Liebe Mondperle,
in einer deiner anderen Fragen habe ich gelesen, dass du 13 Jahre alt bist. Daher möchte ich dich eindringlich bitten, mit einem Erwachsenen darüber zu sprechen, dass du nicht vernünftig essen kannst.
Wärst du selber schon erwachsen, dann würde ich dir genauso empfehlen, dass du dir eine Vertrauensperson suchst - nicht dass du also denkst, ich nehme dich nicht für voll.
Es ist nämlich so: Essstörungen sind nicht wie Schnupfen. Das ist nicht so, dass das drei Tage kommt, drei Tage bleibt und dann drei Tage wieder geht, wie man so schön sagt. Eine Essstörung - und dabei ist es egal, welche - ist in erster Linie eine Kopfsache und es ist sehr, sehr viel verlangt zu glauben, dass du das alleine in den Griff kriegst. Das musst du auch gar nicht - und erst recht nicht mit 13.
Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass du dich in deinem Alter mit deinem Äußeren beschäftigst. Es ist genausowenig ungewöhnlich, dass du dich vielleicht nicht immer toll findest. Aber so unzufrieden zu sein, dass man in eine Essstörung hineingleitet, ist eine ganz andere Sache.
Hast du dich mal gefragt, wer das überhaupt bestimmt, ab wann man zufrieden mit seinem Körper sein kann und wann nicht? Was schön ist und was nicht? Welches Gewicht zuviel ist und welches nicht? Für letzteres gibt es natürlich schon eine Antwort - aber auch wirklich nur diese einzige: Wenn jemand so viel bzw. so wenig wiegt, dass es gesundheitsgefährdend ist, dann ist das ein Problem. Aber sonst? Wer macht eigentlich die ganzen Regeln? Ich bin mir sicher, du kennst die Antwort: Niemand.
Wir Menschen sind leider so blöd, dass wir immer einem vermeindlichen Ideal hinterherlaufen und dann denken, dass wenn wir das nicht erreichen, einen Grund haben, unzufrieden zu sein oder aber, dass andere uns dann vielleicht nicht mögen. Das ist aber echt alles Unsinn.
Problem ist nur: Da findet man so schwer alleine wieder heraus. Das gilt auch für Erwachsene! Daher: Bitte such dir jemanden, dem du vertraust und dem du davon erzählen kannst und bitte um Hilfe. Das können deine Eltern sein, du kannst aber auch bei deinem nächsten Arztbesuch davon erzählen. Wichtig ist nur, dass du weißt: Es ist vollkommen in Ordnung, dass zu tun! Das muss dir weder peinlich sein noch ist es dumm, das zu tun. Im Gegenteil: Nach Hilfe fragen zu können, ist ein Zeichen von Stärke!
Und während du das tust, kannst du nebenbei noch etwas anderes machen: Wenn du mal wieder unzufrieden bist mit deinem Äußeren, dann sag dir doch selber laut auch mal ein paar Sachen, die du an dir gut findest. Zum Beispiel "Ich mag meine Haare." oder "Ich habe ein schönes Lächeln." Ich bin mir sicher, dass du etwas findest, dass dir an dir gefällt. Alle Menschen sind nämlich schön. Man muss nur genau hingucken.
Ich wünsche dir alles Gute!
Working Girl