Die besorgte Mutter scheint nicht zu verstehen, dass das Kind sich selbst um die gute Note kümmern muss. Diese ganze Nachhilfe und unnötige Angst, ist das kontraproduktivste Verhalten, das man gegenüber Heranwachsenden (Schülern, Studenten etc.) anwenden kann!
Ich kann auch gerne verraten warum. Es fehlt ganz einfach der Spaß und das Verständnis zum Lernen. Wenn jemand hinter einer Person steht und mit dem Wiederholen droht, dann ist der ganze Sachverhalt mit Stress und Angst verbunden. Stress und Angst sind die "Erfolgskiller" schlechthin, was das Lernen und Aufnehmen von Information (ugs. Wissen) anbelangt. Prüfungsangst ist ebenfalls aus dieser Schwarte, weil man das System nicht hinterfragt und ewig an die Note denkt und gar nicht darauf abzielt, das Wissen in den Vordergrund zu stellen - ich setze mich hin, weil ich etwas dazulernen möchte und nicht, weil ich eine gute Note haben möchte, die in zwei Jahren so oder so keinen mehr ansatzweise interessiert! Dass das eine in der Regel mit dem anderen dann verbunden ist, ist ein netter Nebeneffekt, aber verlangt, wie gesagt, das Verständnis und die Einsicht, und die ist manchmal gar nicht so leicht zu bekommen, da die Zukunft (Verelendungsangst) oft das Denken bestimmt ("ich muss, sonst...").
Wenn das Kind selbst versteht, dass es hier um die eigene Note geht und gleichzeitig versteht, dass es "nur" eine Note ist - im Sinne von Noten sagen nicht viel über meine Leistung aus, sondern spiegeln das Wissen im Kurzzeitgedächtnis zum Zeitpunkt X, dann wird es hoffentlich merken, dass das ganze System mit einem einzigen Ziel verbunden ist - mit dem Lernen von neuem Stoff, ob das jetzt für die Schule oder den Alltag ist, ist nebensächlich dabei.
Das klingt total banal, wird aber immer wieder falsch gemacht - wobei ich sagen muss, dass das ganze Schulsystem "alles" Lehrt, außer, wie man wirklich effektiv lernt.
Oft passiert das aber unbewusst, da ich mir sicher bin, dass die Mutter oder Lehrer keine schlechten Absichten gegenüber den Heranwachsenden haben, sondern es einfach nicht besser wissen, weil das ja schon immer so gemacht wurde - "das ist vertraut, das muss funktionieren..."
Ich kann leider keinen Tipp geben, wie man einen Menschen auf diesen Pfad bringt, aber ich habe es selbst durchlebt. Vom Computernerd zum Büchernerd!
Ich kann nur so viel sagen, dass das Lernen auch Spaß machen kann und dass das Lernen immer mit Gefühlen verbunden ist, die Informationen werden mit stressigen oder spaßigen Emotionen abgespeichert, wobei ich noch recht neu auf diesem Gebiet bin und es wirklich viele gute Bücher dazu gibt!
Ein Beispiel vielleicht noch aus meiner Schulzeit: Meine Englischlehrerin wollte uns damals drillen, indem sie jede Woche einen Vokabeltest geschrieben hat und uns knallhart bewertet hat, da sie dachte, es würde so funktionieren und die Schüler würden mehr verstehen. Im Endeffekt hat sie alle Schüler gehetzt und zu Hause gab es viel unnötigen Stress, sodass viele Schüler oft mit Angst diese Tests geschrieben haben und die ganze englische Sprache mit dieser Zeit verbinden, sodass sie im Prinzip eine Abneigung gegen die Englischlehrerin (bewusst) und eine Abneigung gegen das ganze Fach (unbewusst) entwickelt haben.
Na, vielen Dank auch, da habe ich wirklich etwas gelernt, dass das Lernen stressig ist und keinen Spaß macht!
PS: Mein Auslöser war der, dass ich mit der Informationsflut überfordert war und meine Lesekompetenz für einen fast 20-Jährigen auf dem Stand eines Zwölfjährigen war - das hat sich mittlerweile geändert und ich freue mich auf das tägliche Leseritual vor dem Schlafengehen!