Katholisch oder evangelisch - welche Kirche ist für mich geeignet?

Hallo liebe GuteFrage-Community,

ich bin seit einiger Zeit gläubige Christin. Ich möchte mich deshalb taufen lassen, bin mir aber unschlüssig, ob katholisch oder evangelisch (oder eine Unterkategorie). Nun einige Infos zu mir und einigen konkreten Überzeugungen:

Ich halte einige Positionen bzgl. einzelner Themen der katholischen Kirche für überholt, kann aber auch viele Glaubensinhalte nachvollziehen. Allgemein finde ich die evangelische Kirche in dieser Hinsicht einfach moderner, aber mir fehlen ehrlich gesagt auch einige Inhalte im Glauben.

Katholizismus:

  • Heiligenverehrung sinnvoll, aber nicht als absolute Mittler, sondern eher als hilfreich für ihr jeweiliges spezielles Fachgebiet (+/-)
  • Marienverehrung (+)
  • Engelhierarchie sinnvoll (+)
  • Ablasshandel/jede Sünde kann durch Beichte bereinigt werden (mindert Verantwortungsbewusstseins des Einzelnen) (-)
  • Papst & allgemeiner Kult um Geistliche halte ich für übertrieben; Papst als Stellvertreter Gottes finde ich problematisch (-)
  • keine Revision päpstlicher Erlässe möglich, obwohl diese nicht mehr sinnvoll bzw. zeitgemäß sind (-)
  • fragliche Missbrauchskandale und oftmals homophobe Ansichten (Ich bin selbst bisexuell und möchte später auch Kinder haben.) (-)
  • brutale Missionierung im Laufe der Geschichte (z. B. Kreuzzüge) und Anhäufung von Reichtum durch die Ausbeutung der Bevölkerung (-)
  • Kirchen teilweise zu prächtig, wenn man bedenkt, wie schlecht es der allgemeinen Bevölkerung oftmals zeitgleich ging (s. h. Punkt Ausbeutung) (-)

Protestantismus: (+ = positiv, - = negativ)

  • hat Christentum durch Reformation gespalten (-)
  • Kirchen meist zu schlicht (-)
  • Frauen gleichberechtigt und dürfen dementsprechend auch Priester werden (+)
  • kein Mittler zwischen Gott und Gläubigem unabdinglich notwendig (+)
  • Priester dürfen heiraten (+)
  • Seelenheil kann nicht erkauft werden, sondern muss sich durch gute Taten verdient bzw. aufrecht erhalten werden (+)
  • gleichgeschlechtliche Paare dürfen heiraten (Ich bin bi.) (+)
  • Jesus Christus bzw. Gott steht im Mittelpunkt, sodass keine Gefahr der Götzenverehrung besteht wie u. U. bei den Heiligen des katholischen Glaubens (+)
  • gar keine Heiligenverehrung (-)
  • keine Engelhierarchie (-)

Ich wohne in einer "katholischen Region" (Bayern) und viele meiner Freunde sind katholisch. Meine gesamte Familie ist atheistisch (und teilweise anti-katholisch) und ich wurde auch so erzogen. Urpsprünglich komme ich aus einer "evangelischen Region" (Thüringen), weshalb ich beide Seiten nachvollziehen kann. Meine beste Freundin ist evangelisch und meine restlichen Freunde aus der Heimat sind alle atheistisch. Ich bin innerlich sehr hin und her gerissen, denn besonders wichtig sind mir die Marienverehrung, die Gleichberechtigung von Mann & Frau sowie meine Bisexualität.

Was ist euer Rat (s. h. Umfrage)? Gibt es vielleicht eine Unterkategorie, die meinen Überzeugungen größtenteils gerecht wird? Ich freue mich über eure konstruktiven Kommentare.

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Hallo liebe GuteFrage.net-Community,

ich möchte an dieser Stelle ein kleines Update geben, denn es sind nun 2 Monate seit meiner Frage vergangen. Mittlerweile sehe ich selbst sehr deutlich, wie naiv bzw. unwissend und vorturteilsbelastet diese Frage eigentlich war. Danke an alle, die mich dafür nicht verurteilt haben, sondern versucht haben, mir auf nachsichtige Art und Weise zu helfen!

Ich habe mich umfangreich mit dem Thema auseinandergesetzt und mit verschiedenen Menschen gesprochen. Letztendlich gab es immer mehr Hinweise in meinem Leben, dass die katholische Konfession meinen weiteren Weg begleiten soll. Irgendwann wusste ich einfach, dass ich nicht evangelisch sein möchte und dies nicht mein Weg ist. Ich ermutige all diejenigen, die Entscheidungsschwierigkeiten haben, sich Zeit zu lassen und auf den Herrn zu vertrauen. Ihr werdet durch sein Wirken wissen, was das Beste für euch ist, wenn die Zeit reif dafür ist.

Ebenfalls habe ich mir nochmal Gedanken zu meiner Sexualität gemacht. Für mich stand schon immer fest, dass ich später einmal Kinder haben möchte. Mir ist dabei sehr wichtig, dass ich den kompletten Prozess des Mutterwerdens erlebe und dass das Kind von mir & meinem geliebten Partner ist. Das war die eine Sache, die mich schon immer an meiner Bisexualität gestört hat. Dieses Problem hing in den letzten Jahren dauerhaft ungelöst im Raum, doch nun habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich später einen Mann heiraten möchte, weil mir meine zukünftigen Kinder wichtiger sind als die "andere Seite" meiner Sexualität. Ich bin Gott sehr dankbar dafür, dass ich durch ihn endlich Klarheit darüber erhalten habe und ich vertraue ihm, dass er mir meinen zukünftigen Ehemann zeigen wird, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Ich muss dazu sagen, dass ich in dieser Hinsicht bzgl. meiner Bisexualität auch etwas Glück habe, da ich schon immer eher eine Tendenz für Männer hatte und ich es deshalb mit dem Entschluss leichter habe. 

Ich wünsche euch alles Gute und nochmal danke an alle, die sich hier ausführlich geäußert haben!

Friede sei mit euch. <3

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