In einer offenen Gesellschaft, einer freien Marktwirtschaft gibt es keine (Un-)Gerechtigkeit. Das heißt, die Ergebnisse sind außerhalb dieser Kategorie. Denn die Ergebnisse der freien Marktwirtschaft sind weder vorhersehbar, noch plan- oder steuerbar. Aber wie soll das Ergebnis eines unpersönlichen Prozesses gerecht oder ungerecht sein? Das geht nicht! Denn Gerechtigkeit ist ein Konzept, welches auf die Beziehungen zwischen Menschen bezogen ist.

Im Gegensatz dazu kann der Sozialismus durchaus (un-)gerecht sein. Denn hier steuert ja der Staat den Wirtschaftsprozess und kann folglich nach bestimmten Grundsätzen, auf welche sich die Beteiligten geeinigt haben, Löhne oder, allgemeiner, die Position des Einzelnen in der Gesellschaft bestimmen. Dies ist steuerbar und daher innerhalb der Kategorie der Gerechtigkeit.

Den Mittelweg, zwischen Kapitalismus und Sozialismus, gibt es auch noch. Das ist jenes System, welches wir zurzeit haben (die soziale Marktwirtschaft). Man kann vielleicht sagen, dass hier versucht wird, zu große (wahrgenommene) Ungerechtigkeiten des Kapitalismus, welche es aber eben nicht gibt, zu korrigieren, um Ziele wie Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen.

Es ist aber so, dass nicht genau definiert ist, was Gerechtigkeit sein soll. Dies liegt daran, dass es keine objektiven Werte/Moral gibt. Wie soll man dann aber eine gerechte Verteilung realisieren, wenn man "gerecht" nicht bestimmen kann? Daher verkommt der Schrei nach einer gerechten Vermögensverteilung zu einem Kampf um Wahlgeschenke, anders ausgedrückt zu einer Verteilung an die mächtigsten Partikularinteressenten.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Das Ziel Verteilungsgerechtigkeit ist deswegen so schwierig zu erreichen, da es erstens nicht bestimmt ist, was das Ziel ist, und da es zweitens letztlich nur über den Sozialismus erreicht werden kann.

...zur Antwort
Wer hat eurer Meinung nach recht?

Vorab: Es geht um Moral und den Kategorischen Imperativ. Das ist wirklich nur was für die Leute, die Bock darauf haben.

Ich hatte heute eine lange Diskussion mit einem Ami über das Thema „was richtig oder falsch ist“.

Seiner Auffassung nach bestimmt eine Gesellschaft für sich, was richtig oder falsch sei. Dementsprechend war es auch in der Vergangenheit „richtig“, jemanden zu töten, da es früher alle gemacht haben und es von der Gesellschaft anerkannt war.

Daraufhin erwiderte ich, dass der Kategorische Imerpativ moralisches Handeln definiert und Töten kein moralisches oder richtiges Handeln sein kann, da sich solch ein „Gesetz“ aufheben würde, weil es am Ende nur noch eine Person gäbe und diese Person dann keinen Homozid mehr begehen könnte.

Er argumentierte, dass sich die Meinung dieser einen Person, dass Töten richtig sei, dadurch dennoch nicht ändern müsse, auch, wenn sie die einzige überlebende Person wäre.

Ich sagte, dass solch eine Person nur noch nicht so weit gedacht hat, um zu bemerken, dass sie falsch liegt. Da von Natur aus und in Extremsituationen die oberste Priorität eines Menschen ist, zu überleben.

Würde solch eine Person, die Mord zum Vergnügen als richtig empfindet, bei einem Gedankenspiel realisieren, dass sie falsch liegt.

Gedankenspiel: Was würde passieren, wenn alle anfangen würden, zu töten? Die Person müsste bemerken, dass sie selber getötet werden könnte und dadurch ihre oberste Priorität nicht erfüllen würde. Deshalb ist Töten aus Vergnügen nicht mit dem Überlebensinstinkt vereinbar.

