Homosexualität eine Sünde?

Ich bin was das betrifft jetzt etwas beunruhigt. Seit ich 15 bin, war ich der festen Überzeugung nichts falsches oder sündiges zu tun. Als ich damals 2001 meine jetzige Frau Julia geheiratet habe, war ich der festen Überzeugung, den Bund den ich vor Gott schließe, wäre richtig. Der Priester oder die Kirche waren nicht ausschlaggebend. Es wäre für mich das selbe gewesen, wenn z.B. meine beste Freundin den Priester ersetzt hätte. Es ging mir um den Bund vor und zu Gott. Dass die kaholische Kirche mich im Stich gelassen hat, hat mich damals nicht gewundert. Also haben ich und meine Frau evangelisch geheiratet (keine richtige Hochzeit da ich nunmal katholisch bin und sie evangelisch). Wir haben uns extra einen Priester aus der USA einfliegen lassen, Julia hatte da drauf bestanden.

Jetzt kommt es mir so vor als wäre das alles falsch. Als wäre es eine Sünde. Ich und meine Frau sind jetzt 10 Jahre verheiratet und es kam mir nie falsch vor. Was wenn dieser Bund vor Gott nichts bedeutet? Wenn er nicht nur nichts bedeutet, sondern sogar eine Sünde ist? (Ich beziehe mich jetzt nicht auf die Kirche, laut der man ja nicht mal Verhüten soll und hinehmen muss, dass man sich eventuell mit Aids ansteckt). Hier geht es nicht um die ach so heilige Kirche. Hier geht es nur um Gott. Ich weiß nicht woher dieser Zweifel kommt und ich komme mir ziemlich unreif vor, weil ich diese Frage stelle, aber ich weiß mir einfach nicht anders zu helfen... Was meint ihr dazu?

lg

Caro

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Hallo RosRegenbogen, die Frage, ob Homosexualität Sünde ist, wurde ja schon ziemlich kontrovers diskutiert.

Du fragst ja ausdrücklich, was Gott zu deiner Ehe sagen könnte und nicht die Kirche oder die Bibel. Die Kirche hat in den 200 Jahren ihres Bestehens immer wieder ihre Lehre neu ausgedrückt. Dabei wurden auch Weisungen zurückgenommen bzw. berichtigt. Die Kirche ist im Wandel und deshalb ist das halt so.

Sicher ist die Bibel Ausdruck von Gottes Willen. Jedoch ist sie ebenso von Menschenhand geschrieben und: immer in die jeweilige Zeit hinein, in der der menschliche Autor lebte. Zu biblischen Zeiten ging man davon aus, dass jeder Mensch die Wahl hat, ob er hetero oder homo lebt ( sagt man das so?). Heute weiß man, dass dies nicht so ist, sondern dass Menschen zu 90 % so oder so geboren werden. In ganz wenigen Fällen hat das mit der Kindheitsgeschichte desMenschen zutun und auch dann ist die Entscheidung nicht "freiwillig".

Ich glaube nicht, dass Gott irgendjemanden verurteilt, weil er das lebt, was er ist. Denn Gott hat jeden Menschen erschaffen mit all seinen Talenten, Fähigkeiten und Vorlieben und, davon gehe ich aus, auch mit seiner sexuellen Vorliebe. Wenn für dich die Bibel und die Kirche nicht maßgebend sind, bleibt nur eine weitere Möglichkeit, nach Gottes Willen zu fragen: da wir alle Geschöpfe Gottes sind, ist Gott auch in jedem von uns. Gottes Stimme in uns wird oft als Gewissen bezeichnet. Aber auch das Gewissen wird mitgeprägt von der Umwelt, der Erziehung etc.

Dennoch: Wenn du einmal alles, was andere Menschen sagen beiseite lässt und ganz tief in dich hineinhorchst, was sagt dir dann deine (Gottes) innere Stimme? Fühlt es sich für dich richtig/stimmig an, mit einer Frau/mit deiner Frau zusammenzuleben? Sind die Zweifel, die du bekommen hast, entstanden durch Äußerungen anderer oder sind sie in dir von alleine aufgestiegen? Wie würde es sich für dich anfühlen, mit einem Mann zusammenzuleben? Hast du vielleicht nicht grundsätzliche Zweifel, sondern liegt es vielleicht daran, dass du nicht mehr sicher bist, ob deine Frau die Richtige für dich ist?

