Als erstes ist wichtig zu wissen, dass ein ICE/IC einen völlig anderen Anspruch an eine Strecke haben, als ein Regionalexpress/-bahn.
Anders als von mancher Antwort hier behauptet, wäre der Bahnhof Heilbronn absolut in der Lage, Fernverkehr aufzunehmen, er gehört bspw. auch zur Preisklasse 2 der DB, eine Klasse wo sich unteranderem auch Mannheim und Bremen befinden, zwei stark frequentierte Fernbahnhöfe.Tatsächlich hat er auch schon während der BUGA Fernverkehr abgewickelt und als Ausweichbahnhof während Sanierungen der SFS Mannheim-Stuttgart.
Damit Heilbronn an den Fernverkehr angeschlossen werden könnte, müsste es ersteinmal über Verbindungen zu anderen Fernverkehrsbahnhöfen haben. Diese hat Heilbronn tatsächlich in ausreichender Zahl, nämlich:
-Heidelberg/Mannheim: Über die Neckartalbahn und die Elsenztalbahn.
-Stuttgart: Über die Frankenbahn
-Würzburg: Über die Frankenbahn
-Karlsruhe: Über die Kraichgaubahn
Die Verbindungen sind da, also ist jetzt die Frage wie sinnvoll wären Verbindungen über diese. Eine Strecke sollte eine angemessene Geschwindigkeit haben, bzw. leicht auf diese auszubauen sein und über eine sinnvolle Linienführung für den FV verfügen.
Kraichgaubahn:
Die Kraichgaubahn ist ungefähr 60 km lang und verbindet Karlsruhe über Eppingen und Bretten mit Heilbronn.
Gründe die dafür sprechen über die Kraichgaubahn Heilbronn an den Fernverkehr anzuschließen:
1. Die Kraichgaubahn wäre vermutlich die einfachste Strecke für einen Ausbau für den Fernverkehr.
Gründe die dagegen sprechen über die Kraichgaubahn Heilbronn an den Fernverkehr anzuschließen:
1. Welche Fernverkehrszüge Karlsruhe anfahren:
Hierbei handelt es sich nämlich meistens um Züge welche über die Rhein(tal)bahn von Mannheim (oder seltener Heidelberg) nach Süden in Richtung Basel fahren. Für all diese Fernverkehrszüge würde es keinen Sinn machen nach Heilbronn zu fahren, da sie im Grunde in Karlsruhe auf die Kraichgaubahn fahren würden, nach Heilbronn dort wenden und wieder zurück nach Karlsruhe, um von dort dann nach Süden zu fahren. Auch für die vereinzelten Züge nach Stuttgart, welche momentan über Pforzheim fahren, würde dieser doch deutliche Umweg keinen Sinn machen.
2. Die Kraichgaubahn selber:
Die Kraichgaubahn wird nur von der Stadtbahn Karlsruhe/Heilbronn für die gemeinsame S4 und von der DB für einen RE zwischen Heilbronn und Karlsruhe genutzt. Dementsprechend ist sie auch ausgebaut. Teilweise eingleisig und mit einer maximalen Geschwindigkeit von 110 km/h ist sie eigentlich völlig ungeeignet.
3. Heilbronn ist ungeignet als Linienendpunkt:
Dieser Punkt gilt auch für die Neckartalbahn und Elsenztalbahn, weswegen ich ihn dort nicht noch einmal schreiben werde. Ein Fernverkehr über die Kraichgaubahn hätte entweder die Abstruse Führung wie bei 1. zur Folge, oder man müsste die Fernverkehrslinie in Heilbronn enden lassen. Heilbronn ist allerdings völlig ungeeignet um eine FV-Linie dort enden zu lassen. Es ist deutlich zu klein, um genügend Passagiere aufzubieten um eine Linie dort enden/starten zu lassen, die Infrastruktur dort ist dort überhaupt nicht drauf ausgelegt, und rein von seiner geographischen Lage liegt es völlig falsch. Damit dies Sinn machen würde, müsste man also sicher machen, dass Heilbronn noch über eine andere Strecke an einen anderen FV-Bahnhof verläuft. Dies wird dann bei den entsprechenden Bahnen disskutiert.
Neckartalbahn:
Die Neckartalbahn fängt im Heidelberger HBF an und führt über Neckargemünd, Eberbach und Mosbach nach Heilbronn.