Dann endete das Gesprach, weil wir los mussten.

Wer findet liegt ansatzweise richtig? Vielleicht auch gar keiner von uns xD

...zum Beitrag

Tendenziell hat Dein amerik Freund wohl Recht.

Es gibt keine objektive Moral, zumindest keine, die wir erkennen können. Wenn aber die Moral notwendigerweise subjektiv ist, dann kann keine endgültige Antwort über richtig und falsch gegeben werden.

Warum das so ist, ist relativ einfach zu erkennen. Unsere Moralvorstellungen entstanden aus den Normen, die sich in Gesellschaften (wobei Normen schon die Voraussetzung für die Entstehung von Gesellschaften waren) bildeten -- mit Gesellschaften sind  auch Kleingruppen gemeint. Dabei wurden jene guten Normen, welche einer Gruppe halfen, in der Evolution weitergegeben. Jene Gruppen, die ein besseres Regelsystem besaßen, hatten größere Überlebenschancen. So sind wir letztlich bei unserer heutigen Moral gelandet. So z.B., dass man nicht (willkürlich) töten soll oder dass es Privateigentum gibt. Warum diese Normen für eine Gesellschaft sinnvoll sind, leuchtet wohl jedem ein :)

Man sollte natürlich auch bedenken, dass selbst unser Verstand erst evolutiv wuchs. Unsere Vernunft entwickelte sich parallel zu unserem Leben in einer Gesellschaft. Daher ist diese Moral, die ja nicht geplant wurde, sondern sich durch Evolution bildete, nur ein subjektiver Zivilisationsklitt. Insbesondere zeigt sich bei Betrachtung der Historie, wie willkürlich moralische Intuitionen, auf die einige ja wert legen, sind. 

Das heißt aber nicht, unsere Moral sei beliebig oder gar unwichtig. Im Gegenteil: sie ist der Grundstein unserer Gesellschaft und sollte mitnichten aufgegeben werden! Aber es gilt immer: das Recht und damit auch unsere Moral und Normen sind am Ende nur dadurch gerechtfertigt, dass sie die größten Überlebenschancen für einen jeden bieten :) 

...zur Antwort

Der Liberalismus ist eine Ideologie, die bis zu den Griechen (Stichwort Isonomia) zurückreicht. Diese Idee einer Gesellschaftsordnung wurde von verschiedensten Denkern entwickelt, lange aber wieder vergessen und dann, in England, wiederbelebt. Der Liberalismus stellt die Freiheit und die Rechtsstaatlichkeit (Herrschaft des Gesetzes) in den Mittelpunkt. Das bedeutet, nicht die Politiker herrschen, sondern die Gesetze oder Regeln, die unser Leben bestimmen und an die sich auch die Regierenden halten müssen.

Der Neoliberalismus ist ein vielschichtiger Begriff, den Dir niemand wird genau definieren können und der in meinen Augen zu einem Unwort mutierte. Vergiss dieses Wort einfach; es hat keine klare Bedeutung und wird vielmehr im Sprachgebrauch missbraucht.

Grundsätzlich bedeutet Neoliberalismus (in etwa neuer Liberalismus) nur ein neues Aufleben des alten Liberalismus. Das erklärt sich dadurch, dass der Liberalismus Ende des 19. Jhds zunehmend abgelehnt wurde. Spätestens die Kriege zeitigten das Ende der liberalen Periode. 

