Liebe Unknowlady,
ich habe mir grade mal alle Antworten auf deine Frage durchgelesen, bevor ich mich zum Schreiben hingesetzt habe. Und ich frage mich, ob sie dir wirklich helfen.
Da wirst du zur Türkin gemacht, obwohl du das Herkunftsland deiner Eltern gar nicht benannt hast, es ist von "da wo ihr halt herkommt" die Rede, wobei du selbst ganz sicher nicht erst gestern eingewandert bist, vermutlich bist du ja sogar in Ost-West-Süd- oder Norddeutschland (Schweiz? Österreich?) geboren - was soll das Ganze also.
Und doch hast du es ganz offensichtlich noch mit einer anderen Kultur zu tun, es ist nicht ausschließlich die islamische, es ist nicht ausschließlich die libanesische - es ist in erster Linie ganz offensichtlich schlicht die uneinsichtiger Eltern, was nicht ausschließt, dass sie dich sicher trotzdem sehr lieben.
Das alles macht es sehr schwierig für dich, aber auch für uns, dir eine vernünftige Antwort zu geben und doch ist dies genau das, was du verdient hast und auch das einzige, was dir hilft.
Daher, ihr lieben anderen Community-Mitglieder, die ihr das lest: Lasst uns doch bitte unsere Antwortversuche darauf beschränken, ihr konstruktiven Rat zu geben. Diskussionen untereinander darüber, wie konservativ ihre Eltern nun sind oder auch nicht, bringen ihr doch überhaupt nichts und machen sie, im Gegenteil, vielleicht unruhiger als sie eh schon ist.
Bei meinem Versuch nun, dir eine möglichst hilfreiche Antwort zu geben, schließe ich mich meinen VorrednerInnen an, die sagen: Du musst dir Hilfe suchen. Du schaffst das nicht allein - und du musst das auch überhaupt nicht alleine schaffen. Das wäre viel zu viel verlangt. Ob in diesem Punkt oder bei einem anderen: Es ist ü-b-e-r-h-a-u-p-t keine Schande, sich konkrete Hilfe zu suchen. Wir hier auf gutefrage.net machen doch auch ständig nichts anderes. :)
Also:
Hilfe suchen ist völlig OK.
Du bist DEFINITIV nicht die Einzige, die so ein Problem hat. Es gibt viele Mädchen und auch Jungen in deinem Alter, die ein anderes Leben führen möchten, als die Eltern sich für sie überlegt haben. Da kommt es dann automatisch zu Konflikten - da muss man gar nicht muslimisch sein für. Also nicht denken, dass du alleine bist, OK?
Zurück zur Hilfe: Es gibt für sowas Profis, die machen den ganzen Tag nichts anderes, als anderen Leuten zu helfen. Das ist deren Job. Dazu gehören auch die Leute vom Jugendamt, deine Lehrerinnen und Lehrer und ja, auch Geistliche. Das heißt aber ja nicht, dass du allen gleich vertrauen musst und das auch alle gleich gut sind. So ist das im Leben. Wenn du nun sagst, dass du nur noch mehr Stress erwartest, wenn deine Eltern mitkriegen, dass du initiativ, also von dir aus, beim Jugendamt warst, dann musst du es halt anders "einfädeln".
Du bist 14 Jahre alt, das heißt, in einem Alter, in dem sehr wohl noch z. B. deine Klassenlehrerin oder win anderer Lehrer deines Vertrauens deine Eltern zu einem Gespräch bitten kann. Nur: So eine Person musst du dir ganz dringend suchen!! Diesen Teil musst du bringen - aber wenn ich mich richtig erinnere, hast du wohl auch schon mit einem Lehrer gesprochen? Such das Gespräch noch einmal und formuliere gezielt: "Ich habe ein Problem mit meinen Eltern. Bitte helfen Sie mir und reden Sie mit ihnen. Aber es muss so wirken, als kommen Sie alleine auf sie zu, sonst habe ich ein noch größeres Problem."
LehrerInnen können so etwas und sie dürfen das auch. Sie dürfen auch das Jugendamt einschalten. Und ein engagierter Lehrer kann auch einen Imam mit an den Tisch holen. Du kannst ihn auch darauf hinweisen, falls du das Gefühl hast, dass diese spezielle Kultursensibilität fehlt. Das ist kein Problem.
Wichtig für dich zu wissen ist: Du bist im Recht. Dich zu etwas zu zwingen, ist ein großer Eingriff in deine Persönlichkeitsrechte und auch in deinem Alter oder auch bei noch Jüngeren gilt das schon. Dabei ist es egal, wozu du gezwungen wirst.
Eins muss dir klar sein: Wenn deine Eltern dich mit anderen vergleichen und auf diese Art und Weise versuchen Druck auf dich auszuüben oder dich fertig zu machen, dann wirst du nicht weit kommen, in dem du einfach nur wiederholt versuchst mit ihnen zu reden. Du sagst ja selber, dass das anscheinend nichts bringt. Umso wichtiger ist es dementsprechend, dass du dir Hilfe von außen holst und lass mich dir bitte noch einmal versichern: Das ist OK.
Hier noch ein paar Links zu weiteren Beratungsstellen:
Muslimisches Beratungstelefon
Tel.: 030 / 44 35 09 821
Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen Köln
http://www.bfmf-koeln.de/bfmf-root/German/Bfmf_Sayfalar.aspx?Meczup=189
(Die bieten eine Familienberatung auch auf arabisch an)
Falls du dich nicht traust, selbst da anzurufen, dann lass auch das die Person deines Vertrauens für dich tun. Ihr könnt die Beratungsstellen dann gegebenenfalls auch bitten, euch einen Kontakt zu einer Beratungsstelle, und ja, auch zu einem guten Imam in deiner Nähe zu machen.
Alles Gute für dich!!