Hallo!
Spezialisieren kann man sich bei Jura meines Wissens nur auf die Bereiche, die du wohl nicht magst. In Mannheim gibt es zum Beispiel inzwischen nicht mehr das normale Jurastudium, sondern den Studiengang "Unternehmensjurist", der eben sehr auf BWL ausgelegt ist.
Wenn du dich zum Jurastudium entscheidest, ist es sicherlich hilfreich, wenn du von vornherein weißt, was auf die zukommt.
In Jura ist der Abschluss nach wie vor das Staatsexamen, daran wird sich wohl auch nichts ändern.
D.h. dass alle Prüfungen, die du vorher ablegst, nichts zu deiner Abschlussnote beitragen, du musst sie einfach irgendwie bestehen. Die Noten, die so verteilt werden, sowohl in den Klausuren während des Studiums als auch im Examen, sind für Außenstehende zunächst einmal sehr schlecht. Es gibt ein Punktesystem, ähnlich dem in der Schule, was aber nie voll ausgeschöpft wird. Konkret heißt das, dass man schon überdurchschnittlich gut ist, wenn man 8 (von 18!) Punkten bekommt. Damit muss man erstmal klar kommen, vorallem weil die meisten von der Schule her eher immer im zweistelligen Bereich waren (sonst kommt man wohl auch gar nicht ins Jurastudium rein)
Auch wenn man während des Studiums viel lernt, steht am Ende das Examen, das bestanden werden will. Es werden schriftliche Klausuren geschrieben (Zahl abhängig vom Bundesland) und es gibt eine mündliche Prüfung. Die Vorbereitungszeit für´s Examen ist enorm. Da bleibt es nicht bei ein paar Wochen am Schreibtisch sitzen. Meiner Erfahrung nach beträgt die durchschnittliche Lernzeit 1 1/2 Jahre, ich kenne einige, die für ihr Examen deutlich mehr, d.h. 2 bis 3 Jahre gelernt haben. Für diese Vorbereitung gibt es privatwirtschaftliche Kurse (Repetitorien) die sehr teuer sind und dir den Lernstoff bestenfalls ins Hirn prügeln. Aber auch die Uni´s selbst bieten mehr und mehr Examensvorbereitungskurse an. Lernen musst du aber trotzdem allein. Meiner Erfahrung nach beträgt die durchschnittliche Lernzeit 45-50 h die Woche, die letzten Monate vorm Examen möglicherweise mehr.
Damit ist aber noch nicht gesichert, dass du das Examen bestehst oder gar zu den guten gehörst. In Baden-Württemberg fallen jedesmal rund 30% der Kandidaten durch, weitere 30-40% haben die Note "ausreichend". 20-30% bekommen ein befriedigend und besser ist der Rest, der nicht besonders groß ist, ein vollbefriedigend (das ist eine Notenstufe zwischen 2 und 3 und entspricht zwischen 9 und 12 Punkten von 18) erreichen immerhin noch 10-20%, "Gut", d.h. über 12 Punkte gibt es nur sehr vereinzelt.
Entsprechende Statistiken gibt es (in BaWü) auf der Seite des Justizprüfungsamtes.
Davon abgesehen schult das Studium natürlich im Denken, wie einige schon geschrieben haben. Eine gewisse Intelligenz sowie Deutschkenntnisse sind daher sicherlich von Vorteil, allerdings glaube ich aus meiner Erfahrung heraus sagen zu können, dass bezüglich der guten Noten weniger die Intelligenz entscheidet, als vielmehr der Ehrgeiz und Fleiß und die Bereitschaft, gerade im Jahr vorm Examen, sein "soziales" Leben weitgehend aufzugeben - die meisten nicht-juristischen Freunde verstehen den Aufwand, den man für ein oft geringes Ergebnis betreiben muss und die Situation in der man sich gerade befindet einfach nicht.
So, ich hoffe, ich konnte dir einen kurzen Einblick geben.
Für Fragen, die den Aufbau des Studiums an den einzelnen Unis betrifft, wendest du dich am Besten an die jeweilige Studienberatung. Wenn du eine Uni in deiner Nähe hast (bei Wiesbaden fallen mir spontan Frankfurt, Mainz, Köln, Heidelberg, Mannheim ein), kannst du einfach mal dorthin fahren und im dortigen "Juristischen Seminar" (= Jura-Bibliothek) mit Studenten reden. Die geben meistens gerne Auskunft und berichten persönlich von der jeweiligen Situation an der Uni. Tip hierfür: Jurastudenten trifft man auch und gerade während der Semesterferien dort an, da man (jedenfalls in BaWü) quasi in allen Semesterferien) Hausarbeiten schreiben muss und die meisten das in der Bibliothek tun.
Ob du dich dann tatsächlich für Jura entscheidest, musst du selbst wissen.
Ich denke, es ist auch keine Schande, ein bis drei Semester zu testen, ob das etwas für einen ist. Aufhören kannst du dann nämlich immernoch :-)
Beste Grüße
P