Lieber poppedelfoppe (cooler Nick :D ),
ein dritter Weltkrieg wird voraussichtlich der unmenschlichste aller Kriege werden, aber ich verstehe deine Frage gut (oder glaube sie zumindest zu verstehen). Im Zeitalter der Filmaufnahmen aus großer Distanz wird die Wahrnehmung halt auch auf die Distanz gelenkt. Und wenn man sieht, wie irgendwo am Boden ein fernes Ziel (Gebäude, Panzer etc.) in die Luft fliegt, fehlt einem die Wahrnehmung 'von unten'. Es wirkt viel eher wie ein Videospiel, es ist anonym, zielorientiert und weckt kaum Gefühle außer einem Glücksgefühl über den Treffer.
Aber von unten betrachtet zerfetzen Bomben die Umgebung, Menschen werden zerfetzt, anderen fliegen Gliedmaßen um die Ohren, entsetzliche Schreie gellen in den Ohren, nirgendwo ist Sicherheit, Tod und Zerstörung beherrschen die ganze Welt um diese Menschen herum.
Wenn es dann noch um einen 'WELTkrieg' geht, ist davon auszugehen, dass er atomar geführt wird und diese Bomben richten noch viel größeren Schaden an, der zudem nicht irgendwann behoben werden kann, sondern ganze Regionen jahrzehnte- und sogar jahrhunderte lang verstrahlt.
Beim derzeitigen Stand des Ressourcenverbrauchs, der Masse der Erdbevölkerung und dem voranschreitetenden Klimawandels und der Erderwärmung sowie der zunehmenden Folgen dürfte sich jede Vernichtung von großen Gebieten zur Nahrungsbeschaffung wie auch der Wohngebiete mehr als fatal auswirken. Die Zahl derer, die verhungern und verdursten wird drastisch steigen - vor allem, wenn man bedenkt, dass es derzeit zwischen zwei unbeherrschten Kindsköpfen mit Cäsarensyndrom kriselt, die nach meiner Einschätzung BEIDE nicht über den nötigen Weitblick verfügen, um sich der wirklichen Konsequenzen auch nur ansatzweise bewusst zu sein - und wenn die zwei austicken und anfangen, wild mit atomarer Sprengkraft aufeinander einzudreschen (-schießen), ist es nicht unmöglich, dass die halbe Welt mit ihrem Schais verstrahlen.
Wie gesagt: Wenn man sich das von Weitem vorstellt, wirkt es halt eher wie ein Computerspiel, zu dem man keinen emotionalen Bezug hat und das einem auch keine Leiden verursachen. Aber auf dem Boden der Tatsachen fühlt es sich GANZ anders an, wenn das trinkbare Wasser und die Nahrung knapp wird und die Menschen nach und nach an den Folgen der Strahlenkrankheit 'verrecken' (entschuldige den Ausdruck, aber in einer zerstörten Welt, in der möglicherweise auch das Internet oder gar die ganze Stromversorgung zusammenbricht, finde ich ihn passender als 'sterben').
Und jaaa - das kann auch hier geschehen. Sich in Sicherheit zu wiegen kann ein ganz blöder Irrtum sein. Im WorstCase-Fall kann es sich so aufschaukeln, dass östliche Mächte auf alles ballern, was sie an westlichen Bedrohungen kriegen können und dann sind ihnen (möglicherweise) die hier stationierten Atomraketen des NATO-Pakts genau recht, um sie anzuvisieren. Für Kim Jong Un, dessen Arsenal zwar atomar bestückt ist, deren Reichweite aber (noch) nicht genügt, um die USA selbst zu erreichen, kommen im Fall die für ihn erreichbaren Ziele gerade recht.
Wichtig: Ich rede nicht von Wahrscheinlichkeiten oder sogar 'Wahrheiten', sondern nur von Möglichkeiten. Aber von Möglichkeiten, die im ungünstigen Fall durchaus zutreffen können. Es ist eine nicht von der Hand zu weisende MÖGLICHkeit, dass wir uns dann auch selbst mitten in einem Kriegsgebiet wiederfinden. Vielleicht sogar in einem hoffnungslos verstrahlten Kriegsgebiet. Und all das ist ganz sicher nicht menschlicher, auch wenn die Beobachtung von Kriegen in der Ferne aus der Distanz einen glauben macht, dass das Leid weniger wird, wenn man weit weg in Sicherheit ist und das Entsetzen der Opfer nicht sieht, weil man nur abstrakte Bilder von unpersönlichem Zielschießen kennt.
Mitgefühl und Einfühlungsvermögen sind etwas sehr menschliches und deswegen halte ich es für nicht ausreichend, nur ÜBER einen Krieg nachzudenken - die Welt ist kein Computerspiel, das uns nicht berührt. Und ich persönlich habe mir schon vor Jahren angewöhnt, mich in die Opfer hineinzuversetzen und mir vorzustellen, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich eines der Opfer wäre und wenn die Meinen ermordet, zum Krüppel geschossen, verbrannt, vom Krebs zerfressen oder einfach 'nur' vor meinen Augen verhungern würden. Das bringt mich dann ziemlich schnell auf den Boden der Realität zurück.
Und nein, ich habe in keinster Weise vor, Angst zu schüren, das finde ich eher kontraproduktiv. Aber sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen ist genauso blöd. Wir stehen als Menschheit vor Herausforderungen, die wir einfach ändern MÜSSEN, weil früher oder später wirds krachen, wenn wir so weitermachen wie bisher. Es nutzt NICHTS, nur die bestehenden Zustände zu beklagen, wir brauchen Lösungen, die andere Voraussetzungen schaffen. Und wir brauchen die Bereitschaft, unsere althergebrachten Denkstrukturen zu hinterfragen und vor allem brauchen wir den Arsch in der Hose, unser 'ich kanns eh nicht ändern', 'da kann man eh nix machen', 'das liegt nicht in meiner Macht'-Nest zu verlassen.
Es geht NICHT darum, zu beklagen was falsch ist, sondern jetzt gehts echt langsam um die Frage "Wie kann ein friedvolles Zusammenleben der Menschheit miteinander und mit der Natur funktionieren?" DASS es nach unseren bisherigen Regeln NICHT funktioniert, das sollte einfach gerutscht sein.