Diese Fragen sind sehr persönlich und du kannst sie dir nur selbst beantworten. Und dann kann es sein, dass im Laufe der Zeit eine Antwort in dir heranreift. Du könntest jede der Fragen ( und auch deine anderen Fragen) jeweils ein paar tage mit dir herumtragen und warten,w elche Antwort sich jeweils bildet. Diese Zeit darfst du dir ruhig nehmen.

Du kannst dir aber auch Hilfe suchen, indem du in einer Beratungsstelle ein Gespräch suchst oder mit einem Psychotherapeuten redest. Bevor du dir falsche Schuldgefühle auflädst, wäre das eine gute Möglichkeit, dir helfen zu lassen.

Denn die Frage ist, so scheint es mir, für dich sehr wichtig.

Vielleicht kannst du auch mit deiner Frau darüber reden und ihr steht das gemeinsam durch.

Ich denke zudem, dass das, was sich für dich 10 Jahre lang richtig anfühlte, keine Sünde sein kann, denn Sünde bedeutet ja, dass auch Vorsatz dabei ist. Was jetzt ist, wäre dann zu klären.

Und noch was: Wenn du davon ausgehst, dass Gott dich, wie jeden Menschen liebt, dann will er auch, dass du liebst. Und zur Liebe gehört nicht nur Sex (darauf waren meine Vorredner mit ihren Aufzählungen von Bibelstellen etc.leider fast ausschließlich. aus) . Wenn wir einen anderen Menschen wirklich lieben, dann wird in dieser Liebe Gottes Liebe sichtbar und spürbar. Für mich wird dann spätestens ziemlich klar, dass wahre Liebe keine Sünde sein kann.

Und noch was: Solche Fragen sind niemals ein Zeichen für Unreife, ganz im Gegenteil.

Ich wünsch dir, dass du eine gute Antwort für dich findest.

Mechtelfragt

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Hallo Hoodlum,

ich kann deine Frage grundsätzlich nachvollziehen, denn viele schlimme Kriege und andere Greuel waren und sind religiös motiviert. Aber nicht die Religion ist das Problem, sondern wenn sie von Menschen als Instrument benutzt wird, bzw. um Macht über andere oder Reichtum zu erlangen. Wenn eine bestimmte Idelogie dahinter steckt, wird es auch gefährlich, nämlich immer dann, wenn man sie für die einzig richtige hält und daher alles andere meint. bekämpfen zu müssen. Das Problem ist also menschengemacht. Man kann ja auch nicht das Essen verbieten, weil sich einige Menschen höchst ungesund ernähren.
Ich denke, dass man Religion überpaupt nicht nicht abschaffen kann, selbst wenn man wölte. Jeder Mensche ist religiös. Denn religiös bedeutet für mich, z.B. das ich mich in Beziehung zu meinem Schöpfer setze. Und selbst wenn ich verneine, dass es Gott gibt, bin ich doch letztlich auf der Suche nach Sinn, dem Sinn meines Lebens. Das ist für mich religiös. Denn dann suche ich nach mehr, ich will nicht nur exisitieren, atmen, schlafen, arbeiten etc., sondern ich suche nach Sinn, nach ewigem Leben. Und das ist in jedem Menschen grundgelegt. Daher kann man Religion überpaumt nicht abschaffen, sonst müsste man die Menschen abschaffen..

Wogegen man sich friedlich stellen kann, soll, vielleicht sogar muss, ist jedwede Form von Radikalismus. Ich kann keinem anderen vorschreiben, wass er zu glauben hat. Ich darf ihn auch nicht verurteilen, bekämpfen, auf ihn herabsehen, weil er nicht meinen Glauben teilt. Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt und jeder kann nur seinen Weg suchen,nicht den, eines anderen. Daher kann man nur versuchen, jedem Menschen und seiner Religiosität Achtung entgegen zu bringen. Da wir alle von einem Gott abstammen, würde uns das als Menschen nicht entzweien, sondern es würde eine Vielfalt geben, ein Nebeneinander und als Ziel irgendwann ein Miteinander. Einheit in Vielfalt also. Das wäre mein Traum. Und dazu kann ich nur für mich sehen, was ich dazubeitragen will und kann. Zwang ist jedenfalls nicht hilfreich.

