Meinung des Tages: Bundespräsident fordert Corona-Aufarbeitung - sollte es Eurer Meinung nach eine Aufarbeitung geben?

Bundespräsident Frank-Walker Steinmeier fordert eine Aufarbeitung der Pandemie. Ihm geht es dabei auch darum, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Doch was genau könnte man sich von einer möglichen Aufarbeitung erwarten?

Bundespräsident fordert Corona-Aufarbeitung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht sich dafür aus, dass sich die neue Regierung nach der Bundestagswahl schnellstmöglich dem Thema Corona-Aufarbeitung widmet. Laut Steinmeier könnte die Aufarbeitung "die Chance schaffen, Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben".

Der Bundespräsident macht jedoch klar, dass es ihm nicht um Schuldzuweisungen geht, sondern viel mehr um eine objektive Beurteilung des Pandemiegeschehens, um daraus lernen zu können.

Bislang konnten sich Regierung und Opposition nicht auf eine institutionelle Aufarbeitung der Pandemie und deren Folgen einigen. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach setzte sich jüngst vehement für eine mögliche Aufarbeitung ein. Grundsätzlich betonte er, dass Deutschland während der Pandemie allerdings "ganz klar mehr richtig" als falsch gemacht hätte.

Unsere Fragen an Euch:

  • Sollte es eine Aufarbeitung der Pandemie geben?
  • Was genau würdet Ihr Euch von einer Aufarbeitung der Pandemie erwarten?
  • Denkt Ihr, dass Deutschland im internationalen Vergleich gut durch die Pandemie gekommen ist?
  • Welche Dinge sollten Eurer Meinung nach bei künftigen Pandemien anders gehandhabt werden?

Wir freuen uns auf Eure Meinungen.

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

...zum Beitrag

Ja, sollte aufgearbeitet werden, aber nicht (nur) so wie die Schwurbler es wollen. Man könnte zum Beispiel ermitteln, wieso die Impfstoffbestellung anfangs so langsam ablief und man bei der Impfrate zwischendurch Monate gegenüber UK und USA im Rückstand war, und das bei einem in Deutschland entwickelten und hergestellten Impfstoff.

Was tun wir, wenn ein Virus aufkommt, das die Infektiösität von SARS-CoV2 hat und die Tödlichkeit von Ebola -- jeder dritte Infizierte stirbt. Ein solches Szenario ist im Prinzip jederzeit möglich. Schon SARS1 (2003) hatte 10% Infektionssterblichkeit, und es hätten ein paar Mutationen genügt, um es so ansteckend zu machen wie SARS-CoV2, mit R0 zwischen 3 und 6.

Und nehmen wir weiter an, dieses hochinfektiöse Killervirus wäre der Impfstoffentwicklung genauso "zugänglich" wie SARS-CoV2, d.h. schon nach wenigen Wochen gäbe es aussichtsreiche Impfstoffe (die BioNTech- und Moderna-Vakzine waren im Februar 2020 fertig entwickelt!). Würden die Behörden dann immer noch auf einem monatelangen Zulassungsverfahren mit Studien in 3 Phasen bestehen? Oder würden wir angesichts der Notlage einfach 3000 Leute impfen um die Verträglichkeit zu verifizieren, und dann gleich die Bevölkerung mit Maximalgeschwindigkeit impfen, mit mehreren Impfstoffen parallel, und die Wirksamkeit en passant "in the field" ermitteln, um Zeit zu sparen? Gibt es die rechtlichen Voraussetzungen dafür? Und wäre das, im Nachhinein betrachtet, nicht selbst bei dieser Pandemie angebracht gewesen? Die zweite Welle hat bereits knapp 100.000 Menschenleben gekostet und riesigen wirtschaftlichen Schaden verursacht, obwohl die Impfstoffe da bereits existierten -- und nur nicht zugelassen waren. Die mRNA-Revolution eröffnet hier ganz neue Perspektiven. Sind unsere Zulassungsprozesse nicht generell zu konservativ ausgelegt, entwickelt in epidemiologischen "Friedenszeiten", in denen obendrein die Impfstoffentwicklung mehr Herumgepansche mit Hühnereiern war, mit unklareren Nebenwirkungen?

DAS würde mich interessieren. Diese Frage sollten wir klären, bevor die nächste Pandemie anfängt. Aber ich habe keine Ahnung, ob das RKI oder das PEI da überhaupt drüber nachdenken -- von der Ständigen Impfverhinderungskommission (STIKO) garnicht zu reden.

...zur Antwort