Hallo andisazi!
Wow, also man merkt bei deiner Frage und bei den Diskussionen hier, wie viele Gedanken du dir über das Thema gemacht hast.
Leider fehlt in der gesamten Diskussion hier ein wenig der physikalische Hintergrund.
Vielleicht kann ich den ein wenig nachreichen. Ehrlich gesagt, weiß ich allerdings nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Also, erst einmal großen Respekt an alle, die sich hier so fleißig Gedanken machen!
Nur - leider hat das alles nicht wirklich etwas mit einer physikalischen Diskussion zu tun.
Vieles hier ist seht philosophisch und schön durchdacht, aber es werden physikalische Begrifflichkeiten hinzugezogen, die dabei nichts zu suchen haben.
Bei allen Beiträgen hier herrscht ein (gut nachzuvollziehendes, aber leider auch sehr fatales) Unverständnis davon, was die Physik heute unter Antimaterie und dem Higgs-Mechanismus versteht.
Ich versuche mal irgendwo anzusetzen: Als erstes, die Antimaterie ist sehr wohl stinknormale Materie, nichts mit unendlich verdichtet oder anderweitig mystisches. Es handelt sich einfach um eine Form der Beschreibung unserer Natur, die sich automatisch ergibt, wenn man die spezielle Relativitätstheorie auf die Quantenmechanik loslässt. Es ergeben sich einfach neue Terme, die teilweise andere Vorzeichen in den Quantenzahlen haben (daher wohl die seltsame Idee, irgendetwas negativ zu machen?).
Dirac selbst hatte damals meines Wissens nach vorgeschlagen, dies als Bewegung rücwärts in der Zeit zu interpretieren. Aber auch das muss man im physikalischen Kontext sehen! Da geht es nicht darum, dass für Antimaterie die Zeit rückwärts läuft. Vielmehr kann man die Berechnungen in der Quantenfeldtheorie für Antiteilchen einfach machen, wenn man die Zeit "umkehrt", dass ist aber eine mathematische Spielerei mit adjungierten Operatoren und hat in der Form keine physikalische Realisierung. Es ist eine Anschauung!
Die übrigens auch nur funktioniert, wenn Materie und Antimaterie tatsächlich symmetrisch in ihren Quantenzahlen sind.
Genau das ist aber nicht immer der Fall! In der schwachen Wechselwirkung gibt es sogenannte CP-verletzende Terme, was nichts anderes bedeutet dass obige Anschauung eben nicht immer funktioniert. Zugegeben, das allein reicht nicht aus, um die leichte Differenz zwischen Materie und Antimatiere im frühen Universum zu erklären.
Womit wir zu Punkt zwei kommen: Das Higgs-Feld hat damit nun gar nichts zu tun!
Ich denke hier liegt der große Trugschluss vor, den Higgs-Mechanismus mit Gravitation zu verbinden. Das hat beides erst einmal nichts miteinander zu tun!
Zudem versuchst du Dinge zu erklären, die irgendwo außerhalb des Standardmodells liegen, also Baryogenese mit Überschuss an Materie, die Dunkle Materie in Galaxien habe ich da zum Beispiel bei dir herausgehört.
Da das Higgs nun aber mal zum Standardmodell dazugehört, es aber auch nicht erweitert, kannst du damit nun prinzipiell keine Sachen erklären, die mit dem Modell nicht zu machen sind. Das ist jetzt ein simples Totschlagargument. Die Physik dahinter musst du dir wohl noch etwas genauer anschauen. Worte führen dabei zwangsläufig irgendwann zu Missverständnissen wie diesen, denen du gerade aufgesessen bist.
Ich habe jetzt nicht alle Missinterpretationen aufgelistet, die ich auf der Seite hier gelesen habe, aber vielleicht konnte ich ein paar grundsätzliche Sachen korrigieren.
Bitte, die Physik hat keinen Allwissenheitsanspruch, aber wenn wir schon mit physikalischen Begriffen umgehen, dann soll das auch im richtigen Kontext gemacht werden!
Dennoch:
So eine schöne Diskussionsrunde gibt es hier nicht oft.
:)