Hallo PapaAkkordeon,
Das Thema Suizid und Sterbehilfe ist unglaublich komplex und emotional, weil es Fragen berührt, die tief in unsere Gesellschaft, unsere Werte und unsere Menschlichkeit greifen. Viele haben Schwierigkeiten, sich damit auseinanderzusetzen, weil es Angst macht – Angst vor der eigenen Sterblichkeit bzw. Vergänglichkeit, vor dem Schmerz anderer, oder davor, etwas falsch zu machen.
Der Grund, warum Suizid oft ein Tabuthema ist, liegt vielleicht darin, dass viele nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Die Vorstellung, dass jemand so viel Leid empfindet, dass er keinen anderen Ausweg sieht, kann einen in die Verzweiflung treiben. Wir neigen dazu, Themen, die wir nicht verstehen oder kontrollieren können, zu vermeiden oder zu verdrängen.
Wenn man jemanden vom Suizid abzuhalten versucht, geschieht das oft aus Liebe, Mitgefühl oder manchmal auch aus Egoismus – weil man die Person nicht verlieren möchte. Es kann aber auch sein, dass die Gesellschaft schlicht Angst hat, diese Grenze zu überschreiten, denn die Entscheidung über Leben und Tod ist keine leichte.
Bei Tieren ist die Sache "einfacher", weil wir entscheiden können, dass sie nicht länger leiden müssen, "ohne" dass "moralische oder religiöse Überzeugungen" dabei im Weg stehen. Aber wenn es um Menschen geht, wird es komplizierter, weil viele glauben, dass das Leben einen inhärenten Wert hat, egal wie schwer es ist oder welche Qualität dieses aufweist. Manche denken auch, dass man in einer schlechten Phase vielleicht noch Hoffnung hat, dass sich die Dinge ändern könnten.
Ich persönlich finde, dass Sterbehilfe unter strengen Bedingungen erlaubt sein sollte - auch wenn dies in manchen Ländern wie bspw. der Schweiz unter begrenzten Vorlagen schon möglich ist - , um Menschen in extremem Leiden eine Möglichkeit zu geben, würdevoll zu gehen. Das sollte jedoch immer gut durchdacht und begleitet werden, damit man sicherstellen kann, dass die Entscheidung wirklich aus freiem Willen getroffen wird und nicht aus einem momentanen Gefühl der Hoffnungslosigkeit heraus.
Dass man jemanden, der über Suizid nachdenkt, sofort "in die Klappse" steckt, halte ich für einen Fehler. Viel wichtiger wäre es, zuzuhören, Verständnis zu zeigen und echte Unterstützung anzubieten. Jeder Mensch verdient es, ernst genommen zu werden – in seinem Schmerz, aber auch in seiner Entscheidungsfreiheit.
Darüber hinaus möchte ich Sonjas Nachricht aus dem Support nochmals unterstreichen, falls du dich in einer solchen oder ähnlichen Situation befindest.
Mit freundlichen Grüßen,
Marcel