In vielen Fällen sind "black swan"-Ereignisse nicht vollkommen überraschend und unerwartet, da den derart betitelten oftmals Warnzeichen vorausgingen, die nicht registriert oder ignoriert wurden.
Sowohl der Crash des neuen Markts 2000 als auch die Finanzkrise 2008 sind der Endpunkt einer Marktüberheizung. Solche Entwicklungen gab es in der Vergangenheit häufiger - mit vergleichbaren Ursachen. Zu den bekanntesten gehören die Tulpenkrise in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts und der Börsencrash von 1929. Daher sind derartige - auch starke - Marktreaktionen nach Boomphasen nicht unerwartet oder unwahrscheinlich.
Auch die terroristischen Aktivitäten der Islamisten haben eine lange Vorgeschichte, die Elemente des Machtkampfs zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der Gründung des Staates Israel und echten oder gefühlten schlechteren wirtschaftlichen Möglichkeiten islamischer Einwanderer kombiniert. Die einzelnen Events (9/11, Taliban in Afghanistan etc.) konnten nicht alle vorhergesagt werden und waren daher - vor allem in Bezug auf den Zeitpunkt und die Schwere - unerwartet, als Möglichkeit wurde dies lange vorher gesehen und daher nicht als unwahrscheinlich eingeschätzt.
Selbst die Corona-Pandemie kam nicht vollkommen unerwartet - mit der SARS-Infektion, der Vogel- und Schweinegrippe oder Ebola-Ausbrüchen, gab es in den letzten Jahren immer wieder Infektionswellen, die ein Pandemiepotenzial hatten. Gleichwohl stellte diese in ihrer Schwere nur eine mit der spanischen Grippe von 1917 vergleichbare Situation dar und war insoweit hinsichtlich des Umfangs unerwartet, aber nicht unwahrscheinlich.