Wir haben uns im Deutsch-Unterricht mit den Themen Schulstress und Leistungsdruck auseinander gesetzt und ich habe eine Erörterung dazu geschrieben:
Jede Woche ein Test in Maathematik und Englisch, schließlich soll man nicht "aus dem Lernen rauskommen". Stundenwiederholungen in den Lernfächern, Latein- und Französisch-Schularbeiten und zur Krönung ein riesiger Berg Hausaufgaben, den es zu bewältigen gilt.
Schüler stehen heutzutage unter enormem Leistungsdruck. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber ich persönlich sehe die fortschreitende Globalisierung las eine Hauptursache. Früher standen Schüler in einem nationalen Wettbewerb, selbst die faulsten unter ihnen konnten sich sicher sein, noch irgendwo eine Arbeit zu finden. Heute sieht das anders aus: Österreichische Schüler konkurrieren nicht nur mit anderen Österreichern, sondern auch mit Deutschen, Finnen und Chinesen. Es gilt von Anfang an zu den Besten zu gehören, denn schon die Entscheidung. die ein 10-jähriges Kind zwischen Gymnasium und Hauptschule treffen muss, beeinflusst seinen zukünftigen beruflichen Werdegang. Auch die Angst. dass Österreich mit den asiatischen Längern. die nach wie vor die PISA-Studie anführen. nicht schritthalten kann. ist groß. Aus diesem Grund lassen sich Politiker manchmal zu verhängnisvollen Entscheidungen hinreißen, wie man am Beispiel unseres Nachbarlandes Deutschland sieht: Dort wurden in einigen Bundesländern die 13 Schuljahre bis zum Abitur um eines verkürzt. Schüler eines sogenannten G8-Gymnasiums müssen denselben Stoff in 12 Jahren bewältigen. Die Folgen sind hoher Leistungsdruck und Schulstress und sogar Burn-Out bei 11-jährigen im extremsten Fall. All diese Entwicklungen lassen mich zu dem Schluss kommen, dass Schüler heute sogar unter einem stärkeren Druck stehen als zu jeder anderen Zeit.
Ein weiteres großes Problem. das ich in unserem Schulsystem sehe, ist das Fördern des Durchschnitts. Wenn beispielsweise ein Schüler mit vier Noten nach Hause kommt. drei davon sind Fünfer und eine ist ein Einser. Was werden die Eltern und auch die Gesellschaft zu diesem Schüler sagen? "In dem Fach, in dem du einen Einser hast, machst du jetzt einfach gar nichts, da bist du ohnehin schon gut. In den Fächern, in denen du einen Fünfer hast, da musst du dich aber richtig anstrengen! Am besten lernst du ab jetzt ausschließlich für dies Gegenstände!" Und was passiert, wenn sich der Schüler an diese Vorgaben hält? In seinen Schwächen wird man nie mehr als durchschnittlich sein, aber was passiert mit Stärken, wenn man sie nicht pflegt? Richtig, man wird ebenfalls durchschnittlich. Meiner Meinung nach ist das Talentverschwendung!
Dieses System ist vor allem für jene verhängnisvoll. die unter oder über dem Durchschnitt liegen. Je größer die Abweichung. desto höher die Unter- bzw Überforderung und die damit verbundenen Probleme wie Leistungsabfall und Frustration. Da aber kaum jemand überall dem Durchschnitt entspricht, ist es kein Wunder, dass so viele Schüler über Leistungsdruck klagen. der mit den oben genannten Problemen einhergeht.
Ich bemerke diesen Druck vor allem dann. wenn viele Tests und Schularbeiten zusammenkommen. Letzte Woche hatte ich zwei zweistündige Schularbeiten in Französisch und Spanisch sowie einen Musik-Test und mehrere Stundenwiederholungen. Würde man dies Überprüfungen besser aufteilen, wäre schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung getan. Die Schüler könnten mehr Leistung bringen. weil sie nicht für so viele Prüfungen auf einmal lernen müssten und stünden auch unter geringerem Druck. Dennoch sehe ich das Hauptproblem weiterhin im Gleichmachen der Schüler und dem Orientieren am Durchschnitt.
Diese Problematik müsste jedoch mit anderen Mitteln angegangen werden. Ein Umdenken sollte stattfinden, damit die Schüler nicht mehr bloß als graue Masse wahrgenommen werden, in der jegliche Individualität verloren geht, sondern einzeln mit ihrem Potenzial und ihren Stärken, statt ihren Schwächen. Ist das geschafft, kann man die nächsten Schritte in Angriff nehmen- Eine Überarbeitung des Lehrplans beispielsweise und ein flexibles Modul-System, das Schülern ermöglicht sich ganz auf ihre Stärken zu konzentrieren. Außerdem sollten in einer Klasse maximal 18 Schüler sitzen, damit sich die Lehrer mehr auf jeden einzelnen von ihnen einstellen können. Würde all das umgesetzt werden, wäre Leistungsdruck und Schulstress am Ende wirklich nur eine Ausrede fauler Schüler und nicht bittere Realität.