Nach diesen Kriegen kam es jedoch zu einer Renaissance des liberalen Gedankens. Daher war dann Neoliberalismus passend, wobei der Begriff eigentlich eine soz. Marktwirtschaft im Sinne der dt. Ordoliberalen (die einen gewissen Staatseingriff forderten) beschrieb. Heute gilt als neoliberal vielmehr die heute dominante westliche (Wirtschafts-)Politik, die mit liberal aber nichts mehr zutun hat.
----

Hoffe mal das hilft. Frag ruhig, wenn es nicht klar wurde. So einfach ist das nicht zu erklären :)

...zur Antwort

Der Liberalismus wurde niemals vollständig umgesetzt. Es gab nicht einmal in der Geschichte ein Land, das vollkommen liberal war. Die Hochzeiten des Liberalismus gehen zurück in das 19. Jhd, da vor allem nach England und in die USA. 

In unserer Zeit steht es schlecht um den Liberalismus. Die meisten westlichen Länder sind kaum mehr liberal, wobei es sicher so ist, dass die Institution des Privateigentums zwar angegriffen ist, aber noch steht. Länder, welche die Fahnen des Liberalismus noch am stärksten in die Höhe recken, sind vielleicht die Schweiz, Luxemburg oder Liechtenstein. Alles tendenziell kleinere Staaten.

Wenn Du konkrete liberale Entscheidungen hören möchtest, dann gibt es sicher einige Länder, die solche getroffen haben. Denk z.B. daran, dass in einigen Ländern Menschen seit Kurzem frei entscheiden können, wen sie heiraten (ob Mann oder Frau). Aber die meisten politischen Entscheidungen sind schwierig einzeln zu beurteilen; man muss sie vielmehr im Lichte des gesamtem politischen Konstrukts betrachten. Dass es Bankenhilfen im Milliardenhöhe gab ist z.B. nicht mit einem kapitalistischen System vereinbar. Aber dennoch besteht bis zu gewissen Grenzen das Privateigentum in Europa. 

...zur Antwort

Naja, da ist die Frage, wie Du Sozialismus verstehst. Grundlegend sagten die großen komm. Denker, dass der Sozialismus eine Weltbewegung sei: "Proletarier aller Länder vereinigt euch" heißt es im Komm. Manifest.

Jedoch gibt es auch andere, die den Sozialismus nur auf eine Nation beschränkten. Den Nationalsozialismus kennst Du ja sicher. Dieser ist das beste Beispiel für einen Sozialismus, der auf nationaler Ebene verwirklicht wurde (wobei es ja nicht klappte). 

Wenn Du Dich aber an Karl Marx und Engels orientierst, dann ist türk. und dt. Nationalismus nicht mit Sozialismus vereinbar, da dieser Sozialismus (oder später Kommunismus) die ganze Welt umfassen sollte, Nationalismus als solcher logischerweise dem entgegensteht. 

...zur Antwort

Ganz klar ist die Frage nicht...

Grundlegend kann Recht nicht zu Unrecht werden. Denn das Recht besteht aus jenen Normen, Regeln der Gesellschaft, die sich für unser Zusammenleben entwickelten, wie z.B. Du sollst nicht töten oder stehlen. Das ist Recht. 

Recht wird aber von einigen auch als das verstanden, was der Legislator, also derjenige, der die Gesetze niederschreibt, will. Das ist die Position des Rechtspositivismus, dessen bekanntester Vertreter Hans Kelsen ist. Nach dieser Position sind die Taten der Nazis rechtlich nicht falsch, da sie eben dem damals kodifizierten Recht entsprachen. Diese Position ist (in meinen Augen) nicht haltbar, genauso wenig wie die des Naturrechts. 
------

In beiden Fällen ist es möglich, dass Recht Unrecht wird. Aber bei Kelsen ist dies nicht wirklich der Fall, weil Recht ja nicht Unrecht sein kann, denn es ist per Definition immer bloß das, was der Gesetzgeber festlegt. (Es kann aber der Ethik widersprechen).

