Wie man aus dem Bedeutungsfeld von Körperstellungen/Bewegungen im Raum das Rätsel der Existenz ganz einfach lösen kann:

STEHEN / STELLEN – LIEGEN / LEGEN – SITZEN / SETZEN – SPRINGEN

Das Nichts war darauf bedacht, ewig zu be-stehen. Da stellte sich ihm das Sein vor. Und es sagte zu ihm: „Grüß Gott ! Wenn du be-stehen willst, dann bist du. Also existierst du. Also bist du ich“). So er-lag das Nichts den logischen Eskapaden des Seins, ent-setzte sich und zerfloss in jenes, das auf diese Weise ent-stand.

Dem Sein aber wurde langweilig in seinen Milliarden Ewigkeiten dahinfließenden Sitzungen mit Gott und all den Natur-Gesetzen, die dieser erließ. Und so erfand es das Känguru. Dieses nun hub an zum ersten Sprung (dem so genannten Ur-Sprung) mit einem großen Knall (auch Ur-Knall genannt). Der Rest ist Naturgeschichte und nachzulesen in kosmo(un-)logischen Lehr- und Laienbüchern.

Drüben am Walde kängt ein Gurú. Warte, nur balde kängúrst auch du!

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Warum die Beantwortung, was der Zeitgeist des 20.Jh. war, so viel einfacher wäre, will mir nicht einleuchten. Dort gab's den Zeitgeist des fin de siecle (1890-1914), den Zeitgeist des !. Weltkriegs, die Oktoberrevolution und den Bolschewismus, die Zwischenkriegszeit, den Nationalsozialismus, den Holocaust, den 2. Weltkrieg, den Widerstand, den Zusammenbruch, den Wiederaufbau samt Marshallplan, das Wirtschaftswunder, die 68er-Bewegung, die Eroberung des Mondes, den RAF-Terror, die Erfindung des PCs, Thatcher und Reagan, Gorbatschew samt Peristrojaka und Glasnost, den Zusammenbruch des Ostblocks, die Etablierung des Internets, die Erweiterung und Konsolidierung der EU, den Zerfall Jugoslawiens samt aller Balkan-Gräueltaten usw. Wo siehst du da Gemeinsamkeiten???

Und im 21. Jh. haben wir doch auch schon mindestens 2 gegenläufige Entwicklungen allein schon in den amerikanischen Administrationen George W. Bush und Barack Obama. Wir haben den 11. September und wir haben die Exekution von Osama bin Ladn. Wir haben google, facebook und Bankenpleiten, China- und Indienaufstieg, Griechenlandabstieg, Lena Meyer-Landrut und Lady Gaga. Mir fallen da wenig Gemeinsamkeiten ein. Wenn du aber schon eine Zeitgeist-Tendenz von mir hören willst, dann wäre es die: Wir leben in einer Zeit, in der das Private veröffentlicht wird (z.B. facebook, blogs, talk shows) und das Öffentliche dem Privaten zur Verfügung steht (z.B. wikileaks).

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Lieber alfred13. Meine Kritik an deiner Fragestellung habe ich bereits in meinem Kommentar zu der für dich angeblich hilfreichsten Antwort von aptem formuliert (die Sache mit dem Realismus). Kant ist kein Sozialwissenschaftler, Meinungsforscher, Journalist oder Pfaffe, sondern ein streng in wissenschaftlichen Kategorien denkender Philosoph. Ihn bewegt daher in Moralangelegenheiten nie die Frage: Welche Moralvorstellungen haben die Leute? Welche sollten sie meiner Meinung nach haben? u.ä. Ihn treibt ein ganz anderes intellektuelles Verlangen. Und das will ich kurz skizzieren, weil ich in der gutefrage-Plattform ähnliche Fragestellungen und z.T. sehr an Kant vorbeigehende Antworten gelesen habe.

