An OreoPower,
"Warum hast du es ihm nicht gesagt?"
...weil du es ihm ''eben'' nicht gesagt hast!
Die gründe dafür sind in der zeit zu suchen, in der du 'deine' gründe dazu hattest. Ob es schüchternheit, peinlichkeit, mangelnder mut etc. waren, spielt heute keine rolle mehr.
Das er von seinem suizid abstand genommen hätte, wenn du ihn angesprochen hättest....ist aus heutiger sicht reine spekulation. Das gefährliche daran ist - das hast du selbst geschrieben - das du jetzt schuldgefühle empfindest. Schuldgefühle die dadurch absolut unbegründet sind, weil du nicht weißt, was geschehen wäre wenn.
Es ist sicherlich nicht leicht, doch mache dich davon frei, schuldig zu sein, sonst machst du dich zum opfer für etwas, was du gar nicht verursacht hast.
Ebenso könntest du seine mutter fragen: "Warum hast du seinen seelenzustand nicht erkannt, warum hast du ihm nicht geholfen?" Vielleicht erkennst du, das man im nachhinein jedem in seiner nähe irgendeine schuld zu weisen ''könnte''.
Was du dennoch versuchen solltest zu verstehen ist, das das sterben eines menschen nie von ''deiner'' entscheidung abhängig sein kann . Versuche den tod, egal wie er sich vollzieht, ''immer'' als erlösung und befreiung des betroffenen anzusehen. Egal welchen alters und durch was ein mensch zu tode kommt.
Weil derjenige alles getan hat, was er in diesem leben zu tun hatte. Salopp ausgedrückt "er hat feierabend", versteh meine ausdrucksweise bitte nicht falsch. Diese einstellung ist ein gesundes bewußtsein, weil du dadurch dein eigenes leid verkürzt und es dir selbst leichter machst ;O)
Meine mutter hatte sich ebenfalls selbst das leben genommen. Sie hat wie viele andere auch nie mit jemandem darüber gesprochen. Somit war es ihre eigene entscheidung. Die gründe dafür habe ich nie erfahren, somit habe ich ihre entscheidung akzeptiert. Die akzeptanz macht frei und ist sehr wichtig, damit man nicht den rest seines lebens für etwas mitleidet, was nie ein eigenes leid gewesen ist.
Die einen suizid begehen wissen ganz alleine die beweggründe. Kein mensch kann das nachvollziehen. Alles andere ist spekulation. Dir schuld einzureden, ob von außen, oder du dir selbst, wäre eine verurteilung aufgrund von indizien. Eine verurteilung nur aufgrund von annahmen, nie von ''beweisen''.
Wir können nicht über den suizid reden, weil wir noch immer nicht die bedeutung eines suizid erkären können. ''Können schon'', doch wird der suizid noch immer als etwas böses angesehen. Doch dies ist er wirklich nicht.
Selbst diejenigen, die einen suizid überlebt haben, können mit keinem darüber reden, weil es als schande angesehen wird, als schwäche, als unfähigkeit.
Doch glaube mir, wer diesen schritt wagt ist für mich sehr mutig, stark, selbstbewußt und sich selbst gegenüber sehr ehrlich.
Eine sichtweise auf den suizid habe ich dir gegeben, weil ich selbst einen in meiner familie erfahren habe und selbst einer bin, der einen suizid überlebt hat.
Deshalb kann ich darüber reden mit einer ganz veränderten einstellung zum tod. Weil mir mein eigenes erlebnis die erfahrung gelehrt hat, den tod nicht als etwas zu sehen, wovor man angst haben muß.
Vielleicht helfen dir meine worte und meine sichtweise...
Auch diese stellen nur eine empfehlung dar...kein muß.
pasolobo