Anders ist es beim Verständnis des Rechts als etwas, das über allem steht. Daher kommt ja auch der Begriff der Herrschaft des Gesetzes (oder auch des Rechtsstaat): das Recht steht über der Regierung, diese ist an diese Regeln gebunden -- leider ist das bei uns nicht so. Nun ja, Recht kann natürlich auch hier Unrecht werden, d.h. Korruption als gerecht und angebracht anerkannt werden. ABER: das Recht ist ja ein Ergebnis der Evolution. Jene Gruppen, in denen Korruption Recht wird, werden langfristig ausselektiert, sodass das Recht wohl de facto nicht Unrecht werden kann^^

...zur Antwort

Finde ich eine ziemlich komplizierte Aufgabe für Schüler. 

Die Unterscheidung ist mir so auch nicht geläufig. 

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den liberalen Grundrechten, das sind jene negativen Rechte, die sicherstellen, dass kein willkürlicher Zwang ausgeübt wird und den (neueren) sozialen Grundrechten. Dies sind Forderungen zu etwas, also positiv. Die ersteren sind die älteren Grundrechte, die auch in der Universal Declaration of Human Rights am Anfang niedergeschrieben sind, die letzteren jene ab Art. 22 (glaube ich) darin.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese beiden Rechte nicht miteinander vereinbar sind. Wer positive Rechte möchte, der muss die Gesellschaft konstruieren. Dann sind aber die negativen Rechte verletzt. Damit ist auch die UDoHR ziemlicher Bullshit. 

Was demokratische Grundrechte sind weiß ich ehrlich gesagt nicht. Könnte mir vorstellen, dass es da spezielle um jene Rechte geht, die sichern, dass jeder am politischen Prozess teilnehmen darf.

...zur Antwort

1. Kommunismus, also Gemeinschaftseigentum an den Produktionsmitteln

2. Syndikalismus

3. Das System des Privateigentums (an den Produktionsmitteln), also der Kapitalismus.

4. Das Privateigentum mit wiederholter Neuaufteilung dieser Produktionsmittel.

5. Den Interventionismus, wo das Privateigentum grundsätzlich besteht, aber der Staat regulierend eingreift. Dies ist jenes System, was Du wohl als soziale Marktwirtschaft verstehst. (Zumindest Erhard, der Vater dieser Idee, verstand sMW aber als freie MW, also als Kapitalismus.)
-------

2. und 4. sind absoluter Bullshit. 5. ist genauso sinnlos, da durch den Interventionismus die Ziele nicht erreicht werden können, die man sich setzt. Das zwangsweise Scheitern des Kommunismus (also 1.) hat uns die Geschichte illustriert, ist aber eben auch in der Theorie mehrfach bewiesen. Letztlich bleibt somit nur der Kapitalismus über (zumindest hat bis jetzt niemand was Besseres zeigen können).

...zur Antwort

Es gibt immer Monopole. 

Wenn ein Autor ein Buch schreibt, dann hat er das Monopol dieses zu vermarkten. Insofern ist es aber nur relevant, ob der Verkäufer einen Monopolpreis durchsetzen kann!

Unabhängig davon kommt es in einer freien Marktwirtschaft praktisch nie zu Monopolen. Das gibt es nur in wirklich seltenen Ausnahmefällen, wenn z.B. Rohstoffe nur an einem Fleckchen Erde wachsen und dort nur von einem Unternehmen abgebaut werden. Die meisten relevanten Monopole (also jene, die Monopolpreise durchsetzen konnten) entstanden durch den Staat, der Zölle, Steuern oder sonst was einsetzte, um den Heimatmarkt oder so zu schützen. In der soz. Marktwirtschaft ist die Gefahr der Monopolbildung größer als in der freien, da der Staat hier ja in den Markt eingreifen kann. Insofern ist die Frage schon falsch gestellt!

...zur Antwort

"Nur eine freie Marktwirtschaft kann sozial sein." (Sinngemäß Ludwig Erhard)

Die Wandlung der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland

Die soziale Abschaffung der Marktwirtschaft
----

Insgesamt aber schwierig, da wir ja dein Referat nicht kennen :)

...zur Antwort

Welche Ziele Du als Person hast mag ich nicht beurteilen, diese sind subjektiv und somit letztgültig, müssen als gegeben behandelt werden. Wenn Du also das Ziel hast, dass Deutschland "sozialer" wird, dann musst Du prüfen, inwieweit Schulz' Politik dafür zweckmäßig ist.