Gründe für einen FV-Anschluss Heilbronns über die Neckartalbahn:
1. Die Linienführung mach durchaus Sinn:
Heidelberg wird ohnehin nur von IC und ICEs angefahren, welche auch in kleineren Städten hält, also ideal für Heilbronn. Nicht wenige dieser fahren über Mannheim nach Stuttgart. Sie fahrenvon Heidelberg zur Anschlussstelle Bruchsal, und dort auf die SFS Mannheim-Stuttgart. Wenn man eine längere Fahrzeit in Kauf nehmen würde, könnte man mit sinnvoller Streckenführung Heilbronn über Heidelberg nach Stuttgart verbinden. (Unter Beachtung von 3. der Kraichgaubahn). Tatsächlich war die Route, welcher der ICE während der BUGA fuhr ebendiese beschriebene. Er fuhr von Köln, über Wiesbaden, nach Mannheim, Heidelberg und dann über die Neckartalbahn nach Heilbronn und schließlich über die Frankenbahn nach Stuttgart.
Gründe dagegen:
1. Die Neckartalbahn selber:
Wieder die selbe Laier, wie vorhin mit der Kraichgaubahn. Während sich die Neckartalbahn sehr szeneastisch durch das Neckartal mäandert, und sie tatsächlich mit max. 130km/h sogar eine höhere maximal Geschwindigkeit als die Kraichgaubahn hat, ist sie dennoch mit ihren engen Kurvenradien und nicht wenigen Abschnitten mit Geschwindigkeiten von unter 90km/h für einen ernstzunehmenden FV nicht mal ansatzweise geeignet. Und um sie FV tauglich zu machen würde enorme Kosten haben, da man im Grunde einen kompletten Neubau machen müsste der im Neckartal selber ein einziger Tunnel wäre.
2. Heidelberg und die SFS Mannheim-Stuttgart:
Heidelberg selber als Anschluss der Neckartalbahn, hat seit dem Bau der SFS Mannheim-Stuttgart an Bedeutung als Fernhalt verloren. Es halten nur noch vereinzelte ICE´s welche kleinere Fernhalte anhalten, sprich welche die eigentlich sogar für Heilbronn Sinn machen würden, aber nur wenn Heilbronn bereits gescheite Strecken hätte, was es halt leider nicht hat. Die DB würde nie eine (bzw. zwei) teure Strecke bauen, nur um zwei Nebenfernhalte miteinander zu verbinden, das würde niemals einen Kosten-Nutzen-Faktor von über 1 erreichen, was benötigt wird für solche Projekte.
3. Zu geringe Nachfrage:
Es gab Bemühungen sowohl von der DB als insbesondere von der Stadt Heilbronn, die ICE-Linie auch nach der BUGA zu behalten. Allerdings war die Nachfrage zu gering, um den Umweg über Heilbronn beizubehalten. Solange also nicht die Bürger Heilbronns sich stärker für einen FV einsetzen und diesen auch stärker benutzen, wird die Nachfrage zu klein sein, um einen FV in Heilbronn aufzubauen.
Elsenztalbahn.
Hier fasse ich mich kurz, weil fast alles der Neckartalbahn entspricht. Die Elsenztalbhan führt von Heidelberg über Sinsheim nach Heilbronn. Über sie fährt ein sich mit der Neckartalbahn abwechselnder, stündlicher RE.
Für sie gilt im Grunde genommen alles was schon bei der Neckartalbahn gesagt wurde. Unterschied: Sie ist zu einem großen Teil noch einspurig, was man aber im Zuge eines Ausbaus ohnehin beheben könnte. Der Ausbau wäre geographisch einfacher, dafür führt die ELsentalbahn mitten durch Ortschaften, weswegen ich sie für unwahrscheinlicher halte. Sieht die DB auch so, denn wenn mal ein ICE über Heilbronn in Richtung Heidelberg geleitet werden muss, fährt er über die Neckartalbahn (https://www.bahnbilder.de/bild/deutschland~strecken~kbs-705-neckartalbahn/1293171/ice-907-kam-am-mittag-unerwartet.html)
Frankenbahn:
Die Frankenbahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen des baden-württembergischen Schienennetzes. Sie verbindet Stuttgart über Heilbronn mit Würzburg. Es wird momentan geprüft ob während der Sperrung der Riedbahn (Mannheim-Stuttgart) vereinzelte ICEs über die Frankenbahn fahren werden, um die eigentlichen Ausweichstrecken über Darmstadt und Worms zu entlasten.