Ausgehend von seiner in der Kritik der reinen Vernunft dargelegten Erkenntnistheorie stellt Kant die Frage, inwieweit die dort entwickelten Gedanken zur strengen Gesetzmäßigkeit und Allgemeinheit der Erkenntnis der Erscheinungen durch das Individuum übertragbar sind auf die Sphäre des praktischen Handelns. Für diese Sphäre ist - anders als bei der reinen Vernunft - nicht die Natur das grundgelegte Objekt, sondern der freie WILLE. Und schon handelt sich Kant das Grundproblem jeder Moralphilosophie ein: FREIHEIT versus GESETZ. Ist nämlich der Wille frei - und das muss er nach Kant ja sein, soll eine Handlung nach moralischen Kriterien überhaupt bewertbar sein, dann gerät diese Freiheit stets in die Gefahr der reinen Will-kür, ist also frei von jeder Verallgemeinerbarkeit, quasi chaotisch. Handle ich hingegen ausschließlich so, wie die Gesetze oder eine gängige Moral es mir vorschreiben oder gar unter Zwang, dann handle ich nicht frei aus meiner Persönlichkeit heraus und insofern nicht gut.

Wie löst man also diese Antinomie (= Widerspruch) zwischen Freiheit und Gesetz? Kants Antwort: Indem der freie Wille selbst die Naturgesetzlichkeit seiner Handlungen will! Und so entstehen alle Varianten, in denen Kant den kategorischen Imperativ ausdrückt, etwa Handle so, dass die Maxime deines Tuns ein allgemeines Gesetz sein könnte. Kategorisch nennt Kant diesen Anspruch an die praktische Vernunft, weil sie sich in ihrem Wollen nicht abhängig machen darf von empirischen Gegebenheiten wie etwa Neigung, Lust, Laune, Mitgefühl, Materialismus, kulturellen Gegebenheiten, ja nicht einmal von nicht gewünschten Folgen ihres Tuns. Die Vernunft soll ausschließlich geltend machen, ob sie den Inhalt jeder Handlung so beurteilt, dass diese Allgemeingültigkeit (=Gesetzescharakter) haben könnte. Diese Stellung der praktischen Vernunft zum Tun nennt Kant Pflicht. Aus Pflicht und nicht aus Neigung handeln, ist daher eine der anderen Formulierungen des kategorischen Imperativs. Imperativ nennt Kant diesen Anspruch, weil er die Handlungsverpflichtung in die Freiheit der individuellen Ausgestaltung gelegt wissen will. Einfacher ausgedrückt: Das Modalverb wollen (= Freiheit) und das Modalverb müssen (= Gesetz, Pflicht) ergeben zusammengenommen den Imperativ des Modalverbs sollen.

Moderne Ethiken haben die Kantsche Fragestellung übernommen und meist - anders als er - sich auf eine Seite der von ihm entwickelten Polarität des moralischen Handelns begeben. Und so kennen wir etwa die Gewissensethik: Du bist ausschließlich der freien Beurteilung von Handlungen durch deinen vernünftigen Willen unterworfen; und die Verantwortungsethik: Du bist ausschließlich der Wirkung deiner Handlungen auf die Allgemeinheit gegenüber verantwortlich. Beide Varianten verfehlen den Spannungsbogen, in dem Kant die Moralität angesiedelt sieht.

Moralphilosophie in dem von Kant gemeinten Sinn muss geradezu weltfremd sein, weil sie sich ja weder als Analyse bestehender noch als Handlungsanleitung künftiger Moralvorstellungen versteht. Vielmehr ist sie als das unter dem Dach der Vernunft angesiedelte Entwickeln und Darstellen des Prinzips von Moralität überhaupt. Das geht soweit, dass Kant sogar "über ein vermeintliches Recht, aus Nächstenliebe zu lügen" (s. http://www.muenster.org/august/philosophie/pl_texte/kantlueg.htm) sich ausgelassen hat.

Ich persönlich halte es in Fragen der Moralphilosophie mit Hegel. Präziser als Kant (und eben darum auch weltfremder) kann man die Ethik-Antinomie nicht darstellen. Und darum sollte man schlicht darauf verzichten. Drum hat der enzyklopädische Geist Hegel keine Ethik geschrieben, sondern alle Moral betreffenden Gedanken unter den Themen der Sittlichkeit, Familie sowie des Rechts abgehandelt.

