Für Günther waren manche Briten rein oder teilweise ‚nordisch‘. Die Merkmale der einzelnen Personen (Schädelindex, Augenfarbe usw.) waren für ihn ausschlaggebend.
Ja, denn die britischen Völker galten als ‚artverwandt‘.
Für nähere Informationen lies in Vokabular des Nationalsozialismus die Einträge artverwandt und deutschen oder artverwandten Blutes (= ‚arisch‘).
Die Nationalsozialisten propagierten einen bestimmten Typus von Blonden als die höchste Rasse, und zwar die hochgewachsene, langschädlige nordische Rasse (Fotobeispiele: Ernst Haeckel, Maria Furtwängler).
Der nordizistische Rassentheoretiker Hans F. K. Günther schrieb in seiner einflussreichen Rassenkunde des deutschen Volkes:
Die Völkerwanderung zerstreute gerade die nordischen, mindest fälisch durchmischten Germanenstämme und schuf aus ihren Geschlechtern den Adel des mittelalterlichen Abendlandes.
(12. Auflage 1928, S. 341.)
Das Baltikum war für Günther prozentual weniger nordisch als z. B. Deutschland, Schweden oder die Niederlande. Er schuf zur Bezeichnung der blonden, rundschädligen Menschen mit kleiner Nase und betonten Backenknochen den Begriff ostbaltische Rasse.
In der modernen Anthropologie wird die Menschheit nicht mehr nach Rassen oder Unterarten unterschieden:
Nach den in der Zoologie angewandten Kriterien zur Klassifizierung sind Unterarten
1. geographisch begrenzte, klar differenzierte Populationen;
2. über längere Zeit getrennte Stammeslinien.
Die beiden Kriterien treffen nach den Ergebnissen der evolutionsbiologischen (Evolutionsbiologie) und molekulargenetischen Forschung auf menschliche Populationen nicht zu. Die Rassensystematiken finden daher keine Bestätigung. Das gilt selbst für die Einteilung in sog. geographische Großrassen und ihre angebliche Entstehung in eiszeitlichen Isolaten.
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/menschenrassen/42123
Mit dem Reichsbürgergesetz (1935) wurde die Wendung ‚deutschen oder artverwandten Blutes‘ anstelle von ‚arischer Abstammung‘ in die Rechtssprache eingeführt.
Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt und geeignet ist, in Treue dem deutschen Volk und Reich zu dienen.
(§ 2 Abs. 1 Reichsbürgergesetz)
Das deutsche Volk galt in der Rassenlehre nicht als eine Rasse, sondern als eine Zusammensetzung von körperlich und seelisch verschiedenen Rassen. Die ‚nordische Rasse‘ wurde als die geistig leistungsfähigste, schöpferischste Rasse beschrieben. Zu ihren körperlichen Merkmalen zählten blonde Haare, blaue Augen, rosig-weiße Haut, ein hoher, schlanker Wuchs, eine schmale, gerade Nase, ein schmales Gesicht, ein langer Schädel (von oben betrachtet) mit ausladendem Hinterhaupt usw. Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht gibt es keine ‚nordische Rasse‘.
Zum Begriff des ‚artverwandten Blutes‘:
a. Dem deutschen Blute artverwandt ist das Blut derjenigen Völker, deren rassische Zusammensetzung der deutschen verwandt ist. Das ist durchweg der Fall bei den geschlossen in Europa siedelnden Völkern und denjenigen ihrer Abkömmlinge in außereuropäischen Erdteilen, die sich artrein erhalten haben.
b. Artfremdes Blut ist alles Blut, das nicht deutsches Blut noch dem deutschen Blut verwandt ist. Artfremden Blutes sind in Deutschland regelmäßig nur Juden und Zigeuner.
Quelle: Wilhelm Stuckart, Hans Globke: Kommentare zur deutschen Rassengesetzgebung. Beck, München 1936, S. 55.
Die Niederländer galten als germanisches Brudervolk. Es war geplant, nach dem Endsieg die Niederlande als „Gau Westland“ in das angestrebte Großgermanische Reich einzugliedern.
Laut den Aufzeichnungen von Henry Picker sagte Hitler Anfang September 1941 in einem Tischgespräch:
Wir dürfen von Europa keinen Germanen mehr nach Amerika gehen lassen. Die Norweger, Schweden, Dänen, Niederländer müssen wir alle in die Ostgebiete hereinleiten; das werden Glieder des Reichs. Wir stehen vor der großen Zukunftsaufgabe, planmäßige Rassenpolitik zu betreiben.
