Ich versuche mich kurz zu fassen, weil ich nicht mehr klar denken kann. Mein Vater hat seit vielen Jahren MS und die Krankheit hat ihn zunnehmend verändert. Er wurde immer aggresiver, hat die Bedürfnise der anderen nie gesehen und hat sich total egoistisch verhalten. Ich und meine Mutter als "Gutmenschen" haben immer wieder mit ihm Gespräche geführt, es hat manchmal etwas für 1-2 Wochen geholfen. Das geht jetzt schon mein ganzes Leben lang so. ( Ich bin jetzt 16 ) Meine Mutter ist sozusagen kurz vorm Burn-Out und ich bin komplett fertig mit den Nerven, seit Jahren immer wieder Streits, Teller gehen zu Bruch und dann wieder das Gespräch. Dann verhält sich mein Vater wieder normal.. 5 Tage später ist wieder alles vergessen und er ist erneut aggresiv, schreit rum und wirft sein Essen runter. Auch wenn wir wissen, dass es die Krankheit ist, macht es uns trotzdem fertig.. Ich glaube z.B. schon lange nicht mehr an Gott, obwohl ich bis zu meinem 12 Lebensjahr jeden Tag gebetet habe. Das er doch aufhört mit dem was er uns da antut..
Dieser Mensch hat mich mein ganzes Leben lang "begleitet" und mich immer so fertig gemacht mit seiner Art, dass ich jetzt relativ abgestumpft vom Leben bin und keinen mehr an mich ranlasse. Außerdem hass ich meinen Vater für das was er gemacht hat.. Nun hat meine Mutter ihn immer ins Heim geben wollen, aber dann wäre er wahrscheinlich komplett ausgeflippt. Weil das ja nicht reicht, haben wir auch Schulden. Die hat meine Mutter auch mit unterschrieben, als mein Vater noch normal war. Nun hat der sich an der Börse komplett verspekuliert und hat und sehr viele Schulden gemacht. Und wir bleiben drauf sitzen. Ich weiß einfach nicht weiter.. ich schlafe unter der Schulzeit maximal 4 Stunden am Tag, weil mich das so fertig macht. Ist bloß nie einem Lehrer aufgefallen, weil ich irgendwie trotzdem normale Noten habe.. Das fällt keinem auf.. ich bin langsam wirklich am Ende.. heute hat mein Vater gemeint, dass er unfähig ist und deshalb sterben will. Und wir sollen ihn doch bitte nach Zürich zu so einer Sterbehilfe begleiten. Dann haben wir unsere Ruhe von ihm. So hat er das gesagt. Weil er meinte ER packt die Vorwürfe nicht.
Ich habe dann erstmal geheult, obwohl er das schon öfter gesagt hat, weil ich irgendwie im Gefühl habe dass es die einzige Lösung ist damit ich in und meine Mutter in Frieden leben kann. Aber ich müsste dann auch umziehen und weg von all dem hier. ( Was garnicht so schlecht ist, in der Schule wurde ich hier nämlich jeden Tag, gemobbt weil ich immer so fertig aussah^^)
Ich habe auch sehr viel Hass in mir, auch wenn ich ein herzensguter Mensch bin. Eben weil mich das Leben so mit Füßen tritt.. Kein anderer Mensch weiß wirklich von dem echten Ausmaß dieser Krankheit für uns.. sie sehen immer nur den armen Menschen im Rollstuhl.. ich will euch ehrlich gesagt nicht damit belasten, aber ich wäre wahnsinnig dankbar für Antworten..