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Erkenntnistheorie ist eine klassische Disziplin der Philosophie und befasst sich, wie im Namen ja ausgedrückt, mit der Frage, was Erkenntnis ist bzw. ob und wie Erkenntnis (grundsätzlich) möglich ist. Von der Antike bis in die gegenwärtige Philosophie gibt es da die unterschiedlichsten Strömungen und entsprechend verschiedene Antworten. Wenn man das radikal zusammenkürzt und vereinfacht, bleiben Erkenntnis-Realisten und Erkenntnis-Skeptiker über. Die ersteren sind meist Objektivisten, die letzteren tendieren zum Subjektivismus. Und eine radikale Variante dieses Subjektivismus ist der Konstruktivismus. Seine Hauptthese besagt, dass wir die Welt nicht anschauend, beobachtend erkennen, sondern dass wir sie mit unserem eigenen Anschauungsapparat erst schaffen, "konstruieren". Nach dieser Auffassung gibt es gar keine Wirklichkeit in einem strikt objektiven Sinn, sondern nur die Abermillionen subjektiven Wirklichkeiten der Individuen, die die Welt mit ihren Augen nicht nur beglotzen, sondern beobachtend „schaffen“. Gründungsvater des Konstruktivismus war der Austroamerikaner Ernst von Glasersfeld, der in dem Bemühen, Erkenntnis in einem objektiven Sinn erst gar nicht gelten zu lassen, daher in seinem Hauptwerk von "Konstruktivismus statt Erkenntnistheorie" sprach. soweit die philosophische Seite deiner Frage in Kurzform. (Du wirst aus meiner Beschreibung erkennen können, dass ich vom (philosophischen) Konstruktivismus rein gar nichts halte.)

Wenn wir uns nun der LERNTHEORIE zuwenden, sieht das Verhältnis von Erkenntnistheorie versus Konstruktivismus etwas anders aus. Hier geht es, soweit ich das selber verstehe, um den pädagogischen Zugang zu Wissen. Und da wäre ein auf der klassischen Erkenntnistheorie beruhender Unterricht aus heutiger Sicht relativ altmodisch und unangebracht. Das Konzept wäre, die Kinder mit vorliegendem Wissen über die Welt vertraut zu machen und sie anschließend darüber zu prüfen. Konstruktivistische Pädagogik hieße dann: Die Kinder sollen durch Spiel, Übungen, Projektarbeit usw. sich selbstständig bzw. im Team Wissen über die Welt erarbeiten und in ihre Persönlichkeit integrieren. In diesem Fall hat Konstruktivismus aus meiner Sicht durchaus etwas Sympathisches.

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Deine Frage ist ja in Wirklichkeit von niemandem zu beantworten als von dir selbst. "Das Leben" hat kein Ziel. Aber wir Menschen haben Wünsche, Sehnsüchte, Absichten, Pläne, Ziele. Du musst schon auf dich selbst hören, um das in dir zu finden, was dir wichtig ist im und für dein Leben. Wenn dir aber für deine Zielfindung etwas hilfreich sein kann, dann ist es vielleicht folgendes kleine Gedicht von Erich Fried.

WAS ES IST

Es ist Unsinn / sagt die Vernunft / Es ist was es ist / sagt die Liebe

Es ist Unglück / sagt die Berechnung / Es ist nichts als Schmerz / sagt die Angst / Es ist aussichtslos / sagt die Einsicht / Es ist was es ist / sagt die Liebe

Es ist lächerlich / sagt der Stolz / Es ist leichtsinnig / sagt die Vorsicht / Es ist unmöglich sagt die Erfahrung / Es ist was es ist / sagt die Liebe

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Meine Antwort kommt natürlich (zu) spät. Sei's drum Dein Zitat ist inkorrekt. Wie dir schon jemand anderer schrieb, geht es um die TRADITION, nicht um "konservativ". Überliefert ist der Spruch von Gustav Mahler, auch wenn der sicher nicht von ihm stammt. Und in seiner polemisch gemeinten Fassung heißt der Satz:: " 'Tradition' heißt Weitergabe des Feuers, nicht Anbetung der Asche !"

