Vielen Dank für all Eure Antworten. Wir sind kein Stück weiter, hatten aber heute eine erneute Diskussion. Unter dem Strich ist dabei herausgekommen, dass mein Mann sich im Alltag eingeschränkt fühlt, da er das Gefühl hat, es mir oft nicht Recht machen zu können.
Das betrifft ca 5-7- "Regeln", die ich vorgeschlagen habe, da wir in einer sehr kleinen Wohnung mit Durchgangszimmer leben, wo das Arbeitszimmer auch das Schlafzimmer ist usw.. Diese sind solche wie "Wir lassen die meiste Zeit nicht mehr als 1-2- Paar Schuhe ausserhalb vom Schuhregal im Flur rumfliegen", "Die Schreibtische sollten halbwegs ordentlich sein (halbwegs)", "Nachdem man einen Tag oder Abend auf dem Sofa verbracht hat, sollte man die Kissen ein bisschen aufschütteln und nicht alles immer so liegen lassen, wie man aufgestanden ist.", "Morgens die Schlafanzüge nicht irgendwo in die Wohnung schmeissen" und "Nicht unendliche viele benutzte un schmutzige Kleidung über dem Schreibtischstuhl hängen haben sondern möglichst nur eine Garnitur". Das sind alle, die mir gerade einfallen. Ich weiss, ich mag Ordnung schon, und hier ist eben wirklich alles sehr klein, da wird es zu zweit schnell chaotisch. Ich putze allerdings nicht überall hinterher oder so. Da mein Mann eine ganz andere Auffassung von Ordnung hat und von selbst die meisten dieser Dinge nie tun würde, zumindest nicht regelmässig, habe ich ihn gefragt ob es ok ist, wenn wir uns "limits" überlegen, woran sich jeder orientieren kann. Er hat eingewilligt.
Nun ist es so, dass mein Mann schon naja, ich finde im Alltag recht zerstreut ist. Ich meine das nicht böse, aber er vergisst viel und oft, vergisst auch sein Telefon und Geldbeutel viel zu Hause, obwohl er es brauchen würde - was ja nicht mein Problem ist. Genauso geraten auch regelmässig eine oder mehrere der Abmachungen in Vergessenheit. Was mich zugegebenermassen nervt. Aber wenn ich nicht übermässig gestresst bin, mache ich es meist schnell selbst und sage erst etwas, wenn der "Zustand" länger andauert. Ich gebe aber zu, es nervt mich schon manchmal. Vor allem, seit ich seit zwei Jahren fast den kompletten Haushalt freiwillig alleine mache, damit er endliche seine Doktorarbeit neben dem Job fertig bekommt und abends etwas durchatmen kann. Wenn ich etwas kritisiere, versuche ich das nicht genervt zu tun. Das gelingt mir nicht immer, aber hoffentlich immer öfter, nur mein Mann, so habe ich das Gefühl, fasst vieles schnell als Vorwurf auf bzw. eben Einengung. So wie dass ich ihn letzte Woche daran erinnert habe, auch wieder Dinge auf die Einkaufsliste zu setzen, wenn er etwas aufbraucht. Das hat er heute mit aufgezählt unter den Beispielen anhand deren er mir erklärt hat, warum er sich oft so fühlt, als könne er mir nicht "genügen". Er sagt, dass er sich bemühe, das muss reichen. Findet ihr das auch? Darf man den anderen dann nicht mehr erinnern? Ich will ihm doch auch nicht auf den Zeiger gehen, ich möchte aber auch nicht seinen Schreibtisch aufräumen und seine Schuhe ins Regal stellen.
Und darauf basierend also meinte er, wenn ich ihn dann auch noch in einer Diskussion kritisieren würde, sprich ihm sagen, seine Art ist so nicht in Ordnung, wäre das eben zu viel für ihn und dann würde er sich so verhalten, wie er es tut und sauer werden. Das Argument an sich funktioniert für mich schon nicht, aber so empfindet er es eben. Dem habe ich entgegen zu setzen, dass selbst wenn das so ist, was ich zugegebenermassen nicht vollständig nachvollziehen kann, er immer noch kein Recht hat, respektlos mit mir umzugehen, auch wenn er sauer ist. Das versteht er nicht, denn er nimmt sich nicht so wahr, sondern mich als zu pingelig, so wie er es im Haushalt anscheinend auch tut.
Er seinerseits hat nun eine Paartherapie vorgeschlagen, was ich gut finde. Auch wenn ich gerade, angesichts dessen, dass wir uns in so vielen grundlegenden Dingen überhaupt nicht einig sind, anzweifele, ob ich das wirklich möchte, denn ich bin an einem Punkt, wo ich merke, ich kann und will nicht mehr so viel Energie in die Beziehung stecken, wie ich es in der Vergangenheit getan habe. Wir hatten schon so viele Diskussion über genau die gleichen Dinge. Ich habe schon seit Jahren gesagt, wenn es besonders schlimm wurde, dass das für mich so nicht geht. Dass ich mir doch auch mit ihm eine Familie wünsche, mir das aber so nicht vorstellen kann, dass wir eine andere Form zu streiten finden müssen. Dass ich nicht auftreten will wie eine Mama und dass wir doch Regelungen finden sollten, die wir beide einhaltenen können. Auch das hat er nur als Vorwurf interpretiert und nicht ernst genommen, er hat meistens erwidert "Jetzt kommst Du wieder mit Deiner Trennung". Heute,- verständlich, dass es für ihn schwierig ist-, wirft er mir vor, ich würde nach 17 Jahren "einfach so" die Beziehung in Frage stellen und nicht mal mehr darum kämpfen". Ich weiss nicht, was er von mir erwartet. Ehrlich gesagt bin ich auch sehr traurig. Wenn wir nicht im Konflikt sind, sagt er ganz andere Dinge und ich möchte immer nicht wahrhaben, dass seine Meinung so divergiert, wenn er sich angegriffen fühlt. Ich kann einfach nicht mehr wirklich. Was denkt ihr darüber? Ich fände es schlecht von mir, den Vorschlag Paartherapie abzulehnen. Auf der anderen Seite merke ich dass ich fast Panik bekomme bei dem Gedanken daran, in weitere Monate Arbeit, In-Frage Stellerei und Diskussionen verwickelt zu sein, da ich so einfach nicht mehr möchte und nicht mehr kann.
Ich weiss, ein sehr langer Text. Ich bin dankbar, dass ich das hier schreiben kann. Vielleicht hat jemand eine Meinung dazu. Vielen Dank auch dafür im Vorab!