Wenn du dir zu unsicher bist, könntest du erwägen, dir eine zweite Meinung einzuholen. So eine ( Verdacht)diagnose zu bekommen, ist natürlich nicht einfach, vor allem wenn man kaum Beschwerden hatte und es so plötzlich kommt.
Aber MS ist eine bekannte Erkrankung, die man oft gut behandeln kann. Es gibt viele spezialisierte Zentren dafür. Es ist auch nicht umsonst eine Erkrankung mit „1000 Gesichtern“. Die Symptome und Verlauf sind bei jedem Menschen sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die kaum Beschwerden haben, alles normal machen können und zwischen den Schüben einige Jahre dazwischen liegen. Längst nicht immer führt die Krankheit zu schlimmeren Einschränkungen.
Du hast keine Lust, lebenslang Tabletten zu schlucken, was verständlich ist- aber versuche es mal so zu sehen: Du hast wenigstens diese Option. Eine Option, die zwar die Erkrankung nicht heilen, aber „eindämmern“ könnte. Es gibt auch andere Therapieoptionen. Es lässt sich was dagegen machen.
Bei mir besteht der Verdacht auf eine neuromuskuläre Erkrankung, welche genau muss noch weiter abgeklärt werden, was aber in Richtung metabolisch geht. Erst vor wenigen Jahren hat es mit leichteren Symptomen wie schnelle Muskelermüdung angefangen und sich im Laufe der Zeit auf immer mehr Muskeln und stärker ausgebreitet, bis zum Kraftverlust, in dem gewisse Bewegungen gar nicht mehr gehen. Es kam auch zu einer akuten Exazerbation, von dem sich mein Körper nicht vollständig erholen konnte. Später kam auch ein Symptom hinzu, was selbst erfahrene Neurologen noch nie gesehen haben. Mein Alltag ist vom Symptom-Management und Einschränkungen bestimmt.
Unter Umständen lebenslange Einschränkungen, kaum Therapiemöglichkeiten- so eine Erkrankung hätte ich mir im Leben niemals vorstellen können, aber es hat nun mal mich „erwischt“. Man kann das Schicksal deswegen verfluchen oder versuchen, das Beste draus zu machen. Man MUSS damit leben.
Du kannst die Situation jetzt nicht ändern, aber du kannst deinen Blickwinkel ändern. Wenn du denkst, wie es in 5,10,15 Jahren ect aussehen könnte, macht dich das fertig, zumindest geht es mir so. Versuche, dich mehr auf die Gegenwart zu konzentrieren, Tag für Tag zu leben und dich an das zu erfreuen, was du kannst. Wichtig sind auch Unterstützung vom Umfeld. So eine Diagnose bedeutet nicht gleich das „Aus“ von deinem bisherigen Leben. Auch wenn dein Leben anders wird, liegt es bei dir, wie du damit umgehst.