehalt ist ein kleineres oder größeres Glas zu wählen ( Kaminhöhe )
8.Tanninbetonte, Extraktreiche Rotweine
- großes Volumen, Oberfläche zwischen 6. und 7.
- hoher Kamin, in die länge gezogene Tulpe
- bekannt: Bordeauxglas
9.Gereifte Weine
- relativ großes, ballonförmiges Glas
- nach oben hin "deutlich" verengt
- der "Bauch" liegt weit unten
10.Süßer Wein (edelsüß, nicht Zucker-Süß)
- nach unten hin trichterförmig, das garantiert auch bei kleinen Mengen größtmögliche Oberfläche, um die komplexe Aromatik auch bei den üblichen Kleinstmengen entfalten zu können
- nach oben hin verengt um die Aromen zu konzentrieren
Rebbeispiele:
2. Sauvignon Blanc, Riesling, Grüner Veltliner
3. Chardonnay, Pinot Blanc, Pinot Gris
4. Gewürztraminer, Muskateller
5. Lemberger, Trollinger, Gamay
6. Pinot Noir, Grenache, Pinotage
7. Merlot, Zinfandel, Zweigelt
8. Cabernet Sauvignon, Syrah, Tempranillo
Weinbeispiele:
2. Sancerre, Vinho Verde, Moselriesling, trockene Elsässer
3. Meursault, meist Neue Welt, Weißweine aus der Bourgogne
4. Gewürztraminer aus aller Welt, Muscat d'Alsace
5. Beaujolais, Valpolicella, Primeur-Verköstungen
6. rote Weine aus der Bourgogne, Brunello, Chianti Classico
7. Pomerol, Saint-Émilion, oft neue Welt
8. Médoc, Côte-Rotie, Australier, Rioja,