Ich habe mich auch viel mit ähnlichen Fragen beschäftigt. Aber nicht um des Glaubens willen. Ich wollte verstehen, was Menschen dazu treibt, zu glauben. Ich kann mir auch aus physikalischer Sicht vorstellen, daß es eine "höhere Macht" geben kann. Die hat natürlich nichts mit den Gottesgestalten zu tun, die von den Menschen angebetet werden. Das ist nur so ein Gedanke von mir. Das Chaos des Universums ist zu perfekt und zu schön, um zufällig zu sein. Aber das ist was anderes. Das hat mit Religion im üblich verstandenen Sinn nichts zu tun.
Ich finde es nicht erstrebenswert, nach einer bestimmten Religion leben zu wollen, nur damit ich nicht über die Konsequenzen meines Tuns Nachdenken und Rechenschaft ablegen muß. Oder damit ich einen Fahrplan für mein Leben habe, wie es richtig zu laufen hat. In meinen Augen sind diese Menschen bequem und ertragen es nicht, daß wir womöglich einfach nur da sind und irgendwann wieder verschwinden, ohne daß wir Menschen eine besondere Bedeutung hätten. Was ist daran beängstigend? Wozu brauche ich einen Glauben? Was hilft mir das bei der Lösung meiner Probleme weiter? Gar nicht. Entweder ich lebe mein Leben selbständig oder ich passe mich dem ewigen langweiligen menschlichen Einheitsbrei an. Ohne Reflexion des eigenen Handelns, ohne Reflexion der eigenen Persönlichkeit.
Religionen verlangen von den Menschen in der Regel Eigenschaften, die kaum einer komplett verwirklichen kann. Diese zB christlichen Lebensweisheiten sind auch nicht dazu da, daß sich Menschen eben moralischer benehmen oder so, nein, sie sind allein von Menschen (insbes. dem Klerus) dazu erkoren, daß man sich sündiger fühle! Fühle ich mich sündig, fühle ich mich schlecht. Gehe ich beten, bitte um Vergebung.
Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: man bittet um Vergebung (bei wem auch immer), weil man sich typisch menschlich verhält. Was ist das denn?
Manche treiben es so weit, daß absolut natürliche Sexualität als Sünde empfunden wird. Was bitteschön ist denn schlimm daran, wenn sich zwei menschliche Wesen lieben und sich einander auf die schönste Weise gut tun?
Derlei Beispiele gibt es in Massen. Ich persönlich kann keine Religion gutheißen, die den Menschen das Menschsein verbietet oder einschränkt. Witzig finde ich da die Katholiker: Bin ich Katholik, geh ich eben beichten, dann ist alles wieder gut. Das nenn ich mal konsequent Christ sein. Sorry, wer nicht merkt, wie albern und widersprüchlich das ist...
Lieber Fragensteller, wir kommen alle mal in eine Sinnkrise, suchen alle mal Halt. Aber ein Glaube an Irgendwas im Irgendwo hilft da nicht weiter. Außer viellicht der Glaube an Dich selbst. Gestalte Deine Lebenszeit nach Deinem Geschmack und fülle Dein Leben aus, sodaß Du im Alter mal sagen kannst, Du hast nichts verpaßt und viel erlebt. Es kann nämlich durchaus sein, daß mit dem Tod einfach alles endet. Dann werden sich die asketischen Religiösen im Augenblick des Erkennens ziemlich ärgern, daß sie ihr kurzes Leben nicht der Schönheit desselben, sondern einem mehr als fragwürdigen Glauben gewidmet haben.
;-)