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Nusskartoffel

29.04.2015, 19:37

Danke schon mal an alle, die diesen ellenlangen Text durchlesen werden ! (Text geht in Kommentaren weiter, da Platzmangel)

Zurzeit besuche ich den sozialen Zweig einer FOS. Wie einige bestimmt wissen sind im ersten Jahr ein Praktikum im erzieherischen so wie im pflegerischen Bereich zu absolvieren. Ersteres habe ich mit viel Freude und vielen neuen Erfahrungen abgeschlossen. Mein Pflegepraktikum wollte ich in einem Krankenhaus machen. Habe mich dort für eine chirugische Station entschieden, wobei ich wohl eher mit einem Einsatz im orthopädischen Bereich gerechnet hatte, jedoch für eine Station die auf chirugische Eingriffe im/am Bauch sowie sämtliche Gefäße spezialisiert ist, eingeteilt wurde. Gestern hatte ich meinen ersten Tag dort. Ich muss sagen, dass mein Problem absolut nichts mit meinen Kollegen dort zu tun hat. Mir wurde von einem anderem Praktikanten, der schon länger dort war, alles erklärt und gezeigt und fühlte mich dort eigentlich ziemlich gut aufgehoben. Mein Problem liegt daran, dass die Patienten dort größtenteils mehr tot als lebendig auf mich wirkten. Die meisten sind dazu noch älter und ich konnte mir bei vielen nicht vorstellen, dass sie die Klinik lebendig verlassen werden. Nun habe ich seit ich denken kann eine große Angst vorm Älterwerden (bitte nicht falsch verstehen: vor meinem eigenen Älter werden, nicht vor alten Menschen). Keine Ahnung, ob es dafür einen bestimmten Grund gibt, aber die Angst ist da. Jedenfalls bekomme ich selbst riesige Panik vor meiner Zukunft, wenn ich diese Menschen da so "hilflos" sehe. Beim Füttern einer Frau, die schon seit einigen Wochen dort lag, erzählte sie mir eine halbe Stunde lang, dass sie lieber schon längst tot wäre, anstatt dort zu sein. Man solle ihr einfach einen Totenschein ausstellen und zu ihrem Infusionsschlauch meinte sie, dass ihr Strick ja schon bereit stünde. Ich verstehe, dass sie wahrscheinlich selbst große Angst hat und sie das vielleicht nicht wirklich so meint. Aber ich kann mit sowas nicht umgehen. Das macht mich fertig. Ein älterer Mann auf der Station hat einen künstlichen Darmausgang bekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas schon an meinem ersten Tag sehen werde. Wobei dieser Anblick mir weniger ausmachte, als die Tatsache, dass dieser Mann so unfähig war sich irgendwie selbst zu versorgen oder sich zu verständigen. Er war leichenblass und röchelte mehr als zu atmen. Das Ding ist, dass man mir meine Gefühle zu der Zeit nicht ansah und auch mir selbst wurde erst bewusst, dass ich nicht fähig bin nochmal einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen, als ich zu Hause vor meiner Familie in Tränen ausbrach. Ich weinte immer wieder und auch heute noch, als ich meinem Lehrer sagte, dass ich dieses Praktikum unmöglich fortsetzen kann. Ich kam/ komme mir so dumm vor. Ich mein ich bin ja nicht die erste Praktikantin dort und viele vor mir hatten bestimmt nicht dererlei Probleme damit dieses zu Ende zu führen. Ich frage mich warum genau mir das so nahe geht.