Ich finde, der Satz versteht sich von selbst und wendet sich gerade gegen allzu konservative Menschen, die die Tradition um ihrer selbst willen verherrlichen. Mahler hält dagegen, dass gegen Tradition nichts einzuwenden ist, im Gegenteil, wenn sie dazu dient, dass Menschen aus ihr geschichtsbewusst lernen und die Zukunft im Geiste früherer Avantgardisten vorwärts gestalten. Ein wenig in diese Richtung, wenn auch nicht ganz so pointiert, geht Goethes Faustzitat. „Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

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Leider sind deine Angaben viel zu allgemein. Ich glaube, es gibt unzählige Stellen in Platons Werk, wo Sokrates in ähnlichen Fragestellungen mit ähnlichem Vokabular seine Gesprächspartner beglückt bzw. nervt. In der Politeia, in verschiedenen Dialogen mit den Sophisten (vor allem Gorgias, aber auch Protagoras), ja selbst in der Apologie kommen vergleichbare Stellen vor. Vielleicht kannst du dein Erinnerungsvermögen noch etwas anstrengen und etwas Pointierteres für das Aufsuchen einer Zitatenquelle finden.

Was Ciceros Tusculanae disputationes betrifft, hilft dir vielleicht folgender Link weiter: http://volutabrum.de/werk/13-Tusculanae_disputationes.html. Versprechen kann ich's allerdings nicht.

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Lieber basketfan96,

du gibst dir gerade mit der Darstellung dessen, was du an dem Satz nicht verstehst, selbst die richtige Antwort: Der Satz ist schweißtreibend dumm, wissenschaftstheoretisch unhaltbar und eben in sich absolut widersprüchlich (in philosophischer Terminologie: inkohärent). Wenn wir davon ausgehen, nichts zu wissen, müssten wir einen Begriff vom Wissen haben, an dem wir scheitern. Wenn wir aber einen Wissensbegriff hätten, hätte der sich nur aus Wissen entwickeln können und nicht aus Nichtwissen. Anders gesagt: Wüssten wir NICHTS, dann wüssten wir auch dieses Faktum nicht.

Der ganze Spruch geht auf Sokrates zurück. In der Beantwortung einer Frage von yukikuran96 über Sophies Welt habe ich darauf schon Bezug genommen. Daraus zitiere ich die kurze Geschichte von Bert Brecht zu diesem Thema:

„Nach der Lektüre eines Buches über die Geschichte der Philosophie äußerte sich Herr K. abfällig über die Versuche der Philosophen, die Dinge als grundsätzlich unerkennbar hinzustellen. ’Als die Sophisten vieles zu wissen behaupteten, ohne etwas studiert zu haben’, sagte er, ’trat der Sophist Sokrates hervor mit der arroganten Behauptung, er wisse, dass er nichts wisse. Man hätte erwartet, dass er seinem Satz anfügen würde: denn auch ich habe nichts studiert. (Um etwas zu wissen, müssen wir studieren.) Aber er scheint nicht weitergesprochen zu haben, und vielleicht hätte auch der unermessliche Beifall, der nach seinem ersten Satz losbrach, und der zweitausend Jahre dauerte, jeden weiteren Satz verschluckt.’“ Soviel zur grundlosen Skepsis, die heute leider sehr zeitgeistig ist.

PS an Paula vom gutefrage net-Support. Welchen Einwand habt ihr denn gegen Fragen dieser Art? Das ist doch eine gute Frage, die sogar in einem mäeutischen Sinn die richtige Antwort ansatzweise enthält. Warum sollen wir einander nicht auch im intellektuellen Sinn beistehen, wenn wir interessante Probleme diskutieren wollen? Seid doch ein bisschen toleranter und droht nicht gleich mit Löschungen!

