Hey,
ich habe vor kurzem mein anderthalbjähriges FSJ in einer Psychiatrie beendet. Eingesetzt war ich für ein Jahr auf einer allgemeinpsychiatrischen offenen Station und ein halbes Jahr auf einer geschützten gerontopsychiatrischen Station.
Auf der offenen Station waren hauptsächlich Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 60. Die meisten hatten eine Depression, es gab aber auch ab und zu Patienten mit Schizophrenie, Angststörungen oder aber zwanghaften Störungen. Manche sprechen kaum, manche reagieren unfreundlich auf dich, sind vorwurfsvoll, das ist von Patient zu Patient sehr verschieden muss. Ich leider sagen, dass mir das Jahr nicht sonderlich viel Spaß gemacht hat, da die Patienten sehr selbstständig waren und ich wenig tun konnte.
Hauptsächlich habe ich dort Betten ausgewaschen, Botengänge erledigt, Patienten zu Therapien begleitet, mich mit ihnen unterhalten...ich fand es am Anfang schon sehr schwierig, richtig mit ihnen umzugehen, denn man hat doch einige Hemmungen.
Auf der gerontopsychiatrischen geschützten Station waren Patienten ab 60, von denen die meisten stark dement waren. Die Arbeit dort hat mir deutlich mehr Spaß gemacht. Ich musste die Patienten duschen, pflegen, ihnen das Essen vorbereiten und teilweise anreichen, Patienten in andere Krankenhäuser begleiten, 1:1-Betreuung durchführen, mit ihnen spielen, etc., dort war einfach immer viel zu tun. ABER: Dort hast du auch mit aggressiven und schwer einschätzbaren Patienten zu tun. Sie beschimpfen einen, schlagen teilweise, erzählen dir 586949 Mal das Gleiche...da solltest du schon ein dickes Fell mitbringen. Aber es waren die kleinen Dinge, die mich glücklich gemacht haben dort. Ein Lächeln, ein freundliches Wort, teilweise auch lustige Situationen.
Ansonsten gibt es noch Suchtstationen, Stationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Borderline oder Traumatherapie o.ä.
Insgesamt brauchst du viel Geduld, einiges an Durchhaltevermögen und wie schon gesagt ein dickes Fell, denn es kommt durchaus vor, dass die Patienten dich nerven.
Aber mir hat das FSJ sehr viel gebracht. Ich habe den Umgang mit psychisch Kranken gelernt, habe die verschiedensten Krankheitsbilder kennen gelernt und bin durch meine Arbeit deutlich selbstbewusster geworden. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, mal in der Psychiatrie zu arbeiten, denn danach hat man sicher ein ganz anderes Bild vom Alltag dort.
liebe Grüße,
Malvora :)