Kann ein Psychologe eigentlich auch einem Menschen helfen, der klüger ist, als er selbst?

Die Aufgabe eines Psychologen (bzw. Psychotherapeuten) ist es, einem Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, wenn dieser sie in Anspruch nehmen will. Je nachdem, ob die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt, ist diese Hilfe erfolgreich oder aber auch nicht. Wie aber sieht es mit dem intellektuellen Unterschied aus? Kann der Psychotherapeut tatsächlich jemanden behandeln, der ihm gewissermaßen "überlegen" ist?

Ich stelle mir das so vor, dass auch jemand, der ziemlich klug ist, in seiner Problemsituation (vermutlich sogar über Jahre hinweg) bestimmte Abwehrmechanismen erlernt bzw. entwickelt hat. Vielleicht auch gerade wegen seiner intellektuellen (bzw. intelligenten) Fähigkeiten. Selbst wenn er sich helfen lassen möchte, sind diese Mechanismen instinktiv vorhanden und lassen sich nicht einfach abstellen. Eventuell kann sein Therapeut dann nicht zu ihm vordringen. Vermutlich könnten sich die beiden auf geistiger Ebene auch nicht verstehen und der Psychologe schätzt die Situation seines Patienten nicht ganz korrekt ein. Oder aber der hilfebedürftige Mensch beeinflusst seinen Helfer selbst auf gewisse Weise, so dass dieser ihm nicht richtig helfen kann.

Aber was ist dran an diesem Gedanken? Spielt es eine Rolle für den Erfolg der Therapie, ob einer von beiden klüger ist als der andere? Oder sind Sympathie und die empathischen Fähigkeiten des Therapeuten bedeutend wichtiger für eine möglichst erfolgreiche Hilfe?

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Wie viele schon sagten, kann eine Therapie nur gelingen, wenn der Patient sich helfen lassen will. Dazu wäre sehr hilfreich den Therapeuten nicht als völlig unterlegen abzustempeln. Aber wie?

Man sollte sich klar machen, wie das Hirn funktioniert: Deine Denkleistung besteht zu mehr als 99% aus unbewussten und zu weniger als 1% aus bewussten Anteilen. Jedem bewussten Denkprozess geht ein unbewusster voraus, der den bewussten Gedanken erst anstößt (Libet-Experiment). Die Probleme die du hast liegen außerdem im unbewussten Bereich. Man kann es also mit Recht als Selbstüberschätzung bezeichnen, wenn man meint, man könne die unbewusst gewordenen Probleme allein durch sein Bewusstsein lösen, weil man ja wirklich ein kluger Mensch sei! Wo doch das Bewusstsein ständig unter unbewusster Kontrolle steht, wie soll man in diese Rückkopplung eingreifen? Antwort: Gar nicht. Das geht nur von außen.

Also: Auch wenn man sich in vieler Intellektueller Hinsicht dem Therapeuten überlegen fühlt, mit der Einsicht, dass es unmöglich ist, sich aus dem Nichts heraus selbst zu heilen, wird man sich überwinden können, sich helfen zu lassen. Ein bisschen Ohnmacht tut immer gut ;).

Des Weiteren kennt der gute Therapeut Methoden, unbewusstes Bewusst zu machen. "Das perfekte, unantastbare Unbewusste", wie du, Jacky, es schon ein paar mal skizziert hast, gibt es nicht in Form einer unbewussten Intelligenz. Wer emotional so unantastbar ist, der ist sehr schwer krank. Das hat nichts mit Intellektualität zu tun.

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