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Hallo Metallfreak 6000, du stellst eine Frage, die sich wohl viele stellen.

Ich kann dir nur sagen, warum und wie ich bete.

Beten ist mehr als nur bitten, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen. Das ist nicht wie eine Bestellung im Otto-Kalatog.

Beten bedeutet für mich, Kontakt mit Gott haben, ihm sagen, was in mir vorgeht. Dabei bitte ich natürlich auch (um Schutz für mich und meine Familie, darum, dass er mir zeigt, was mein Weg ist, aber nicht um einen Lottogewinn etc.).
Ich bin sicher, dass Gott mich hört, und nicht nur das, er gibt auch Antwort. Aber nicht wie in den Bibelfilmen am Fernseher, wo eine Stimme aus dem "Off" kommt. Manchmal aber "spricht" eine Stimme, ganz tief in mir. Und mir werden Dinge deutlich, die vorher noch sehr verworren waren. Manchmal verstehe ich plötzlich Zusammenhänge, die ich vorher noch nicht so sah. Manchmal "spricht" Gott auch durch einen anderen Menschen, der mir einen Tip, einen Rat gibt, oder der mich tröstet. Das sind nur einige Möglichkeiten, wie Gott antwortet.

Aber eines ist sicher, Gott tut nichts für mich, was ich selbst tun könnte. Denn er hat mir und allen anderen Menschen viele Talente mitgegeben, und die Fähigkeit dazuzulernen. Und wir werden nur erwachsen, wenn wir uns ausprobieren. Ich frage mich nicht mehr so oft, "Warum geschieht das?" sondern viel öfter "Wozu geschieht das?" "Was will ER mir damit sagen?"

Auch das Danken gehört für mich zum Gebet dazu, genauso wie das Jubeln, das Klagen... Ich wende mich in jeder Lebenslage an Gott. Und wenn es mir schlecht geht, dann sage ich ihm das auch, deutlich.

Wenn er einen glühenden Wunsch von mir nicht erfüllt, dann frage ich mich, ob mein Wunsch vielleicht gar nicht gut ist für mich. Vielleicht schadet es mir mehr. Und Gott weiß oft viel besser, was gut für mich ist. Das weiß ich allerdings meist erst, wenn ich zurückschaue auf mein Leben. Als ich z.B. nach meiner Ausbildung nicht übernommen wurde, war ich monatelang arbeitslos. Gerne wäre ich dort geblieben. Für mich war das eine Katastrophe. Aber durch diese gezwungene "Auszeit" begann ich neu zu überlegen, was ich will und kann und später fand ich dann meinen Beruf, mit dem ich mich wirklich identifizieren kann.

Warum es soviel Leid auf der Welt gibt? Gott hat uns einen freien Willen gegeben und wenn man genau hinschaut, dann passiert das meiste Elend ( Kriege, Hungersnöte etc.), weil Menschen Macht wollen, Geld und Einfluß. Das erklärt nicht alles, aber vieles.

Letztlich können wir Gott nicht verstehen, wenn das möglich wäre, was wäre das dann für ein "erbärmlicher" Gott, der nicht grö0er ist als unser Verstand. An einen solchen Gott könnte ich nicht glauben.

Glauben braucht auch Gemeinschaft, Austausch. Dann drehen sich meine Gedanken nichtmehr nur im Kreis, oder nur um mich, dann lerne ich andere Sichtweisen kennen und manches sieht dann schon ganz anders aus. Das erfährt man aber nur, wenn man es ausprobiert.

Übrigens: Glauben heißt vertrauen und ohne Vertrauen in Gott ist kein tragender Glaube möglich. Und: Auch ich kenne Zeiten, wo ich zweifle, wo ich glaube, dass Gott mich nicht hört. Aber wie gesagt, Vertrauen ist nötig, und das muss mit der Zeit wachsen.

Mechtelfragt

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Ich kann dir nur raten, dich über beide christlichen Kirchen gut zu informieren. Dabei ist es vielleicht wichtig, dich theoretisch zu informieren, über die Unterschiede und die (vielen) Gemeinsamkeiten. Andererseits kannst du sich auch ganz praktisch vor Ort umschauen und die nächste katholische und evangelische Gemeinde versuchen, kennen zu lernen, indem du Verantwortliche ansprichst un in Gruppen "hineinschnupperst". Eine Entscheidung wächst dann langsam.

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