Einerseits ist klar zu sagen, dass man sich mit allen psychoaktiven Substanzen, im Grunde sogar mit so ziemlich jedem Verhalten, schaden kann, wenn man sie im Übermaß nimmt bzw. es im Übermaß betreibt. Je nach individueller Verträglichkeit und je nach Lebensumständen können bedenkliche Mengen größer oder geringer sein.
Andererseits, was die Politik und die Denke bzgl. legalen und illegalen Drogen angeht, so sind weltweit im Laufe der Geschichte immer wieder mal verschiedene Menschen aus wirtschaftlichen, religiösen, rassistischen, gesundheitspolitischen und anderen Gründen zu der Übereinkunft gekommen, dass der Umgang mit gewissen psychoaktiven Substanzen eingeschränkt bzw. verboten sein oder bleiben sollte, während andere Stoffe munter weiter konsumiert werden durften bzw. dürfen. Selbst Kaffee wurde im Laufe der Geschichte mehrmals verboten, bzw. hatte man das zumindest mehrmals versucht.
Mit Alkohol hatte man das z.B. einmal in den USA versucht. Das war in gewissem Sinne ein Vorläufer für die darauf folgende weltweite Prohibition vieler aktuell weitestgehend illegaler Substanzen. Ein aktuelleres Beispiel für den Versuch, Alkohol der Gesellschaft vorzuenthalten, ist der Iran. Weder im historischen noch in aktuellen Fällen sonderlich erfolgreich und immer auch ein lukratives Einkommen für organisierte Kriminelle.
- Prohibition in den Vereinigten Staaten, https://de.wikipedia.org/wiki/Prohibition_in_den_Vereinigten_Staaten
- Alcohol in Iran, https://en.wikipedia.org/wiki/Alcohol_in_Iran
So oder so ähnlich erleben wir es mit den weitestgehend illegalisierten Drogen im Grunde überall in der Welt. Verbraucherschutz gibt es nicht und mafiöse Strukturen fahren die Profite ein und wachsen daran. Ein Missstand, dem man auch bei der UN bewusst ist. Vgl.: Der Hohe Kommisar der UN für Menschenrechte über den "War on Drugs", https://www.gutefrage.net/diskussion/der-hohe-kommisar-der-un-fuer-menschenrechte-ueber-den-war-on-drugs
Bzgl. der Historie der Drogenprohibiton möchte ich diese Artikel empfehlen:
- Von der Abstinenz zur Akzeptanz. Wegmarken der deutschen Drogenpolitik und Suchthilfe, https://www.bpb.de/apuz/rausch-und-drogen-2020/321820/wegmarken-der-deutschen-drogenpolitik-und-suchthilfe
- Drogenpolitik > Geschichte, https://de.wikipedia.org/wiki/Drogenpolitik#Geschichte
Dass uns der Alkohol erhalten geblieben ist, würde ich als "historische Willkür" bezeichnen. Manchmal wird angeführt, dass man Alkohol schlecht verbieten könne, weil er so leicht herzustellen ist. Ich denke mir aber, dass das für sehr viele verbotene Substanzen gilt, welche es trotz Verbot quasi überall zu kaufen gibt. Auch begegnet einem bisweilen das Kulturargument, wobei offenbar ignoriert wird, dass z.B. Cannabis bzw. Hanf schon seit Jahrhunderten wenn nicht sogar Jahrtausenden in unserer Gegend zumindest als Nutz- und Medizinalpflanze in Gebrauch war und z.B. psychoaktive Pilze schon lange vor uns hier waren. Manche meinen auch, dass man z.B. Cannabis, im Gegensatz zu Alkohol, nicht des Genusses wegen in geringen Mengen konsumieren könne. Dabei wird einerseits ignoriert, dass man auch psychoaktive Effekte an sich genießen kann und andererseits, dass es Cannabissorten gibt, die aufgrund ihrer inhaltsstofflichen Beschaffenheit wenig bis nicht rauschauslösend sind und tatsächlich allein des geschmacklichen Genusses wegen genutzt werden können. Auch Letztere waren bis vor kurzem gänzlich verboten.
Im Großen und Ganzen folgt es schlicht keiner besonderen Logik, was ein Mensch oder die Gesellschaft als solche (vgl. Zeitgeist) ablehnt und was er bzw. sie befürwortet. Das unterliegt vielen Einflussfaktoren und durchläuft einem ständigen Wandel. Das sieht man nicht nur, wenn es um Drogen geht.