Das heißt, wir können Dir (und auch Herrn Schulz) einzig und allein einen Rat basierend auf einer Mittel-Ziel-Abwägung geben. Letztlich möchtest Du -- und möchte Herr Schulz -- einen höheren Wohlstand für alle, aber vor allem für die (relativ) armen Schichten Deutschlands. Das deute ich aus dem Wunsch, die Arbeitnehmer sollten geschützt, das Land sozialer und der Exportüberschuss fairer geteilt werden.

Jetzt, wo wir das wissen/angenommen haben, müssen wir auf die Ökonomie blicken: diese ist essentiell, um uns zu zeigen, was letztlich für "Wohlstand für alle" sorgt. Es ist unbezweifelbar, dass nur Kapitalakkumulation uns reicher macht, dass nur ein höherer Kapitalstock unsere Arbeit produktiver und uns Bürger reicher macht. Die von Schulz vorgeschlagenen Mittel, wie hohe Besteuerung oder eine Stärkung der Gewerkschaften (verbunden mit ihrem Streik-Recht) sind dafür unpassende Mittel, verhindern sie doch die Akkumulation von Kapital. Allgemeiner gesprochen sind der Interventionismus und der Sozialismus inadäquate Mittel, um den gewünschten Fortschritt zu realisieren. 

Daraus, aus dieser einfachen Mittel und Ziel Abwägung, folgt, dass Du nicht für Schulz stimmen oder der SPD beitreten solltest. Es ist aber logisch, dass ein Engagement bei der konservativen CDU ebenfalls recht wenig Sinn macht^^

...zur Antwort

Witzige und interessante Frage!

Ich würde Ludwig Erhard wählen, der für mich der beste (so man das sagen kann^^) dt. Politiker des 20. Jhds war, der ein Mann mit Prinzipien blieb und der ein völlig anderes Verständnis von Politik hatte, als die heutigen Politiker. Es gibt ein schönes, aber auch etwas trauriges Zitat von ihm, sinngemäß: Ich habe immer gegen die Politik der Wahlgeschenke gekämpft und auch selber danach gehandelt, aber konnte den Stil der Demokratie nicht ändern.

Philosoph würde ich wohl Ludwig von Mises, der auch Ökonom war, wählen. Ich denke seine Ideen und Argumente sind die wertvollsten Erkenntnisse, die bezogen auf das gesellschaftliche Leben ein Mensch im 20. Jhd entwickelt hat.

Schauspieler habe ich keine wirkliche Neigung^^ Aber mal frech James Dean, weil er ja ein Mythos ist, wiedererwecken.

...zur Antwort

1. Inflation: Ursprünglich beschreibt Inflation, dass die Geldmenge erhöht wird. (Es gibt auch leicht verschiedene Definitionen). Des Weiteren gibt es das neuere Verständnis der Inflation, so wie sie heute verstanden wird, also eine Steigung des Preisniveaus. 

2. Dass das Preisniveau steigt kann mehrere Ursachen haben. Die Wichtigste ist die Geldmenge. Verdoppelt sich das Geldangebot in einer Ökonomie, dann werden sich als Folge dessen, dass mehr Geld im Umlauf ist, auch die Preise nach oben verändern. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass mitnichten alles dann doppelt so teuer ist! 

3. Der Zins ist ein natürliches Marktphänomen. Er bildet ab, wie wichtig die Menschen zukünftige Güter im Vergleich zu heutigen Gütern ansehen. Es ist falsch, dass eine erhöhte Geldmenge den Zins senkt. Dies ist die Quantity Theory of Money, die aber bereits widerlegt wurde (s. von Mises). Daraus folgt auch, dass es eine Mär ist, die Zentralbanken könnten nach Belieben über die Geldmenge den Zinssatz bestimmen (und dies vor allem ohne der Wirtschaft erheblichen Schaden zuzufügen).