Herzlichst Euer chrischris0815

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Da gibt's keine eindeutige Antwort. Es hängt zunächst von deiner Stellung zur Welt ab, von deinen Vorlieben, wohl auch von deinen Vor-Urteilen; davon jedenfalls, ob du dich eher als poetisch-synthetisch denkenden oder als intellektuell-analytischen Geist empfindest. Wichtig erscheint mir so oder so nur zweierlei:

1) Fang in jedem Fall mit Primär-Literatur an, da hast du von den Vorsokratikern über die Scholastiker, Renaissance-Denker, deutsche Idealisten bis hin zu Husserl, Charles Sanders Peirce oder Wittgenstein eine riesige Auswahl. Sei dabei mutig, lass dich nicht erschrecken, überfordre dich zunächst ruhig. Selbst Marx sprach davon, dass er als junger Student über "die raue Felsenmelodie" der Hegel'schen Sprache entsetzt war. Wichtig ist, dass du die Themen und Gedankengänge verstehen lernst und dabei ohne Scheu und allzu großen Respekt ans Werk gehst. Sekundärliteratur, vor allem so genannte "Einführungen" halte ich deshalb zu Beginn für nicht empfehlenswert, weil sie dir bereits Interpretationen von Originaltexten und Original-Gedanken liefern. Diese Interpretationen sollten aber dein Werk, deine Gedankenarbeit sein. Die Lektüre der Sekundärliteratur kann dann immer noch kommen.

2) Alles Lesen nützt nichts, wenn du die geistigen Inhalte der Bücher nicht nachvollziehst und gegebenenfalls auch kritisierst. Und die größte Hilfe beim Nachvollzug sind: das Gespräch, der Dialog, auch der Streitdiskurs mit engagierten und interessierten Menschen, - am besten zunächst deines Alters (so verhinderst du zumindest ein wenig das Autoritätsproblem). Je mehr du dich an das freie Denken und das argumentative Gespräch gewöhnst, desto leichter wird dir später die weitere Lektüre fallen.

Mit der Philosophie-Lektüre verhält es sich ein wenig wie mit dem Surfen im Internet. Du kommst rasch von einem Thema zum anderen, von einer Disziplin zur anderen, von einem Autor zum anderen. Dieses Kunterbunt sollte dich nicht schrecken. Es gehört einfach zum Philosophieren dazu. Die notwendig auftretende Verwirrung macht mit der Zeit einer systematischen Kenntnis Platz, ohne dass du allzu schulmeisterlich der Philosophie begegnest.

Wenn dir bisweilen die Lektüre und das Denken allzu schwer fallen, dann denk an das Hegel'sche Bild: Um zur Oase der Erkenntnis zu gelangen, muss man zuerst durch die Abstraktionswüste des Verstandes. Viel Glück!

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"We wish you health and happiness. Our thoughts and prayers are with you."

"Viel" bleibt unübersetzt, weil weder Gesundheit noch Glück im Englischen mengenfähig sind. "Glück" in diesem Zusammenhang ist immer "hapiness" und NIE "luck", denn luck ist sowas wie Lottoglück oder "Schwein gehabt".

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Jostein Gaarders Überschrift ist eine Paraphrase auf das berühmte Sokrates-Zitat. In der "Apologie" (= Verteidigungsrede des Sokrates vor Gericht) lässt Platon Sokrates folgendes erzählen: Als das Orakel von Delphi befragt wurde, wer der Weiseste unter den Lebenden sei, antwortete es: "Weise ist Sophokles, weiser Euripides, der weiseste aber unter den Menschen ist Sokrates". Und Sokrates denkt laut und sagt dem Sinn nach: "Wie konnte das Orakel so etwas behaupten, wo ich doch nichts weiß? - Aber dann dachte ich, vielleicht lautete sein Urteil deswegen so, weil ich weiß, DASS ich nichts weiß." - Gaarder ist im übrigen nicht immer eine solide Quelle, wenn es um Einführung ins philosophische Denken geht. Die Umformulieren in "...die weiß, WAS sie nicht weiß" hat mit der sokratischen Skepsis gar nichts zu tun, sondern ist der solide Ausgangspunkt allen Forschens, nämlich dort mit dem Denken und suchen weiter zu machen, wo die bisherige Wissensgrenze erreicht ist.