Was spricht also für einen dauerhaften FV über die Frankenbahn:
1. Stuttgarts Anbindung an Würzburg.
Das Heilbronn einen Fernverkehr bekommen könnte, wäre in diesem Fall eher ein glücklicher Zufall. Stuttgart ist momentan nicht an die SFs Würzburg-Hannover angebunden, welche die wichtigste Nord-Süd SFS ist, und über welche fast alle ICE-Linien fahren, welche nicht durch Frankfurt und das Ruhrgebiet fahren. Mit der Frankenbahn hat Stuttgart ja sogar eine direkte Strecke die dort hinfährt, allerdings momentan nur über den RE8, welcher für diese Strecke 2:10 braucht und tatsächlich schneller als FV-Verbindungen https://reiseauskunft.bahn.de/bin/query.exe/dn?ld=434&protocol=https:&seqnr=8&ident=5l.0126574.1688742804&rt=1&OK#hfsseq9|5l.0126574.1688742804) ist.
Es könnte also für die DB interessant sein, die Frankenbahn für den FV tüchtig zu machen, zum Beispiel durch eine Trasse für 160 km/h, für einen echte SFS mit 250+ halte, ich die Strecke dann doch nicht wichtig genug.
Heilbronn könnte dann natürlich als Nebenfolge einen Fernhalt bekommen, der durch vereinzelte ICE welche in der Relation Stuttgart-Würzburg fahren, wahrgenommen wird.
Was spricht dagegen:
1. Ausbaupläne der Frankenbahn:
Es wurden vor kurzem beschlossen, dass man die Frankenbahn ausbauen möchte. Allerdings wurde da einem FV über sie praktisch nein gesagt, der Ausbau solch sich eher auf einen besseren Nahverkehr konzentrieren. Dass die DB dann in kürzerer Zeit nach bereits vorhandenem Ausbau die Frankenbahn noch weiter aufrüsten möchte, halte ich für unwahrscheinlich.
2. Geplante SFS:
Mit den geplanten SFS von Mannheim nach Frankfurt, und von Frankfurt über Fulda nach Erfurt, wird der Fakt dass Stuttgart nicht an die SFS Würzburg-Hannover angeschlossen ist, in Zukunft deutlich abgemildert, so stark, dass ein Ausbau der Frankenbahn sich für die DB vermutlich nicht rentablieren würde.
Fazit:
Heilbronn ist nicht an den Fernverkehr angeschlossen, weil die Stadt es vor 40 Jahren verschlafen hat, dafür zu sorgen die Strecken für einen modernen FV auszurüsten, bzw. nicht genügend Druck gegen die DB und DB Netz gemacht hat. Inzwischen ist unser Schienennetz durch den massiven Sparkurs so marode und muss an so vielen Stellen das bestehende Netz ersteinmal für das 21. Jhd. nachrüsten, dass ein teuerer und aufwändiger Ausbau von Strecken nur um einen Bahnhof mit zweifelhafter Nachfrage anzuschließen, gaaaanz weit hinten auf der Liste ist.
Denn dass halte ich noch immer für den Hauptpunkt, welcher von der DB auch so vertreten wird, Heilbronn hat einfach eine zu geringe Nachfrage. Vermutlich liegt es an der Nähe zur Audi und teilweise auch noch Mercedes, aber Heilbronn war schon immer eine sehr Autozentrale Stadt, welche auch noch durch die gute Anbindung an die A6 und A81 nur befeuert wurde. Da ist vermutlich einfach für einen gescheiten FV welcher durch Privatisierung Geld erzeugen muss, und dementsprechend Nachfrage braucht kein Platz mehr.
Dem passend, hat die DB ja auch eine Absage bis mindestens 2028 gemacht, auf Grund von zu wenig Nachfrage.
Was kannst du dagegen tun: Erstmal wenig, du alleine wirst die DB nicht dazu bringen einen Fernhalt in Heilbronn zu gründen. Was du aber machen kannst, ist deine Freunde davon zu überzeugen für einen Fernhalt in Heilbronn zu werben, und die ihre Freunde und so weiter. Denn nur wenn ganz Heilbronn einen Fernhalt fordert und nicht nur die Stadtverwaltung wird der Standort Heilbronn für DB in Sachen Nachfrage attraktiv.