Wir wissen nicht viel über den historischen Jesus, weil sich Paulus und die Evangelisten nicht für den Menschen Jesus interessiert haben. Dafür wissen wir um so mehr über seine Verkündigung. Dabei stand die Naherwartung auf die Königsherrschaft Gottes mit Jüngstem Gericht im Zentrum seiner Verkündigung. Deshalb mahnte er zur Umkehr und noch strengeren Befolgung der mosaischen Gesetze. Nur so war es seiner Meinung nach möglich, dem göttlichen Endzeitgericht zu entgehen.
Die Sache hat nur einen Haken: Jesus hat sich fundamental geirrt. Das göttliche Endzeitgericht läßt auch nach 2000 Jahren noch auf sich warten.
Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens. Gerd Theißen
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat" Karl Rahner
Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat. (Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)
Angespannte eschatologische Wachsamkeit über mehrere Generationen hin zu fordern, ist in sich widersinnig. Bei Jesus, wo das Motiv der Plötzlichkeit seinen ursprünglichen Sitz hatte, stand eine Naherwartung im Hintergrund, die das Ende noch innerhalb der jetzt lebenden Generation erwartete. Erich Grässer
Das wirft natürlich die berechtigte Frage auf, wie ein angeblicher Gott sich derart irren kann?