Zu Sokrates allerdings möchte ich noch B. Brecht zitieren, der eine meiner Meinung nach wunderbare Kritik in den "Geschichten vom Herrn Keuner" formuliert hat: „Nach der Lektüre eines Buches über die Geschichte der Philoso­phie äußerte sich Herr K. abfällig über die Versuche der Philoso­phen, die Dinge als grundsätzlich un­erkennbar hinzustellen. ’Als die Sophisten vieles zu wissen behaupteten, ohne etwas studiert zu haben’, sagte er, ’trat der Sophist Sokrates hervor mit der ar­roganten Be­hauptung, er wisse, dass er nichts wisse. Man hätte erwartet, dass er seinem Satz anfü­gen würde: denn auch ich habe nichts studiert. (Um etwas zu wissen, müssen wir studie­ren.) Aber er scheint nicht weitergesprochen zu haben, und vielleicht hätte auch der un­ermessliche Beifall, der nach seinem ersten Satz los­brach, und der zweitausend Jahre dauerte, jeden weiteren Satz verschluckt.’“

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Was soll ich als Österreicher (Wiener) zu dieser Frage sagen? Zunächst glaube ich nicht, dass die Unterstellung in deiner Frage zutreffend ist. Ich kenne in meinem Freundes- und Bekanntenkreis viele Deutsche mit Humor, auch selbstironischem. In der Literatur gibt’s Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Frank Wedekind, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner u.v.a.m. sowie Kabarettisten und Schauspieler wie Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Loriot, Anke Enelke, Nora Tschirner usw. Die Zahl ist Legion.

Was stimmen dürfte, ist die Ernsthaftigkeit der Deutschen. Man sollte sie nur nicht mit Humorlosigkeit verwechseln. Vielleicht liegt der Ernst schon in der deutschen Sprache begründet. Sie neigt allein durch die ungeheure Extension von Bedeutungen desselben Worts zum Philosophieren. Der den Deutschen nicht unbedingt wohl gesonnene Jean Paul Sartre hat einmal in einem Interview gemeint, er beneide die Deutschen um ihre Sprache, in der man so gut wie in keiner anderen philosophieren könne. Als Beispiel führe ich Hegels Philosophie an. Nur aus dem schlichten Wörtchen „aufheben“ hat er seine berühmte Dreischritt-Dialektik von aufheben = aufbewahren (Thesis), aufheben = außer Kraft setzen (Antithesis) und aufheben = auf eine höhere Stufe heben (Synthesis) entwickelt und damit den Beweis erbracht, wie sich ein Begriff in seine Momente „verflüssigen“ lässt. Man könnte sagen, er hat viel Aufhebens um dieses Wort gemacht.

Worin wir Österreicher uns vom deutschen Humor unterscheiden mögen, liegt vielleicht in der stärkeren Tendenz zum Sarkasmus und zur hintergründigen Bösartigkeit sowie zum Wortwitz à la Nestroy. Speziell ist da noch der Wiener „Schmäh“, ein wirklich unübersetzbares Wort. Es bedeutet einen kommunikativen Umgang mit anderen Menschen, der eine innige Mischung aus charmantem Necken, berechnender Bosheit, egomanischer Selbstgerechtigkeit, wehleidiger Todesverliebtheit und etlichen weiteren Ingredienzien darstellt.

Solltest du aber mit deiner Unterstellung recht haben, dann solltest du das Fragen an diesem Punkt beenden und zur Tat schreiten: humorvoll, selbstironisch auftreten und so ein Beispiel geben für andere.

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Aus deiner Frage geht nicht hervor, ob du einen Tipp brauchst oder nur (zu Recht) sehr stolz auf dein Werk bist. Ansonsten war es noch NIE Aufgabe des/der KünstlerIn, die eigene Arbeit zu interpretieren. Das ist Aufgabe des Betrachters. Deine Botschaft hast du ohnehin untergebracht. Ich finde das Bild sowohl formal als auch inhaltlich hervorragend.