4. Es ist aber so, dass bei Inflation, d.i. einer erhöhten Geldmenge, erstens mehr Güter für das Jetzt vorhanden sind (die Banken geben einem ja einen Kredit und man kauft sich eine neue Maschine oder ähnliches) und zweitens eine Umverteilung bewirkt wird (Geld ist nicht neutral). Diese beiden Effekte sorgen dafür, dass der Zinssatz sinkt. 

5. In unserem System ist vor allem die Giralgeldschöpfung relevant; diese übernehmen die Geschäftsbanken, nicht die EZB. Wenn die EZB den Leitzins senkt, dann können die Banken sich einfacher Reserven bzw. Eigenkapital beschaffen und dadurch mehr Giralgeld kreieren (d.h. aus dem Nichts schaffen). Wird also der Leitzins gesenkt, dann kann mehr Geld geschaffen werden und, ceteris paribus, steigt das Preisniveau. 
Ceteris paribus bedeutet mehr oder weniger, solange nichts anderes eintritt. Es kann aber sein, dass durch eine erhöhten Anzahl von Gütern im Wirtschaftskreislauf, wir haben ja Wachstum, das Preisniveau wiederum sinkt. Das ist ja logisch: haben wir 1000€ in unserer Ökonomie und müssen damit mehr Produkte bezahlen, dann wird das Geld ja mehr wert. Es ist aber sicherlich so, dass als Effekt der Leitzinssenkung eine Preisniveausteigung zu erwarten ist, also dass niedriger Leitzins Inflation bedeutet.

6. Wie von anderen bereits angemerkt, muss die Leitzinssenkung von den Geschäftsbanken erfolgreich "weitergegeben" werden, um zusätzliches Geld in den Umlauf zu bringen, dass zu einer Preisniveausteigung führt. Scheitern sie damit (auch, weil die Unternehmen das Geld nicht weitergeben), dann bringt die Leitzinserhöhung wenig :) Aber: es ist immer! so, dass durch einen niedrigeren Leitzins mehr Geld geschöpft wird und Inflation im ursprünglichen Sinne, also eine höhere Geldmenge, gegeben ist. Über kurz oder lang kommt das Geld dann aber in den Kreislauf. Und dann steigen auch die Preise.

7. Es ist vielleicht noch interessant anzumerken, dass Inflation das wichtigste Instrument, oder vielleicht eher Phänomen, zur Umverteilung von unten nach oben ist. Leider verstehen die meisten Politiker diesen Effekt nicht. 

...zur Antwort

Habe drei Staatsbürgerschaften, fühle mich weder als Deutscher noch als sonst was^^ Ich identifiziere mich als ich selbst und nicht über derartige Gruppenzugehörigkeiten.

Mein Vater zB hat keine dt Staatsbürgerschaft und fühlt sich seinem Heimatland verbunden, obwohl er seit langem in D. lebt. Trotzdem ist er ein Teil unserer offenen Gesellschaft -- er ist ja kein Türke...

Man sollte aber sicherlich hinzufügen, dass für Migranten die Staatsbürgerschaft als Dokument, dass man hier willkommen und angekommen ist, eine symbolische Bedeutung (neben den rechtlichen Funktionen) haben kann.

P.S.: Wenn Teile der CDU gegen den Doppelpass stimmen, dann ist das nur populistisch. Ich bezweifle, dass diese Politiker ernsthaft glauben es würden mehr Menschen "gute Deutsche" werden, wenn sie sich jetzt zwischen dem dt und dem alten Pass entscheiden müssen.

...zur Antwort

Eine schwierige Frage, für die einiges an ökonomischem Verständnis erforderlich ist.

