Im Alltag spielt anekdotische Evidenz eine wesentlich grössere Rolle für die meisten unserer Entscheidungen als statistisch abgesicherte. Als Beispiel können wir die Frage nehmen, in welchem Restaurant wir (z. B. eine Gruppe von Freunden) essen wollen. Werden wir überhaupt noch eine irgendeine Quelle von Besprechungen konsultieren (aus denen wir dann statistische Evidenz ableiten könnten), falls auch nur einer aus der Gruppe schon einmal in einem der in Frage kommenden Restaurants gegessen hat und ein gutes Urteil abgibt? Mit ziemlicher Sicherheit nicht. Warum? Wir vertrauen dem einzelnen Urteil, weil es von einer vertrauenswürdigen Person kommt.

Letztlich ist aber für den philosophischen Hintergrund der Frage das uralte philosophische Problem des "Individuum est ineffabile" wichtig: Der "Haecceitas" des Ess-erlebnisses kommt die anekdotische Evidenz unseres Freundes viel näher als eine Auswertung aller Reviews, die wir auf dem Internet finden (einmal abgesehen davon, dass wir im Alltag dafür meist nicht die Zeit haben).

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neinxdochxoh hat schon einiges richtig beantwortet:

  • Das Bild des Apelles existiert nicht mehr, das Bild von Botticelli ist eine Nachschöpfung nach der antiken Bildbeschreibung von Lukian, in der Schrift "Dass man nicht leichtfertig der Verleumdung glauben soll" (Calumniae non temere credendum, Kap. 5). Weiteres im verlinkten Wikipedia-Artikel.

Dagegen ist die Aussage, dass Phthonos (gr. "Neid") nicht dargestellt sei und der dunkle Mann die Verleumdung sei, falsch:

  • Phthonos ist der Mann im dunklen Kapuzenumhang direkt vor dem König, der die Frau mit der Fackel führt. Er ist der einzige Mann unter den allegorischen Figuren (ebenso wie Phthonos das einzige Maskulinum unter den personifizierten Eigenschaften darstellt), die anderen 2 Männer sind der dumme König und der verleumdete Maler Apelles.
  • Die Frau mit der Fackel ist die Verleumdung (Diabole).

Da es sich bei dem Bild nicht um eine antike Darstellung handelt, ist für die Frage nach der antiken Vorstellung vom Neid die Beschreibung von Lukian wesentlich wichtiger als das Bild aus der Renaissance:

"... von der anderen Seite (als der König) nähert sich die Verleumdung, ein überaus schönes Weib, aber ziemlich leidenschaftlich und ausser sich, als ob sie Tollwut und Zorn zeigen soll. In der Linken hält sie eine brennende Fackel, mit der anderen Hand schleift sie einen Jüngling an den Haaren, der die Hände zum Himmel reckt und die Götter zu Zeugen anruft. Es führt sie ein bleicher und hässlicher Mann, der stechend blickt und jemandem ähnelt der von einer langen Krankheit ausgezehrt ist. Von dem könnte man vermuten dass er den Neid darstellt." (meine Übersetzung, griechischer Text hier: http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A2008.01.0432%3Asection%3D5)

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Zum Aufbau der griechischen Tragödie (mit den originalen Begriffen): https://de.m.wikipedia.org/wiki/Griechische_Tragödie#Aufbau

Deine Begriffe stammen aus der neuzeitlichen Dramentheorie, die mit vielen produktiven Missverständnissen auf die antike zurückgriff: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Regeldrama#Akteinteilung

Obwohl das Regeldrama sich auf Aristoteles bezog, folgen viele antike Tragödien nicht diesen „Regeln“, noch viel weniger die Komödie: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Griechische_Kom%C3%B6die

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Such bei Wikipedia nach "Palliata" (röm. Bearbeitungen griechischer Komödien), "Plautus" und "Terenz" (die wichtigsten römischen Komödienautoren).

Mit "Tod und so" haben römische Komödien rein gar nichts zu tun.

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  1. Such das konjugierte Verb. Neben vielen anderen Informationen siehst Du daraus den Numerus (Zahl, also Singular oder Plural) des Subjekts, denn Verb und Subjekt müssen im Numerus übereinstimmen (Kongruenz).
  2. Such das Subjekt: Es muss im Nominativ stehen und den Numerus kennst Du aus 1.
  3. Suche alle Objekte des Verbs, zu identifizieren durch den Fall (Kasus). Welches Verb welche Ergänzungen in welchen Kasus verlangt, muss mit dem Verb gelernt werden (evtl. verlangt das Verb auch Infinitiv/AcI/bestimmte Nebensatzarten).
  4. Stelle bei Adjektiven fest, auf welche Substantive sie sich beziehen, indem Du von der KNG-Kongruenz ausgehst: Adjektive müssen mit dem Bezugswort in Kasus (Fall), Numerus (Zahl) und Genus (Geschlecht) übereinstimmen.
  5. Unter den nicht untergebrachten Substantiven befinden sich Substantive mit Partizipien im Ablativ? Denke an den Ablativus absolutus.

Mit diesen simplen Regeln kannst Du über 95% aller "Schulsätze" grammatisch analysieren.

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KNG-Kongruenz herrscht zwischen zusammengehörigen deklinierten Wörtern, wie Volens schon geantwortet hat, also z. B. Substantiven und Adjektiven oder Partizipien.