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Dass der Satz vom Wunsch nach Staatszerstörung ein Rosa-Luxemburg-Zitat ist, dient doch nur als Legitimation - nach dem Motto "Das sag' ja nicht ich, das sagt ja die Rosa Luxemburg." Es wird weder dem geschichtlichen Zusammenhang gerecht, in dem die Luxemburg (polnisch: Rozalia Luksenburg) von einem BESTIMMTEN Staat gesprochen hat noch macht es einsichtig, was mit dem öffentlichen Zurschaustellen eines politischen Mottos eigentlich bewirkt werden soll. Darüber solltest du nachdenken.

Viele Denker und Staatslenker des Abendlands haben über ihr Verhältnis zum Staat räsoniert. Und etliche von ihnen haben auch auf den Gewaltcharakter staatlicher Institutionen hingewiesen und auf die möglichen Alternativen eines gesellschaftlichen gewaltfreien Umgangs der Menschen miteinander (etwa in Marx' Bild von den "Frei assoziierten Produzenten"). Es ist m.E. nach nicht volksverhetzend solchen Gedanken nachzugehen und zu überlegen, was die GRÜNDE für die Existenz staatlicher Gewalt sind (etwa das Privateigentum, die Existenz des Geldes, die kapitalistische Wirtschaftslogik, der internationale Kreditapparat, die Spätfolgen des Imperialismus oder schlicht die Trennung der Menschen in Arm und Reich usw.). In der Analyse dieser Gründe könnte man Alternativkonzepte entwickeln und dann entsprechend umzusetzen versuchen.

Das demonstrativ zur Schau gestellte Ceterum censeo von der Staatszerstörung hingegen dient ausschließlich der argumentlosen Provokation und wird daher sicher staatlicherseits in der immanenten Polizeilogik zu Recht als volksverhetzend betrachtet werden.

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Ich antworte ja sicher viel, viel zu spät für dich. Das hat damit zu tun, dass ich erst seit wenigen Tagen Mitglied der Gutefrage-Plattform bin. Aber da deine Frage vielleicht auch andere interessiert, teile ich dir folgende Literaturvorschläge mit: Von Shlomo Avineri gibt es Hegel’s theory of the modern state, in der deutschen Übersetzung bei Suhrkamp Hegels Theorie des modernen Staates. Die Arbeit ist m.E. gut lesbar, ohne dass sie Hegels schwieriges Denken zu sehr simplifiziert. Von Dieter Wolf gibt es Hegels Theorie der bürgerlichen Gesellschaft - Eine materialistische Kritik (s. seine website http://www.dieterwolf.net/index.html). Ein interessanter Weblink ist auch Interaktive schematische Darstellung der Rechtsphilosophie Hegels. Von Charles Taylor gibt’s im Suhrkamp-Verlag Hegel. Von Herbert Schnädelbach gibt’s u.a. Hegel zur Einführung (Junius) und Hegels praktische Philosophie bei Suhrkamp. Walter Jaeschke hat das Hegel-Handbuch 2003 herausgegeben. Mehr für Fachleute ist der von Ludwig Siep herausgegebene Band aus der Reihe „Klassiker auslegen“, Bd. 9 G.W.F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts.

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Persönlich ist mir der Kontext des Zitats nicht bekannt. Doch könnte ich mir folgendes vorstellen, was typisch für Hegels Denken wäre. Die alte Kant’sche Differenzierung zwischen PFLICHT und NEIGUNG, wonach nur ein pflichtgemäßes Handeln wahre Moralität beweist, während der schnöde Materialismus der Leute moralisch irrelevant sei, wird von Hegel zurückgewiesen. Damit übt er eigentlich eine grundsätzliche Kritik and der moralphilosophischen Stellung zur Welt. Hegel ist in dieser Hinsicht bei weitem radikaler als der Ruf, der ihn begleitet. De facto ist er der absolute Zerstörer jeder Moralphilosophie. Es ist nicht verwunderlich, wieso ausgerechnet dieser so enzyklopädisch denkende Philosophie keine Ethik geschrieben hat, die Moralität hingegen staats- und rechtsphilosophisch abhandelt.