1. Es gibt ja nicht nur die Einkommensteuer. Wenn du von 1000€ 19% Steuern beim Butterkauf zahlst, dann zahlst du relativ gesehen weniger Steuern als derjenige, der nur 500€ verdient und dennoch 19% Steuern beim Butterkauf abdrücken muss. D.h. wir haben ein Steuersystem, in dem mehrere Steuervarianten, direkt/indirekt, vorhanden sind.

2. Gehen wir nun davon aus, dass nach Art. 3 GG alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, dann darf -- natürlich -- keiner einen höheren Steuersatz als der andere zahlen. Es wäre eine mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbarende Zwangsmaßnahme, wenn der eine 42% und der andere nur 15% Steuern zahlen müsste. 

3. Aus 1. folgt aber, dass ein lineares Steuersystem im Sinne der Gleichheit vor dem Gesetz ungerecht ist, da es armen Menschen (über Mehrwertsteuer und Vergleichbares) relativ gesehen höhere Lasten aufbürdet, als den reichen Bürgern.

4. Daher kann man schließen, dass prinzipiell ein lineares Steuersystem, welches -- ungefähr -- um die höhere relative Belastung für ärmere Menschen durch indirekte Steuern korrigiert ist, gerecht ist.

5. Der von anderen Usern erwähnte Begriff soziale Gerechtigkeit ist sinnlos. Keiner wird Dir eine Definition geben können, was diese Gerechtigkeit sein soll. Grundsätzlich sind die Ergebnisse des Marktes außerhalb dieser Kategorie der Gerechtigkeit. Gerecht oder ungerecht können nur die Handlungen von Menschen sein.

6. Selbst wenn wir eine soziale Gerechtigkeit finden könnten, wonach ein 42% Spitzensteuersatz "gerecht" wäre, ist damit nicht gesagt, dass dies auch implementiert werden sollte. Denn: die zentrale Institution des Fortschritts (steigender Wohlstand) ist das Privateigentum. Es ist das wichtigste, um unseren Lebensstandard langfristig zu steigern, dass es Privateigentum gibt. Dann stände also die Gerechtigkeit gegen die wirtschaftliche Entwicklung. Das würde eine Abwägungsentscheidung erfordern.

7. Es ist aber relativ wichtig sich vor Augen zu führen, dass ein 42% Spitzensteuersatz (oder sind es nicht gar 45%) mitnichten dazu führt, dass es den ärmeren Bürgern langfristig besser geht. Was uns reicher macht ist Kapitalakkumulation. Diese wird durch Besteuerung verhindert. Denn der Staat -- das ist wohl jedem klar -- spart nicht, sondern gibt alles Geld aus, was er einnimmt.

...zur Antwort

Schwieriges Thema. Liberal und konservativ sind in jedem Falle von einander zu trennen. 

Konservativ zu sein bedeutet ja, die momentanen Strukturen etc. erhalten zu wollen, also den status quo beizubehalten. Wenn der status quo ein liberales System ist, dann bist du als Konservativer natürlich liberal -- oder, präziser, befürwortest du liberale Ideen. Wenn Du mehr darüber lesen möchtest, dann empfehle ich Dir Hayeks Essay "Why I Am Not a Conservative". 

Bezogen auf die AfD... sie ist sicherlich als wirtschaftsliberale Partei gestartet, inwieweit sie das noch heute ist, ist schon strittiger. Gesellschaftlich ist sie aber sicher "konservativ" oder vielleicht eher einem diffusen Ideal anhängend, das von ihrem Vergangenheitsbild dominiert wird. Prinzipiell ist aber natürlich fraglich, inwiefern man dieses beides trennen kann. 