1944 wurde Hitler auf der Titelseite der SS-Vormingsbladen (Bildungsblätter der niederländischen SS) als „Führer aller Germanen“ bezeichnet.
Manche Juden haben eine Hakennase, viele andere haben andere Nasenformen.
Schon in der Frühen Neuzeit wurden Juden stereotypisch mit Hakennase dargestellt (siehe z. B. diesen Kupferstich, der einen angeblichen jüdischen Ritualmord darstellt).
Auf antisemitischen Karikaturen seit dem 19. Jahrhundert werden Juden stereotypisch mit Hakennase, schwarzen Kräuselhaaren, dicken Lippen, hängenden Augenlidern, verschlagenem Blick usw. dargestellt, um sie fremd und hinterhältig wirken zu lassen.
Ich habe keine Formel, um das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu bestimmen. Der Holocaust und die Hexenverfolgung zählen angesichts der Opferzahlen, des Leids und der niedrigen Beweggründe zu den größten Verbrechen. Zwei weitere Beispiele:
- die Kongogräuel im Kongo-Freistaat, der Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II., mit schätzungsweise 8–10 Millionen Toten,
- der Holodomor, d. h. die von Stalin forcierte Hungersnot in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik mit schätzungsweise 3–7 Millionen Toten.
Der Nationalsozialismus entsprang, anders als der italienische Faschismus, der antisemitischen völkischen Bewegung. Hitler wurde von völkischen Schriften wie Handbuch der Judenfrage von Theodor Fritsch und Wenn ich der Kaiser wär’ von Heinrich Claß beeinflusst. Auch der italienische Faschismus unter Mussolini inspirierte ihn, so z. B. der Marsch auf Rom (-> Marsch auf die Feldherrnhalle) und der römische Gruß (-> Hitlergruß).
Mussolini war zunächst kein Antisemit. Seit 1936 trat er für eine Annäherung zwischen Deutschland und Italien ein (Achse Berlin-Rom). Bis zur Verabschiedung der Rassengesetze 1938 genoss er die Unterstützung der meisten in Italien lebenden Juden. Näheres: https://www.deutschlandfunk.de/juden-in-italien-mehrheitlich-fuer-den-duce-100.html
Der litauische Präsident Gitanas Nausėda twitterte am 22. Juli:
Wir erleben, wie Russland Geschichte umschreibt, um seine Aggression gegen souveräne Länder zu rechtfertigen.
In einer eingebetteten Nachricht heißt es unter anderem:
Der Hintergrund und die Wurzeln der gegenwärtigen Kreml-Regime-Ideologie repräsentieren in vielen Fällen ein Spiegelbild der Vorgänger des heutigen Russlands: der UdSSR und des Russischen Reiches. Russland hat die Verbrechen der Sowjets nie verurteilt, und seine derzeitige Führung toleriert offen das sowjetische Erbe und unterstützt es sogar enthusiastisch.
Quelle: https://twitter.com/GitanasNauseda/status/1550362356785586176
Noch nicht genannt:
- Timuridenreich: Köpfung von 100.000 Gefangenen vor Delhi; Einmauern und Begraben von lebenden Gefangenen; Überreiten von Kindern
- Aztekenreich: „Blumenkriege“
- Japanisches Kaiserreich: Massaker von Nanking; Menschenversuche der Einheit 731
- UdSSR: Massaker des NKWD: Winnyzja, Katyn, Lemberg, Rainiai ...; Massenvergewaltigungen durch die Rote Armee
Ich würde auf diese Rangliste der 50 meistverkauften Bücher im Dritten Reich eingehen.
Die Exilliteratur wurde von Schriftstellern im Ausland verfasst, die Deutschland wegen Verfolgung, Ausbürgerung oder Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen verlassen hatten. Der berühmteste Exilschriftsteller war Thomas Mann.
Hier kannst du eine Rezension zu dem Sachbuch Hitlers Judenhass von Ralf Georg Reuth lesen. Falls du dich tiefer mit der Entstehung von Hitlers Judenhass beschäftigen möchtest, empfehle ich, das Buch zu lesen.
Hier kannst du eine Rezension zu dem Sachbuch Hitlers Judenhass von Ralf Georg Reuth lesen. Falls du dich tiefer mit der Entstehung von Hitlers Judenhass beschäftigen möchtest, empfehle ich, das Buch zu lesen.