Was Hegel in diesem Zitat also meinen könnte, ist folgendes: Würden Menschen in ihrem Handeln ausschließlich dem Hedonismus (=Befriedigung des Triebes nach Glückseligkeit als höchster Zweck des Lebens) folgen, dies aber im gesellschaftlichen Kontext berechnend (= im Schielen auf gesellschaftliche Akzeptanz) tun, könnte man die Wirkungen, die dieses Handeln hervorbringt, nicht unterscheiden von jenen, die sich à la Kant in ihrem Tun vom kategorischen Imperativ (das Gesetz der Vernunft als Konstituens unseres Willens) bestimmen lassen. Und das deswegen, weil sich der Unterschied nur als innere Einstellung der Protagonisten erweist, wir aber nicht in die Herzen und Hirne der Handelnden schauen können. Darum sollten wir’s lassen.

Beispiel: Kant argumentiert, dass ein Kaufmann nur dann moralisch gut handelt, wenn sein reeller Umgang mit seinen Kunden (z.B. korrekte Herausgabe des Wechselgelds) nur von dem Wunsch diktiert sei so zu handeln, damit das Prinzip seiner Handlung verallgemeinerbar wäre. Hegel hält dagegen: Wenn es der Kaufmann deswegen tut, weil ein betrogener Kunde ihm früher oder später verloren ginge und er damit Umsatzeinbußen erlitte, so hätte das im gesellschaftlichen Zusammenhang dieselbe Wirkung.

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Jung- und Linkshegelianer

„Junghegelianer“ nennt man im Unterschied zu den „Althegelianern“ die 2. Generation der Hegelanhänger, die den Philosophen selbst nicht mehr erlebt haben. „Rechtshegelianer“ versus „Linkshegelianer“ hingegen meint eine unterschiedliche Auffassung der Hegel’schen Philosophie durch seine Anhängerschaft.

Das Hegel’sche Denken ist in seiner Dialektik äußerst spannungsgeladen konzipiert, seine Widersprüche sollen immer gleichzeitig zusammen gedacht werden. Das betrifft ebenso seine Analyse des Staats und Rechts wie der Religion, ganz zu schweigen von seiner Erkenntnistheorie und Ontologie. Um ein Bild zu wählen: Man kann sich Hegels Denken vorstellen wie das Magnetfeld zwischen den beiden Polen, wo es keinen Sinn hat, sich zum „Anhänger“ eines Pols zu machen. Wenn man das dennoch tut, bricht das Magnetfeld zusammen und es entstehen automatisch zwei einander entgegenstehende Richtungen.

Daher erscheint für die einen (= Rechtshegelianer) etwa seine Religionsphilosophie als der krönende Abschluss der Versöhnung zwischen christlicher Theologie (Dogmatismus der Offenbarung) und Philosophie (Rationalismus des wissenschaftlichen Systems). Für die anderen hingegen (Linkshegelianer) liegt im Hegel’schen Denken im Kern bereits eine grundsätzliche und zm Teil vernichtende Religions-Kritik oder zumindest ein Plädoyer für den Pantheismus vor. Ähnlich muss man sich Hegels Position zum Staat denken. Für die einen ist sein Etatismus Inbegriff des Feierns des preußischen Absolutismus, für die anderen der Prüfstein, an dem sich aufgeklärte Herrscher zu messen haben im Vorantreiben der Emanzipation ihrer Untertanen.

Da die jüngere Generation tatsächlich eher den revolutionären Konzeptionen des Hegelschen Denkens folgte als jene Anhänger, die Hegel noch persönlich erlebt hatten, erklärt sich die nicht ganz korrekte Gleichsetzung von Junghegelianern mit Linkshegelianern wie sie in Wikipedia vorgenommen wird. Die Bezeichnung Links- versus Rechtshegelianismus stammt von dem Linkshegelianer David F. Strauß.

Bekannte Rechtshegelianer: Hermann F.W. Hinrichs, Heinrich B. Oppenheim, Johann E. Erdmann, Karl Daub, Carl F. Göschel, Johannes Schulze, Georg A. Gabler …

Bekannte Linkshegelianer: Neben David F. Strauß sind das Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach, Max Stirner, Karl Marx, Friedrich Engels ...

Eine interessante Mittelstellung nimmt etwa der Althegelianer Eduard Gans ein.

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