Hi Nano2011,
als Betroffener kann ich deinen jetzigen Weg sehr gut nachempfinden.
Um aber erst ein mal auf deine eigentliche Frage einzugehen:
Solange keine konkrete Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, sind erzwungene Maßnahmen gegen deinen Willen rechtlich absolut unzulässig. Hierzu wurden auch die Gesetze verschärft. Sollte man weiter gegen deinen Willen entsprechende Schritte einleiten - wie die Psychiatrie - kannst du eine amtsgerichtliche Prüfung durch einen Richter verlangen. Dies hat umgehend zu erfolgen.
Du kannst dir hier zu auch eine Patientenverfügung erarbeiten. Vordrucke hier zu gibt es hier: http://www.patverfue.de/
Die Selbst- oder Fremdgefährdung ist natürlich immer eine Sache der Definition. Normalerweise sollten die Fachpersonen - bestehend aus Facharzt für Psychiatrie und einem Psychologen - feststellen können, welche konkrete Stufe deine Selbstmordgedanken nehmen.
Und eine wichtige Weisheit - Zwang ist die am wenigsten dienliche Form von Veränderung. Im Falle psychiatrischer Erkrankung erreicht man mit ihr so gut wie keine Heilung.
Da ich denke, dass du noch Minderjährig bist, stellst du natürlich einen anderen Status dar, als als volljährige Person. Deine Eltern haben für dich das Sorge- und Aufenthaltsrecht. Das sagt aber nicht aus, wo und mit wem du dich abgeben musst. Das bedeutet also, du dich keinem Arzt oder Sonstigen vorstellen. Wozu auch, wenn du nicht willst.
Aber jetzt komme ich zu der Frage, wieso du nicht und nicht mehr willst? Ich lese aus deinen Worten auch heraus, dass du durch die massive Konfrontation mit deinem eigenen Thema den Rückzug suchst. Dabei stelle ich dir die Frage - möchtest du das Ende oder möchtest du das Leben? Wenn du das Ende suchst, warum hast du es noch nicht gesucht?
Aus eigener Erfahrung sage ich dir nur - von selbst kommt man aus einer Depression - und die hast du - eine der schwersten Erkrankungen (!!) - nicht heraus. Es bedarf also einer Behandlung. Die Erfahrung und die Studien haben gezeigt, dass eine Kombination aus medikamentöser und psychologischer Behandlung die erfolgversprechendste Form darstellt. Die Medikamente sind überbewertet und es gibt viele Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen gegen die Depression. Nicht alle helfen gleich oder überhaupt. Und nicht alle halten über die Zeit. Aber die Medikamente in diesem Bereich brauchen lange - 4-6 Wochen - um den Wirkstoffspiegel in deinem Körper voll aufzubauen. Habe Geduld.
Habe Geduld und glaube an Dich (!!). Glaube an dich selbst und deinen Weg. Aber versuche aktiv in deinen eigenen Prozess einzugreifen. Verweigere dich nicht nur. Mache allen klar, was du selbst möchtest und dir wünschst. Versuche kooperativ zu sein - gerade wenn es die anderen nicht sind.
Versuche dir selbst zu helfen und Unterstützung anzunehmen. Und entscheide dich, welchen Weg du gehen willst. Das Leben bietet so viel, und gerade trotz dem Kopfkino, den massiven bleiernden und furchtbaren Gedanken, der Leere und Schwere, des schwarzen Strudels und der Unlust überhaupt noch auf zu stehen.
Zu guter Letzt - empfehle ich dir wirklich einen entsprechenden Klinikaufenthalt. Entweder Vollstationär oder Teilstationär (hier kannst du nach den 6 Stunden Therapiesitzungen wieder nach Hause, Montag bis Freitag). Eine Klinik hat den Vorteil, dass man sich viel intensiver und besser um dich kümmern kann. Du lernst deine Krankheit viel besser verstehen, damit umzugehen und man stellt dich eventuell auf ein Medikament ein. Es erspart dir auch erst ein mal den Weg über die vielen örtlichen Ärzte. Da du ja noch sehr jung zu sein scheinst, sollte es hier auch eine Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie sein. Und wichtig ist - du selbst kannst die Einrichtung dir aussuchen! Googlen, anrufen, auf deinen Akutfall deutlich hinweisen und dir einen Termin geben lassen.
Mein Tagesklinikaufenthalt war übrigens toll und innerhalb von drei Tagen war ich drin, ich habe hier viele Kontakte und mich selbst kennen lernen können und es ist eine sehr enge Freundschaft entstanden.
Ich wünsche dir alles Gute, bleibe stets bei dir, ergründe dich neu und versuche auch aus dir heraus zu kommen. Du schaffst das und wenn nicht, hat diese Welt, deine Eltern, dein Umfeld und alles was du selbst so magst und liebst, eine sehr wichtige Person verloren.