Subjekt und Verb sind durch Numerus-Kongruenz verbunden (rusticus laborat - rustici laborant).

Für alle weiteren syntaktischen Bezüge des Verbs ist seine Valenz entscheidend (in anderen grammatischen Theorien gibt es andere Fachbegriffe für dasselbe), d. h. für jedes Verb muss gelernt werden, was für Objekte es haben kann und in welchen Fällen diese stehen. Darum findest Du auch in jedem guten Latein-Wörterbuch Beispiele für die sog. Konstruktion eines Verbs, die Du am besten gleich mitlernst.

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Die Originalsprache des Werkes von Mark Aurel ist Griechisch, nicht Latein. Online z. B. beim Perseus-Projekt der Tufts-Uni mit Links zu ihrem Formen-Analyse-Tool und zu verschiedenen Wörterbüchern: https://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3atext%3a2008.01.0641

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Der Form nach handelt es sich um ein sog. Uschebti (https://de.wikipedia.org/wiki/Uschebti), eine Art magischer Stellvertreter, der in der Jenseitswelt für den Toten unangenehme Arbeiten übernehmen sollte.

Da sie in der Spätzeit der alten Ägypter schon in Massen produziert wurden, bedeutet schlechte Qualität nicht unbedingt eine Fälschung. Andererseits gibt es aber auch enorm viele Fälschungen.

Ein Museum mit ägyptologischer Abteilung würde es sich sicher ansehen, aber für eine schriftliche Expertise (die ja auch den Wert enorm steigern könnte, falls es echt wäre) Geld verlangen.

Rechtliche Schwierigkeiten bekäme man wohl, wenn es a) echt wäre und b) kein Nachweis vorliegt, dass es rechtens erworben und schon vor langer Zeit (vor über 100 Jahren) aus Ägypten ausgeführt wurde.

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Das ist eine englische Phrase, die drei lateinische einschliesst, um sich besonders gelehrt zu geben:

  • ipso facto = durch die Tatsache selbst = schon von sich aus (ohne weitere Beweise etc.)
  • prior = vorherig = (hier:) vorrangig
  • ordo cognoscendi = Reihenfolge/Rangfolge des Erkennens (Schlagwort aus der Erkenntnistheorie/Philosophie im Stil des Aristoteles)

also: "...das macht meine Forschung schon von allein vorrangig in der Rangfolge des Erkennens." Was es bedeutet, sagt Amy ja gleich darauf: "That means it’s better than his research, and by extension, of course, yours." oder auf Deutsch: "Ätschibätsch!"

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Die Darstellung von Crane ist eine Illustration zu "A Wonder-Book for Girls and Boys" von Nathaniel Hawthorne , der einige griechische Mythen zu Kindergeschichten "umgemodelt" hat, darunter "The Golden Touch" (http://allenhackworth.com/prose/golden.htm). Dass die Geschichte mit der Tochter von ihm selbst stammt, deutet er gleich zu Anfang schon an: "...and he had a little daughter, whom nobody but myself ever heard of..."

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Ich bin ziemlich sicher, du meinst folgende Statue: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Statue_of_a_Satyr.jpg Dies ist ganz eindeutig nicht der "Gelehrte", womit du wahrscheinlich den (notorisch unzuverlässigen) Literaturhistoriker und Biographen meinst, der im 3./2. Jh. v. Chr. lebte. Es handelt sich bei dieser Statue vielmehr um das schon von earnest und Catomaior angesprochene Mensch-Tier-Mischwesen (beachte v. a. die gut sichtbaren Pferdehufe), das normalerweise in der Mehrzahl auftaucht und zum Umkreis des "Weingottes" Dionysos gehört. Die Anführungszeichen deshalb, weil eben Dionysos vielmehr Gott des Rausches und jeder Ekstase, auch der sexuellen ist, nicht nur des Weins. Gerade die sexuelle Komponente des Dionysoskults wird eben durch die Satyrn ausgedrückt.

Es handelt sich schlicht um eine zufällige Namensgleichheit.

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Die Schwierigkeit und der Umfang der Prüfung sind verschieden. Hier findest du Informationen über die Latinumsprüfung an der Uni Zürich (Schweiz!), wo die schriftliche Übersetzung ca. 160-170 Wörter Cicero-Text in 120 Minuten umfasst (noch ohne von der mündlichen Prüfung, z. B. Vergil, zu reden): http://www.uzh.ch/latinum/pruefung_allgemeines.html

Es gibt dort auch einen Link zu einer Sammlung alter Prüfungstexte.

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Das folgende Wörterverzeichnis von H. Hiedell bezieht sich auf eine Ovid-Auswahl (wenig aus der Ars), ist aber leider ebenfalls vergriffen: http://www.amazon.de/Heidelberger-Lateinische-Auswahl-Wörterverzeichnis-Erläuterungen/dp/B0039EELUY/ref=sr11?ie=UTF8&qid=1372193844&sr=8-1&keywords=Ovidius+Naso+Auswahl+Wörterverzeichnis

Der grosse Lernwortschatz von R. Vischer (Lateinische Wortkunde, inzw. 4. Aufl.) enthält die wichtigen Vokabeln für alle gängigen Autoren im Lateinunterricht und in einer besonderen Spalte die Angabe, für welche Autoren das jeweilige Wort wichtig ist. Man kann sich also dort die "Ovid-Wörter" raussuchen, wenn man sich darauf konzentrieren will.

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