Hallo Josey1,
du bist keine schlechte Tochter, ganz sicher nicht! =) Sonst würdest du dir doch nicht so viele Gedanken machen, oder? Für mich hört es sich so an, als ob du im Moment unter enormem Druck stehst - alle scheinen alles besser zu wissen und so wie du die Situation schilderst, setzt du dich auch selbst sehr unter Druck. Bei so einer nervlichen Belastung ist es doch völlig klar, dass du dich an manchen Tagen schlecht und deprimiert fühlst - hab deswegen kein schlechtes Gewissen.
Du willst eine gute Tochter und deiner Mutter eine Stütze sein - und alle anderen wollen das auch. Deine Tanten und die Freunde deiner Mutter wollen helfen - irgendwie - egal bei was, deshalb nehmen sie dir wahrscheinlich auch alles aus der Hand wenn sie mal da sind (so dass für dich manchmal einfach nichts zu tun bleibt). Sie sagen dir diese ganzen Sachen und merken wahrscheinlich nicht einmal wie weh sie dir damit tun weil sie selbst Mühe haben mit ihrem Stress und ihrer Angst umzugehen. Sie denken, sie könnten deiner Mutter helfen, indem sie dich zurechtstutzen (auch wenn es nicht nötig ist). Denn es ist furchtbar einen geliebten Menschen leiden zu sehen und selbst nichts tun zu können, nicht WIRKLICH etwas tun zu können, denn das können nur die Ärzte und sie können nur Wäsche waschen und Essen kochen und deine Mutter in den Arm nehmen. Das macht es so schwer.
Ich will deine Tanten oder die anderen Menschen, die diese "Gespräche" mit dir führen nicht in Schutz nehmen, aber vielleicht hilft es dir, wenn du verstehst warum sie so reagieren. Vielleicht kannst du ihnen dann beim nächsten Mal erklären, dass du verstehst, dass sie es nur gut meinen, aber auch: dass du dein Bestes gibst, dass deine "schlechte Laune" Traurigkeit und Angst ist und dass es dir weh tut, wenn sie dir quasi unterstellen eine schlechte Tochter zu sein.
Und: Du bist ganz sicher keine Belastung für deine Mutter! Vielleicht kannst du nicht viel tun, nur im Haushalt helfen und auf deinen Bruder aufpassen. Aber gerade mit diesen "Kleinigkeiten" hilfst du deiner Mutter ungemein, glaub mir! Und ein "ich hab dich lieb Mutti" ist so viel wert! Meine Mutter war auch eine Zeit lang sehr krank und sie hat mir hinterher gesagt, dass ihr schon allein meine Anwesenheit geholfen hat, das Ganze durchzustehen Ich hab mich während der Zeit so nutzlos gefühlt, aber die kleinen Sachen - mal eine Umarmung oder mit dem kleinen Bruder (ja, ich hab auch einen =) spielen, damit er eine Weile abgelenkt ist. Das hat ihr geholfen.
Und ich weiß nicht wie alt dein Bruder ist oder wie gut ihr euch versteht, aber in so schwierigen Zeiten ist es manchmal am Besten wenn man auf die engsten Familienglieder zugeht. Vielleicht geht es deinem Bruder genauso wie dir? Vielleicht fühlt er sich auch hilflos, überfordert und kann es nicht zeigen? Er macht sich bestimmt genausoviel Sorgen um deine Mutter wie du. Und du bist seine Schwester und wahrscheinlich macht er sich auch Gedanken wie du damit umgehst. Ihr seid in der gleichen Situation, versuch doch mal mit ihm darüber zu reden, wenn du meinst, dass es geht - vielleicht versteht er dich besser als du denkst.
Ich neige immer dazu, zuviel zu schreiben, entschuldigung^^'
Hmmm, also ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen. Fühl dich auf jeden Fall ganz lieb gedrückt und denk daran: du bist nicht allein.
Ganz herzliche Grüße