Es ist nicht schlimm, wenn man zwar nicht den hetzerischen Inhalt seiner Reden, aber ihre Vortragsweise und Inszenierung mag. Das taten auch David Bowie und Lemmy Kilmister, die keine Neonazis waren (https://www.welt.de/print-wams/article131095/Ein-Philosoph-und-Gentleman-Lemmy.html).
Der Holocaust sticht durch die hohe Opferzahl heraus.
Freilich gab es in der Menschheitsgeschichte zahlreiche grausame Völkermorde, Pogrome (Pestpogrome, Hexenverfolgung ...), Massaker (Nanking, Katyn ...), Menschenversuche (Einheit 731 ...), Menschenopferungen, Versklavungen und andere Grausamkeiten.
Laut der Volkszählung im Juni 1933 waren nur 0,77 % der Bevölkerung des Deutschen Reichs Juden, wovon die meisten in Städten und nur 15,5 % in Orten mit weniger als 10.000 Einwohnern lebten (https://www.cicero.de/kultur/volkszaehlung-war-statistische-grundlage-fuer-holocaust/55024). Daher fielen die Deportationen vielen Deutschen nicht auf.
Des Weiteren unterlagen die Täter des Genozids der Schweigepflicht. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler sagte am 4. Oktober 1943 auf einer SS-Gruppenführertagung in Posen:
Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres Kapitel erwähnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Himmler_am_4.10.1943_in_Posen.ogg
Einige Dokus zum Zweiten Weltkrieg sind leider nicht verlässlich. Aber ich kann folgende Erklärvideos von MrWissen2go (Mirko Drotschmann) empfehlen.
https://www.youtube.com/watch?v=nOipiMPum-E
https://www.youtube.com/watch?v=U99JKNTVjQ8
Bei dem Massaker in Ascq ermordete seine Division 86 Zivilisten. Da er 1949 in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, konnte er für dieses Verbrechen kein weiteres Mal angeklagt werden.
Nach dem Interview im November 2018 klagte ihn die Staatsanwaltschaft Hildesheim wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener an, aber aufgrund seines Todes am 20. September 2019 kam es zu keinem Prozess.
Belege:
- https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/article227178225/Verfahren-gegen-SS-Mann-wird-nach-bestaetigtem-Tod-eingestellt.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Ascq#Verfahren_gegen_Tatbeteiligte
Sachbücher:
- Prof. Dr. Herbert Michaelis, Prof. Dr. Walther Hubatsch, Prof. Friedrich Ruge, Dr. Hellmuth Günther Dahms, Dr. Ernst Schraepler: Der 2. Weltkrieg. Bilder, Daten, Dokumente. Das Buch stammt von 1968, daher entsprechen vielleicht manche Aussagen nicht dem heutigen Forschungsstand. Quellen- und Literaturangaben fehlen. Positiv hervorzuheben: Es wurde sorgfältig verfasst und enthält viele Fotos, einige Karten sowie eine 17-seitige Chronik des 2. Weltkriegs.
- Prof. Dr. Philippe Masson: Die deutsche Armee. Geschichte der Wehrmacht 1933–1945. Aus dem Französischen von August Graf von Kageneck.
Erinnerungen von Soldaten:
- Prof. Dr. Erich Kosthorst: Die Geburt der Tragödie aus dem Geist des Gehorsams. Deutschlands Generäle und Hitler – Erfahrungen und Reflexionen eines Frontoffiziers. Er war Professor für Neueste Geschichte.
- Heinrich Gerlach: Die verratene Armee. Der Stalingrad-Roman. Er kämpfte als Oberleutnant in der Schlacht von Stalingrad.
- Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. Er kommandierte große Panzerverbände und gehörte dem Oberkommando des Heeres an.
Es wurden zahlreiche geschichtswissenschaftliche Bücher über den Nationalsozialismus verfasst, darunter die Enzyklopädie des Nationalsozialismus (hrsg. v. Wolfgang Benz u. a.), Die deutsche Diktatur von Karl Dietrich Bracher und Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde von Thomas Weber. Darüber hinaus gibt es mehrere gute Hitler-Biografien; ich kann Adolf Hitler – Biographie in zwei Bänden von Volker Ullrich empfehlen.
Somit kann man, ohne Mein Kampf gelesen zu haben, erfahren, was der Nationalsozialismus war, wo seine ideologischen Wurzeln lagen und aus welchen Motiven Hitler wahrscheinlich handelte. Zudem ist Mein Kampf von Lügen und Irrtümern durchzogen. Wenn man also den Originaltext lesen möchte, wäre es sinnvoll, zu der kommentierten Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte zu greifen, die ja in vielen Stadtbibliotheken vorhanden ist.