Ich kann es nicht nachvollziehen, aber ich kenne selbst erschreckend viele Menschen, denen Aussehen und Makellosigkeit bei einem Tier wichtiger sind, als die Tatsache, dass es fühlende Lebewesen sind. Ich habe sogar Menschen kennengelernt, die einen Hund nicht haben wollten, nur weil seine Nase leicht rosa war und nicht komplett schwarz. Alles andere passte. Aufgrund der Nase, wurde er dann aber nicht genommen.
Mir ist es egal wie ein Tier aussieht. Es kann blind sein, einäugig, Beine zu wenig haben, oder teils gelähmt sein und z.B. auf einen Hunderollstuhl angewiesen sein, Verhaltensstörungen haben, etc. Es gibt für mich keinen Grund, ein Tier abzulehnen. Egal welche Art, welches Verhalten, welche psychischen oder physischen Probleme vorhanden sind. Das ist alles machbar. Und wenn es ein 24h Job wird, dann ist das eben so. Ich habe auch das Glück, dass ich die Pflege und Betreuung meiner Tiere mit meinem Job vereinbaren kann und auch dort Unterstützung erhalte.
Ich sehe es auch so, dass es in der Tierhaltung um das Wohl der Tiere geht, und nicht um die Bedürfnisse des Menschen. Man trifft eine Entscheidung und übernimmt Verantwortung, dann muss man auch dafür gerade stehen, bis zum Ende.
Mit einem blinden Tier, steigt natürlich die Sorgfalt. Kein Freigang, keine gefährlichen Situationen wie ungesicherte Fallhöhen, unter Umständen eine Küche betreten ist verboten - Regel, etc. Da muss man sich eben noch ein paar mehr Gedanken machen.
Ich adoptiere in absehbarer Zeit einen verhaltensgestörten Kater, von dem ich vor einigen Monaten selbst sogar ziemlich heftig angegriffen wurde. Ich habe überall im Gesicht stark geblutet, da er mir direkt ins Gesicht gesprungen ist. Es brauchte drei Leute, um ihn von mir wegzukriegen. Danach ist er mir sogar noch gefolgt und wollte wieder angreifen. Er findet auch keinen anderen Platz, weil alle Angst vor ihm haben. Was ich auch keinem verübeln kann, da bin ich ehrlich. Aber ich werde ihn trotzdem nehmen, und wir werden daran arbeiten. Ich kenne sein Frauchen und ich weiß, wieso er so geworden ist. Vor zwei Jahren saß genau dieser Kater nämlich noch friedlich auf meinem Schoß und hat sich die Krallen schneiden lassen. Seitdem er bei dieser Frau ist, hat sich das so heftig ins negative entwickelt.
Ich habe vor vielen Jahren auch mal einen Kater aus dem Tierheim adoptiert, der nur noch einen halben Schwanz hatte. Die Mitarbeiterin sagte mir damals, dass der Kater an dem Tag eigentlich eingeschläfert werden sollte und nicht mehr zur Vermittlung frei steht, weil ihn absolut niemand haben wollte. Ich habe mich dann natürlich sofort für ihn entschieden. Der Tierarzt wurde angerufen, dass er nicht mehr kommen braucht, die Papiere wurden fertig gemacht, und ich konnte ihn direkt mitnehmen.
Das hier war Gismo. Da sieht man auch seinen kleinen Ringelschwanz.
Keine Sorge, wir sind nicht gefahren. Er wollte das Auto mal genauer inspizieren. War auch gut genug für ihn, ich durfte es behalten.😉
Etwa 2 Monate später adoptierte ich noch eine Katze aus dem Tierheim, die Cindy. Diese kam an dem Tag da rein, als ich Gismo dort rausgeholt habe. Auch da sagte man mir, dass sich keiner für sie interessiert, weil sie nur still in der Ecke saß. Man riet mir auch davon ab, sie zu nehmen. Ich habe nur gesagt:" Hatten wir das Thema nicht letztens schon? Macht bitte die Papiere fertig". Als ich mit ihr Zuhause war, blühte sie sofort auf und war ganz doll am kuscheln. Sie hatte einfach nur Angst im Tierheim. Traurig war aber, dass sie absolut nicht wusste, was spielen war. Das musste ich ihr tatsächlich erst zeigen.
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Info am Rande: Die, die sich auskennen werden jetzt sicher denken:" Hä, wieso ein gesundes Tier einschläfern? Nur weil es kein Zuhause findet?" Richtig, es ist nicht erlaubt und war auch damals nicht erlaubt. Der Tierarzt hat wenige Monate später seine Lizenz verloren. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.😉