...zur Antwort

Nein, der Reichtum eines Landes hängt von der (wirtschaftlichen) Gesellschaftsform ab. Weder der viel zitierte protestantische Arbeitsethos, noch die Ressourcen eines Landes sind ausschlaggebend für den Wohlstand. Was letztlich zählt ist, ob das Land die grundlegenden Ideen des Liberalismus beachtet. Die USA sind nur so reich, weil sie lange Zeit das dem "laissez-faire" nächste Land darstellten, die Schweiz ist so wohlhabend, weil sie ebenfalls sehr liberal ist. Wir in Deutschland sind so reich, weil wir -- wenn auch stark angegriffen -- die Institution des Privateigentum, dank Erhard, haben. 

Das bedeutet auch, dass wir nicht reich sind, weil die Afrikaner arm sind. Da gibt es keinen kausalen Zusammenhang (soll jedoch nicht heißen, dass die Entwicklung zu demokr. und liberalen Gebilden in Afrika durch die Kolonialisierung nicht behindert wurde). 

Nun, die grundlegende Frage nach Migration ist spannend. Grundlegend sollte es in einer liberalen Welt jedem möglich sein, dort zu leben, wo er gerne möchte. (Da kann man aber auch davon ausgehen, dass die Menschen keine Anreize haben zu migrieren, weil sie in einem Staat leben, der anti-liberal handelt -- den gibt es ja per Def. nicht.) Es wäre im langfristigen Interesse aller, wenn die Menschen dorthin emigrieren würden, wo ihre Arbeit am produktivsten wäre. Schau Dir die Bauern im Südsudan an -- würden sie vielleicht in Australien arbeiten, dann wären sie viel produktiver und könnten unser aller Wohlstand bedeutend mehren. Nun spricht das aber gegen die kurzfristigen Interessen der austral. Arbeiter, die daher gegen Einwanderung sind (übrigens zeigt sich hier, wie wenig Marx' Theorie der Klasseninteressen zutrifft: das sog. Proletariat steht in eindeutiger Konkurrenz zueinander und hat gegensätzliche Interessen). 

Die Frage nach Migration in unsere Welt ist natürlich eine andere. Kann Deutschland das finanziell schaffen? Locker können "wir" das, schau Dir an, wie viel Geld der Sozialstaat für anderes verbrät^^ Was bekommen die Banken für Hilfen... Schwieriger ist dann aber die Frage, inwieweit die Menschen, die ankommen, sich in die Gesellschaft integrieren können -- d.h. inwiefern sie in der Lage sind, sich an jene abstrakten und allgemeinen Regeln anzupassen, die die Grundlage unserer offenen Gesellschaft sind. Habermas hat das Verfassungspatriotismus genannt. Damit ist gemeint, dass Migranten (so wie auch jeder Deutscher) sich an die Regeln, die in unserer Verfassung festgehalten wurden und unser Leben bestimmen, halten muss. 

Es ist aber natürlich eindeutig, dass Deutschland nicht hingehen darf und jene Gesetze, denen es zugestimmt hat, brechen darf. Wie Du angesprochen hast, hat Deutschland den Ideen des Menschenrechts etc zugestimmt, daher muss es auch danach handeln. 

Letztendlich kann es nicht die Frage sein, ob und wie Deutschland die Immigration bewältigen kann. Man muss das Problem an der Wurzel packen und überlegen, wie jene Länder, aus denen die Menschen emigrieren, sich ändern können. Wie können wir dorthin jenen Wohlstand bringen, den wir hier genießen? Wie können wir somit helfen, die Anreize zu Migration zu verhindern? Die ökonomisch eindeutige Antwort ist der Liberalismus. Wie dieser erreicht werden kann ist aber schwierig :( Zumal er ja vor allem in den Ländern, die von ihm profitiert haben, so stark angegriffen ist. Wenn in Deutschland oder den USA anti-kapitalistische Parolen dominieren, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass die armen Staaten sich daran kein Beispiel nehmen werden.

Mir fällt auf, dass ich letztlich keine wirkliche, konkrete Antwort geben kann... ein schwieriges Thema einfach :) 

...zur Antwort